Stand: 14.05.2009 15:58 Uhr

Dem lieben Gott gewidmet - das NDR Sinfonieorchester mit Bruckner und Wolf

Konzert: Sonntag, 24. Mai, 20.00 Uhr, Laeiszhalle Hamburg Sendung: Montag, 13. Juli, 20.00 Uhr, NDR Kultur

Er ist der "Meister des Liedgesangs": Die Leidenschaft des amerikanischen Baritons Thomas Hampson gilt dem deutschen Repertoire zwischen Schubert, Mahler, Wolf und Strauss. Seinem Engagement in diesem Bereich sind verschiedene Konzertreihen, Einspielungen, Fernseh- und Multimediaprojekte zu verdanken. Und ganz nebenbei ist er ein gefeierter Star der renommierten Opernhäuser der Welt.

Am Sonntag, 24. Mai, setzt sich Thomas Hampson ab 20.00 Uhr in der Hamburger Laeiszhalle gemeinsam mit dem NDR Sinfonieorchester unter der Leitung von Christoph von Dohnányi mit Liedern von Hugo Wolf auseinander: Drei Gesänge des Harfenspielers und eine Auswahl von Liedern nach Gedichten von Mörike und Goethe stehen auf dem Programm. Dem österreichischen Komponisten Wolf gelang es, mit seinen Liedern eine musikalische Sprache voller poetischer Bilder zu entwickeln, ohne die der spätere Expressionismus nicht denkbar gewesen wäre. Die Überlieferung der Romantik öffnet sich hier für neue Ausdruckssphären und hält doch Verbindung zur Tradition.

Nach der Pause widmet sich das NDR Sinfonieorchester der Neunten Sinfonie von Anton Bruckner. Fast ein Jahrzehnt lang arbeitete der Komponist daran - bis zu seinem Tod am 11. Oktober 1896. Nur die ersten drei Sätze sind vollständig überliefert. Der letzte Satz, ein Adagio, ist in seinem Ausdrucksgehalt und seiner kompositorischen Dichte ein Gegengewicht zu dem monumentalen Hauptsatz. Das Scherzo ist das wohl seltsamste und zugleich fortschrittlichste Stück Musik, das Bruckner geschrieben hat: eine fantastisch-realistische Vorschau auf das
20. Jahrhundert. Auch als Fragment markiert diese Sinfonie unbestreitbar den Höhepunkt in Bruckners Schaffen. Der Komponist hat sie "dem lieben Gott" gewidmet.



Die Künstler:

Das NDR Sinfonieorchester, zukünftig "Orchestra in Residence" der Elbphilharmonie, wurde 1945 als eines der ersten großen deutschen Rundfunkorchester gegründet. Über ein Vierteljahrhundert lang prägte Hans Schmidt-Isserstedt, der erste Chefdirigent, das künstlerische Profil des Orchesters. Neben der Pflege des klassisch-romantischen Repertoires liegt ein Schwerpunkt der Arbeit auf der Präsentation zeitgenössischer Werke. Dirigenten wie Bruno Maderna, Pierre Boulez oder Krzysztof Penderecki leiteten wichtige Uraufführungen. Ab Anfang der 80er-Jahre erreichte die 20-jährige intensive Zusammenarbeit des Orchesters mit Günter Wand eine ähnliche Bedeutung wie die Ära Schmidt-Isserstedt. Wand hat bis zu seinem Tod im Jahr 2002 die künstlerische Arbeit des NDR Sinfonieorchesters besonders geprägt. Die Reihe der Chefdirigenten wurde in den 90er-Jahren zunächst mit Sir John Eliot Gardiner und Herbert Blomstedt fortgesetzt. 1998 wurde Christoph Eschenbach in diese Position berufen. Seit Beginn der Saison 2004/05 setzt Christoph von Dohnányi die Tradition bedeutender Dirigentenpersönlichkeiten in der Chefposition des Orchesters fort. Neben ihm nimmt Alan Gilbert, designierter Music Director des New York Philharmonic, die Position des ersten Gastdirigenten ein. Ab September 2011 wird Thomas Hengelbrock die Nachfolge von Christoph von Dohnányi als Chefdirigent des NDR Sinfonieorchesters übernehmen.

