Stand: 28.05.2009 17:34 Uhr

"Fülle und Herrlichkeit" - das NDR Sinfonieorchester mit Werken von Webern, Schumann und Haydn

Konzerte: So., 14. Juni, 11 Uhr; Mo., 15. Juni, 20 Uhr, Laeiszhalle Hamburg Einführungsveranstaltung: Montag, 15. Juni, 19 Uhr, Kleiner Saal, Laeiszhalle Sendung: Sonntag, 14. Juni, 11 Uhr, live auf NDR Kultur

Das Cellokonzert a-Moll von Robert Schumann gehört zum "Allerheiligsten" der Celloliteratur und stellt in seiner Verbindung von Virtuosität und Kantabilität hohe Ansprüche an den Solisten. Das Werk wurde 1850 komponiert, jedoch arbeitete Schumann noch während seiner letzten Lebensjahre in der Nervenheilanstalt an dem Werk. Clara Schumann notierte: "Die Ärzte brachten ihn zu Bett, dann stand er aber wieder auf und machte Korrekturen von seinem Violoncellokonzert, er meinte dadurch etwas erleichtert zu werden von dem ewigen Klange der Stimmen." Erst vier Jahre nach seinem Tod wurde das Cellokonzert am 23. April 1860 in Oldenburg uraufgeführt.

Aus gesundheitlichen Gründen musste der Cellist Truls Mørk seine Mitwirkung bei den letzten beiden Saisonkonzerten mit dem NDR Sinfonieorchester am Sonntag, 14. Juni, 11.00 Uhr und Montag, 15. Juni, 20.00 Uhr in der Hamburger Laeiszhalle absagen. Dankenswerterweise wird Alban Gerhardt unter der Leitung des Chefdirigenten Christoph von Dohnányi den Solopart in Schumanns Cellokonzert übernehmen. Somit kann das Programm an beiden Abenden unverändert stattfinden.

Eröffnet wird das Konzert mit Anton Weberns Passacaglia für Orchester d-Moll op. 1. Das Werk hat Webern nach dem Abschluss seines Kompositionsstudiums bei Arnold Schönberg geschrieben - es ist sein kompositorisches Gesellenstück. Die Passacaglia wurde durch die Vierte Sinfonie von Johannes Brahms inspiriert und steht in direkter Nachfolge der Spätromantik.

Nach der Pause folgt Joseph Haydns Sinfonie D-Dur Hob. I: 104, die im Frühling des Jahres 1795 während seines zweiten Besuchs in London komponiert wurde. Uraufgeführt wurde die Sinfonie von Haydn selbst am 4. Mai 1795 bei einem vom Komponisten geleiteten Benefizkonzert zu seinen Gunsten. Das Publikum nahm sie begeistert auf. Haydn notierte in seinem Tagebuch: "Die ganze Gesellschaft war äußerst vergnügt und auch ich. Ich machte diesen Abend vier tausend Gulden. So etwas kann man nur in England machen." Und der "Morning Chronicle" schrieb, diese Sinfonie "überträfe mit ihrer unerschöpflichen Fülle und Herrlichkeit alle anderen Werke Haydns."

Die Künstler:

Das NDR Sinfonieorchester, zukünftig "Orchestra in Residence" der Elbphilharmonie, wurde 1945 als eines der ersten großen deutschen Rundfunkorchester gegründet. Über ein Vierteljahrhundert lang prägte Hans Schmidt-Isserstedt, der erste Chefdirigent, das künstlerische Profil des Orchesters. Neben der Pflege des klassisch-romantischen Repertoires liegt ein Schwerpunkt der Arbeit auf der Präsentation zeitgenössischer Werke. Dirigenten wie Bruno Maderna, Pierre Boulez oder Krzysztof Penderecki leiteten wichtige Uraufführungen. Ab Anfang der 80er-Jahre erreichte die 20-jährige intensive Zusammenarbeit des Orchesters mit Günter Wand eine ähnliche Bedeutung wie die Ära Schmidt-Isserstedt. Wand hat bis zu seinem Tod im Jahr 2002 die künstlerische Arbeit des NDR Sinfonieorchesters besonders geprägt. Die Reihe der Chefdirigenten wurde in den 90er-Jahren zunächst mit Sir John Eliot Gardiner und Herbert Blomstedt fortgesetzt. 1998 wurde Christoph Eschenbach in diese Position berufen. Seit Beginn der Saison 2004/05 setzt Christoph von Dohnányi die Tradition bedeutender Dirigentenpersönlichkeiten in der Chefposition des Orchesters fort. Neben ihm nimmt Alan Gilbert, designierter Music Director des New York Philharmonic, die Position des ersten Gastdirigenten ein. Ab September 2011 wird Thomas Hengelbrock die Nachfolge von Christoph von Dohnányi als Chefdirigent des NDR Sinfonieorchesters übernehmen.

