Stand: 11.02.2009 12:12 Uhr

NDR Info exklusiv: Maulkorb für Kritiker der geplanten Nordkirche

Zitate aus der Meldung frei bei Nennung "NDR Info"

Die Nordelbische Kirche hat offenbar versucht, kritische Stimmen zur geplanten Nordkirche zu unterdrücken. Nach Informationen von NDR Info haben Mitarbeiter des Landeskirchenamtes in Kiel Druck auf kritische Pastoren ausgeübt. Der Herzhorner Pastor Friedrich Kleine hatte mit mehreren Kollegen ein Stimmungsbild unter Kirchenvorständen in Schleswig-Holstein erstellt. Aus der nicht repräsentativen Umfrage vom Mai 2008, die NDR Info vorliegt, ging hervor, dass es an der Basis in Nordelbien massive Vorbehalte gegen die geplante Fusion mit den evangelischen Kirchen Mecklenburgs und Vorpommerns gibt. "Wir haben das an die Kirchenleitung weitergemeldet. Die hat uns dann aber sehr deutlich gesagt: Das darf nicht veröffentlicht werden", sagte Kleine NDR Info. In Telefongesprächen und E-Mails hätten Mitarbeiter der Kirchenleitung den Kritikern mit Konsequenzen gedroht. "Das hat dazu geführt, dass einige Kollegen dann doch Muffensausen bekamen und wir von einer Veröffentlichung Abstand genommen haben", sagte Kleine.

In Lübeck wächst die Kritik am Fusionsvertrag. In der Domgemeinde organisiert sich jetzt der Widerstand. Pastor Martin Klatt will bei den Abgeordneten des Kirchenparlaments dafür werben, den Vertrag abzulehnen. "Ein entschiedenes Ja zur Nordkirche erfordert ein Nein zu diesem Vertrag", sagte er NDR Info. Bei einem Krisentreffen in der Domgemeinde sei deutlich geworden, dass die Lübecker weiter für die Nordkirche seien. Allerdings habe man mit dem Fusionsvertrag ein "großes, klares und auch symbolträchtiges Zeichen für die Einheit der zukünftigen Nordkirche verspielt und zerfleddert, indem man versucht hat, bestimmte Einzelinteressen unter einen Hut zu bringen."

Auch Bischöfin Maria Jepsen äußert vorsichtige Kritik an dem Fusionsvertrag. Sie sei von der Entscheidung gegen Lübeck überrumpelt worden. "Ich bin immer noch ratlos", sagte sie im Gespräch mit NDR Info. Jepsen hätte sich bei dieser wichtigen Entscheidung mehr Zeit gewünscht. "Aber hier war der Druck aus unterschiedlichen Gründen so groß, dass an dem Abend selber die Entscheidung gefällt werden musste. Es wäre vielleicht gut gewesen, noch einmal abzuwarten", so Jepsen.


11. Februar 2009 / JS

NDR Logo
Dieser Artikel wurde ausgedruckt unter der Adresse: https://www.ndr.de/der_ndr/presse/mitteilungen/pressemeldungndr3322.html