Christoph von Dohnányi ist in Berlin geboren. Er begann zunächst ein Jurastudium in München und wechselte nach zwei Jahren an die Münchner Musikhochschule. Bei seinem Großvater Ernst von Dohnányi setzte er sein Studium an der Florida State University fort. 1953 wurde er von Sir Georg Solti zum Dirigenten und Korrepetitor an die Oper Frankfurt berufen. Im Alter von 27 Jahren wurde er in Lübeck der jüngste Generalmusikdirektor Deutschlands, bevor er die Stelle des Chefdirigenten beim
WDR Sinfonieorchester Köln antrat. Seine weitere Karriere führte ihn nach Frankfurt, wo er Generalmusikdirektor und später Operndirektor wurde, und 1978 nach Hamburg, wo er als Intendant und Chefdirigent die Oper leitete. 1981 dirigierte Dohnányi erstmals das Cleveland Orchestra, dem er 20 Jahre lang vorstehen sollte, zuerst als Music Director designate und dann von September 1984 bis August 2002 als Music Director. Ab 1997 war Christoph von Dohnányi zehn Jahre lang Principal Conductor beim Philharmonia Orchestra London, dessen Ehrendirigent auf Lebenszeit er heute ist. Gemeinsam mit dem Orchester folgt er zahlreichen Einladungen in die großen Musikmetropolen der Welt, u. a. nach Wien, Paris, Madrid, Tokyo und New York sowie zu den Festivals in Luzern und den BBC Proms in London.


Thomas Hampson, geboren in Elkhart, Indiana, studierte an der Eastern Washington University in Cheney und am Fort Wright College in Spokane und war Schüler von Marietta Coyle, Martial Singher, Horst Günter und Elisabeth Schwarzkopf. 1980 kam er nach Europa und trat an der Deutschen Oper am Rhein sein erstes Festengagement an. Vier Jahre später wurde er ins Ensemble des Züricher Opernhauses verpflichtet, wo ihn vor allem die Zusammenarbeit mit Jean-Pierre Ponnelle und Nikolaus Harnoncourt künstlerisch prägte und wo er seither in jeder Spielzeit aufgetreten ist. Eine weitere wichtige Begegnung war die mit Leonard Bernstein: Sie bildete den Ausgangspunkt auf Hampsons Weg zu einem der heute führenden Interpreten der Musik Gustav Mahlers. Als Liedsänger hat Thomas Hampson neue Maßstäbe gesetzt, doch aufgrund seiner musikalischen Vielseitigkeit ist er in den Bereichen Oper, Operette, Oratorium und Musical gleichermaßen erfolgreich. Gastspiele führten ihn an alle renommierten Theater der Welt. Dabei pflegt er neben dem Opernhaus Zürich eine besonders enge Verbindung zur Metropolitan Opera New York, zur San Francisco Opera, zur Opéra National de Paris, zum Royal Opera House Covent Garden und zur Wiener Staatsoper. Die stilistische Spannweite von Thomas Hampsons zahlreichen Aufnahmen, die auch den Großteil seines Opernrepertoires enthalten, reicht von Monteverdis "Marienvesper" und Kantaten Johann Sebastian Bachs, die er zu Beginn seiner Laufbahn mit Nikolaus Harnoncourt einspielte, über Felix Mendelssohns Oratorien "Paulus" und "Elias" und Werke von Walton, Vaughan Williams, Frederick Delius, Maurice Duruflé und der amerikanischen Komponistin Elinor Remick Warren bis hin zu Operetten von Franz Lehár und Johann Strauss sowie Musicals von Cole Porter, Irving Berlin und Leonard Bernstein. Die meisten dieser Aufnahmen erhielten Preise, darunter den Grammy, den Grand Prix du Disque, den Gramophone Award, den Edison Prize und den Echo Klassik. Thomas Hampson ist Träger bedeutender Auszeichnungen; dazu zählen mehrere Ehrendoktorwürden, die Ehrenmitgliedschaft in der Royal Academy of Music, der Titel eines Chevalier de l´Ordre des Arts et des Lettres und das Österreichische Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst.

Karten gibt es zu 9 Euro bis 41 Euro (zzgl. 10 % Vorverkaufsgebühr) im NDR Ticketshop im Levantehaus, Mönckebergstr. 7, 20095 Hamburg, Tel.: 0180/178 79 80 (bundesweit zum Ortstarif; Preise aus dem Mobilfunknetz können abweichen), www.ndrticketshop.de, E-Mail: ticketshop@ndr.de.

www.ndrsinfonieorchester.de


14. Mai 2009 / JS

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