Christoph von Dohnányi wurde in Berlin geboren. Er begann zunächst ein Jurastudium in München und wechselte nach zwei Jahren an die Münchner Musikhochschule. Bei seinem Großvater Ernst von Dohnányi setzte er sein Studium an der Florida State University fort. 1953 wurde er von Sir Georg Solti zum Dirigenten und Korrepetitor an die Oper Frankfurt berufen. Im Alter von 27 Jahren wurde er in Lübeck der jüngste Generalmusikdirektor Deutschlands, bevor er die Stelle des Chefdirigenten beim
WDR Sinfonieorchester Köln antrat. Seine weitere Karriere führte ihn nach Frankfurt, wo er Generalmusikdirektor und später Operndirektor wurde, und 1978 nach Hamburg, wo er als Intendant und Chefdirigent die Oper leitete. 1981 dirigierte Dohnányi erstmals das Cleveland Orchestra, dem er 20 Jahre lang vorstehen sollte, zuerst als Music Director designate und dann von September 1984 bis August 2002 als Music Director. Ab 1997 war Christoph von Dohnányi zehn Jahre lang Principal Conductor beim Philharmonia Orchestra London, dessen Ehrendirigent auf Lebenszeit er heute ist. Gemeinsam mit dem Orchester folgt er zahlreichen Einladungen in die großen Musikmetropolen der Welt, u. a. nach Wien, Paris, Madrid, Tokio und New York sowie zu den Festivals in Luzern und den BBC Proms in London.

Alban Gerhardt startete seine internationale Karriere, die ihn inzwischen zu mehr als
160 verschiedenen Orchestern geführt hat, nach frühen Wettbewerbserfolgen und seinem Debüt als 21-Jähriger bei den Berliner Philharmonikern. Partner am Pult waren u. a. Kurt Masur, Christoph von Dohnányi, Christoph Eschenbach, Sir Neville Marriner, Sir Colin Davis, Leonard Slatkin, Fabio Luisi, Sakari Oramo sowie Paavo und Neeme Järvi. In den vergangenen Spielzeiten war Gerhardt u. a. bei den Berliner Philharmonikern zu Gast sowie beim hr-Sinfonieorchester, dem Symphonieorchester des BR, dem
NDR Sinfonieorchester, dem Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin und dem Gewandhausorchester Leipzig. Weiterhin war er mit dem BBC Symphony Orchestra in Londons Barbican Hall zu hören und debütierte in der New Yorker Carnegie Hall mit dem Fort Worth Symphony Orchestra. Weitere Debüts standen beim Toronto Symphony Orchestra an sowie beim KBS Symphony Orchestra Seoul, beim New Japan und Malaysia Philharmonic Orchestra und bei den Orchestern von Bergen, San Antonio und San Diego. Zu den Höhepunkten dieser Spielzeit gehören zwei Auftritte in der Royal Albert Hall bei den Londoner Proms, die Wiedereinladungen zum City of Birmingham Orchestra unter Andris Nelsons, zum Boston Symphony und dem RSB unter Marek Janowski, Debüts beim Oslo Philharmonic, Sidney und Melbourne Symphony sowie bei den Radiosinfonieorchestern von Saarbrücken und Helsinki. Alban Gerhardt verfügt über ein umfangreiches Repertoire, das er durch die Zusammenarbeit mit zeitgenössischen Komponisten wie Unsuk Chin, Peteris Vasks, Brett Dean, Jörg Widmann und Matthias Pintscher kontinuierlich erweitert. Seine CD-Einspielungen sind mehrfach ausgezeichnet worden, u. a. mit dem Echo Klassik Preis 1998 und 2003. Seit drei Jahren nimmt er
exklusiv für das britische Label "Hyperion" auf, bei dem er die Reihe "Romantische Cellokonzerte" begründete. Ende 2008 erschien seine dritte Recital-CD (Sonaten von Chopin und Alkan) sowie eine Einspielung von Honeggers Cellokonzert mit dem BBC National Orchestra of Wales unter der Leitung von Thierry Fischer. Alban Gerhardts wichtigste Lehrer waren Boris Pergamenschikow, Markus Nyikos und Frans Helmerson.

Karten für Hamburg gibt es zu 9 Euro bis 41 Euro (zzgl. 10 % Vorverkaufsgebühr) im
NDR Ticketshop im Levantehaus, Mönckebergstr. 7, 20095 Hamburg, Tel.: 0180/178 79 80 (bundesweit zum Ortstarif; Preise aus dem Mobilfunknetz können abweichen), E-Mail: ticketshop@ndr.de.


www.ndrsinfonieorchester.de


28. Mai 2009 / JS

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