Stand: 20.04.2009 14:56 Uhr

Ein Fest für Mendelssohn: Christoph Eschenbach und das NDR Sinfonieorchester feiern den großen Jubilar

Konzerte: Sonntag, 3. Mai, 11 Uhr; Montag, 4. Mai, 20 Uhr, Laeiszhalle Hamburg Einführungsveranstaltung: Montag, 4. Mai, 19 Uhr, Kleiner Saal, Laeiszhalle Sendung: Sonntag, 3. Mai, live auf NDR Kultur

Drei Aspekte im Schaffen und Leben von Felix Mendelssohn Bartholdy stellt Christoph Eschenbach am Sonntag, 3. Mai, um 11.00 Uhr und Montag, 4. Mai, um 20.00 Uhr im Großen Saal der Hamburger Laeiszhalle gemeinsam mit dem NDR Sinfonieorchester heraus: Mendelssohn, der Italienreisende, der Mit-Initiator der Bach-Renaissance - und der zum Protestantismus konvertierte Jude, der seine "Reformationssinfonie" mit Luthers Choral "Ein feste Burg ist unser Gott" krönt.

Die "Italienische" ist kein musikalisches Landschaftsbild wie etwa die Dritte Sinfonie Mendelssohns, sondern verarbeitet Eindrücke seiner ausgedehnten Italienreise auf eine sublimere Weise. Nur im letzten Satz tritt der Italienbezug in Form eines lebhaften Saltarello deutlich zutage.

Gemeinsam ist der Vierten und Fünften Sinfonie, dass beide Werke - aus heutiger Perspektive unverständlich - vom Komponisten nicht für die Veröffentlichung freigegeben wurden. Sah er sich bei der "Italienischen" nicht in der Lage, seinen hohen Ansprüchen an dieses Werk gerecht zu werden, so scheinen bei der "Reformationssinfonie" biografische Gründe vorzuliegen, die ihn sein eigenes Werk ablehnen ließen: Erst scheiterte die Uraufführung zweimal, schließlich war der dritte Anlauf, bei dem das Werk der Öffentlichkeit präsentiert wurde, von Mendelssohns erfolgloser Bewerbung um das Amt des Direktors der Berliner Singakademie überschattet.

Das weitere Programm am 3. und 4. Mai erinnert an Mendelssohns unschätzbare Leistungen für die Wiederbelebung der Musik von Johann Sebastian Bach: die Konzerte für zwei Klaviere BWV 1060 und 1061. Interpretiert werden sie von Elisabeth Leonskaja und Christoph Eschenbach, so wie sie vielleicht auch in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts von Felix Mendelssohn und seiner Schwester Fanny in den häuslichen "Sonntagsmusiken" zur Aufführung gebracht wurden.


Die Künstler:

Das NDR Sinfonieorchester, zukünftig "Orchestra in Residence" der Elbphilharmonie, wurde 1945 als eines der ersten großen deutschen Rundfunkorchester gegründet. Über ein Vierteljahrhundert lang prägte Hans Schmidt-Isserstedt, der erste Chefdirigent, das künstlerische Profil. Neben der Pflege des klassisch-romantischen Repertoires liegt ein Schwerpunkt auf der Präsentation zeitgenössischer Werke. Dirigenten wie Bruno Maderna, Pierre Boulez oder Krzysztof Penderecki leiteten wichtige Uraufführungen. Ab Anfang der 80er-Jahre erreichte die 20-jährige intensive Zusammenarbeit des Orchesters mit Günter Wand eine ähnliche Bedeutung wie die Ära Schmidt-Isserstedt. Wand hat bis zu seinem Tod im Jahr 2002 die künstlerische Arbeit des NDR Sinfonieorchesters besonders geprägt. Die Reihe der Chefdirigenten wurde in den 90er-Jahren zunächst mit Sir John Eliot Gardiner und Herbert Blomstedt fortgesetzt. 1998 wurde Christoph Eschenbach in diese Position berufen. Seit Beginn der Saison 2004/05 setzt Christoph von Dohnányi die Tradition bedeutender Dirigentenpersönlichkeiten in der Chefposition des Orchesters fort. Neben ihm nimmt Alan Gilbert, designierter Music Director des New York Philharmonic, die Position des ersten Gastdirigenten ein. Ab September 2011 wird Thomas Hengelbrock die Nachfolge von Christoph von Dohnányi als Chefdirigent des NDR Sinfonieorchesters übernehmen.

