Stand: 04.12.2009 11:09 Uhr

"Deutschland süßsauer": Entdeckungsreise durch die deutsche Migrations-Wirklichkeit

Sendetermin: Montag, 7. Dezember, 23.00 Uhr, NDR Fernsehen

Man muss in Deutschland nichts weiter tun als hinschauen: in die Würstchenbude von Qua Nam aus Saigon, in Abdullahs arabischen Möbelladen, in die kurdische Bäckerei ums Eck oder in Tatjanas russischen Friseursalon. Dann wird schnell klar, dass es 50 Jahre, nachdem die ersten Gastarbeiter aus den Zügen stiegen, die Migranten nicht gibt. Die Einwanderermilieus präsentieren sich so facettenreich und widersprüchlich wie die Mehrheitsgesellschaft auch. Für die Dokumentation "Deutschland süßsauer" hat sich NDR Autorin Eilika Meinert, Deutsche ohne Migrationshintergrund, auf Entdeckungsreise durch die arabisch-, türkisch-, kurdisch-, asiatisch- und russisch-deutsche Wirklichkeit begeben. In der niedersächsischen Kleinstadt Freren und der Hauptstadt Berlin trifft sie auf Junge und Alte, Friedliche und Aggressive, Studierte und ohne Abschluss von der Schule Gegangene. Das NDR Fernsehen zeigt den Film am Montag, 7. Dezember, um 23.00 Uhr.

Die Autorin streift mit orientierungslosen Jugendlichen der dritten Generation durch die Viertel und erfährt, wie schwer es sein kann, sich einen Weg zwischen familiärem Orient und den Erwartungen des Okzidents zu bahnen. "Das Problem ist einzig und allein das Bildungsniveau der Eltern. Sie können weder lesen noch schreiben. Sie leben mit der Harz IV-Infusion des Staates gemütlich abseits der Mehrheitsgesellschaft", kommentiert Gilles Duhem, Sozialarbeiter im Rollbergviertel (Berlin-Neukölln). Duhem: "Das Problem ist nicht die Moschee, das Problem ist nicht die Herkunft, das Problem ist: denken zu lernen."

Eilika Meinert dokumentiert auch die Reaktionen auf die polemischen Zuspitzungen von Bundesbank-Vorstand Thilo Sarrazin - zum Beispiel von Onur Kücük, Arzt aus Kreuzberg, der mit seinem Freund im Café darüber nachdenkt, ob man nicht eine Gemüse-Laden-Kette mit dem Namen "Chez Sarrazin" aufmachen sollte. "Erst holt ihr euch die ungebildeten, billigen Arbeitskräfte aus Anatolien und dann erwartet ihr, dass aus deren Kindern Nobelpreisträger werden?"
Obwohl in der norddeutschen Kleinstadt Freren jeder fünfte Einwohner aus Kasachstan oder Sibirien stammt, bewahrheitet sich in dem Ort nichts von dem, was vermeintlich in der Kriminalitätsstatistik steht. Statt jugendlichen Straftätern trifft Meinert auf ein Neubauviertel aus dem Bilderbuch. Die Antwort der Familie Scheck, die hier wohnt, ist klar: "Wer will, der kann!"

Die Dokumentation "Deutschland süßsauer" ist kein politisch korrekter Streifzug, eher ein Film voller neugieriger Blicke abseits offiziell geführter Integrationsdebatten.


4. Dezember 2009 / IB

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