Christoph Eschenbach leitet derzeit in seiner neunten Spielzeit als Music Director das Orchestre de Paris und ist als Gastdirigent regelmäßig bei den renommiertesten Orchestern sowie an den großen internationalen Opernhäusern vertreten. Eschenbach, der erst kürzlich zum sechsten Music Director des National Symphony Orchestra sowie zum Music Director des John F. Kennedy Center for the Performing Arts ernannt wurde, wird ab Herbst 2010 eine Schlüsselrolle im künstlerischen Planungsbereich dieser beiden angesehenen Institutionen einnehmen, u. a. in der Programm- und Festivalkonzeption. Weiterhin ist er seit 2004 Chefdirigent der Internationalen Orchesterakademie des Schleswig-Holstein Musik Festivals. In dieser Spielzeit wird Christoph Eschenbach das Orchestre de Paris beim Musikfest Berlin sowie bei den BBC Proms in London dirigieren. Darüber hinaus steht eine dreiwöchige Europa-Tournee mit dem Philadelphia Orchestra an, dem Eschenbach in der Zeit von 2003 bis 2008 als Music Director vorstand. Als Gastdirigent wird er u. a. bei den Wiener Philharmonikern, dem New York Philharmonic, der Staatskapelle Dresden und dem London Philharmonic Orchestra erwartet. Zusätzlich wird er beim Koninklijk Concertgebouworkest Amsterdam als Dirigent debütieren und mit dem Chicago Symphony Orchestra beim Ravinia Festival in Illinois/USA vertreten sein, dessen Music Director er von 1994 bis 2003 war. Als Pianist setzt Christoph Eschenbach seine Zusammenarbeit mit Matthias Goerne fort, mit dem er Schuberts Liederzyklen "Die Schöne Müllerin", "Die Winterreise" und "Schwanengesang" auf CD einspielen wird.
Christoph Eschenbach, der von George Szell und Herbert von Karajan gefördert wurde, war von 1982 bis 1986 künstlerischer und musikalischer Leiter des Tonhalle Orchesters Zürich. Weiterhin leitete er als Music Director das Houston Symphony Orchestra (1988-1999), war Chefdirigent des NDR Sinfonieorchesters (1998-2004) sowie künstlerischer Leiter des Schleswig-Holstein Musik Festivals (1999-2002). Christoph Eschenbach ist Mitglied der französischen Ehrenlegion. Neben vielen weiteren Auszeichnungen wurde ihm der Commandeur dans l´Ordre des Arts et des Lettres verliehen ebenso wie das Bundesverdienstkreuz.

Seit Jahrzehnten gehört Elisabeth Leonskaja zu den gefeierten Pianistinnen unserer Zeit. In einer russischen Familie in Tiflis (Georgien) geboren, galt sie als Wunderkind. Ihr ungewöhnliches Talent - bereits mit elf Jahren gab sie Konzerte - brachte sie bald zum Moskauer Konservatorium. Noch als Studentin gewann sie Preise bei den berühmten internationalen Klavierwettbewerben: Enescu, Marguerite Long und Queen Elizabeth. Ihre musikalische Entwicklung wurde entscheidend von ihrer Zusammenarbeit mit Swjatoslaw Richter geprägt, der sie durch Unterricht und Beratung förderte und sie einlud, Duo-Konzerte mit ihm zu spielen. 1978 verließ Elisabeth Leonskaja die Sowjetunion und siedelte nach Wien über. Ihr sensationeller Auftritt bei den Salzburger Festspielen 1979 markierte den Anfang ihrer Konzertkarriere im Westen. Leonskaja trat als Solistin mit fast allen bedeutenden Orchestern der Welt auf: dem New York Philharmonic, Los Angeles Philharmonic Orchestra, Cleveland Orchestra, London Philharmonic Orchestra, Royal Philharmonic Orchestra, BBC Orchestra London, Tonhalle Orchester Zürich, Berliner Philharmoniker, Gewandhausorchester Leipzig, den Orchestern der Rundfunkanstalten Hamburg, Köln, München und vielen anderen. Dabei hat sie mit Dirigenten zusammengearbeitet wie Kurt Masur, Sir Colin Davis, Christoph Eschenbach, Christoph von Dohnányi, Kurt Sanderling, Mariss Jansons und Yuri Temirkanov. Elisabeth Leonskaja, die bei aller solistischen Tätigkeit immer wieder mit den Quartetten Alban Berg, Borodin, Guarneri und Artemis konzertiert, ist regelmäßiger Gast bei den bedeutenden Sommerfestivals sowie in den Klavierreihen der großen musikalischen Zentren, von Paris über Madrid, Barcelona, London, Edinburgh, München und Zürich bis Wien. Sie ist Ehrenmitglied des Wiener Konzerthauses. 2006 wurde ihr das Österreichische Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst erster Klasse für besondere Verdienste um die Kultur des Landes verliehen, die höchste Auszeichnung Österreichs.

Karten gibt es zu 9 Euro bis 41 Euro (zzgl. 10 % Vorverkaufsgebühr) im NDR Ticketshop im Levantehaus, Mönckebergstr. 7, 20095 Hamburg, Tel.: 0180/178 79 80 (bundesweit zum Ortstarif; Preise aus dem Mobilfunknetz können abweichen), E-Mail: ticketshop@ndr.de. Pressekarten beim NDR Sinfonieorchester, Christina Dean, Tel.: 040/4156 2401, E-Mail: c.dean@ndr.de.

Information: Wegen Bauarbeiten wird der Johannes-Brahms-Platz/Gorch-Fock-Wall am 2. und 3. Mai für den Verkehr gesperrt sein.


www.ndrsinfonieorchester.de


20. April 2009 / JS

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