Stand: 30.01.2009 12:30 Uhr

"Wickerts Bücher": Günter Grass zu Gast bei Ulrich Wickert auf NDR Kultur

Sendung: Sonntag, 1. Februar, 13.00 Uhr

Als die Deutschen sich vereinigten, was dachte da Günter Grass? Woran glaubte er, womit haderte er, woran zweifelte er? Über sein Tagebuch aus dem Jahr 1990 spricht er mit Ulrich Wickert am Sonntag, 1. Februar, ab 13.00 Uhr in der Sendung "Wickerts Bücher" auf NDR Kultur.

"Unterwegs von Deutschland nach Deutschland" - unter diesem Titel hat Günter Grass jetzt sein Tagebuch 1990 vorgelegt. Bis dahin war er kein ausdauernder Tagebuchschreiber gewesen, kurz nach dem Mauerfall aber wollte er regelmäßig seine Gedanken in eine große Kladde hineinschreiben: "Die Dinge in Deutschland änderten sich, man wusste noch nicht, in welche Richtung, in welche Form hinein - vieles schien noch offen zu sein", sagt der Literatur-Nobelpreisträger im Rückblick. Grass wollte diesen Prozess, der schließlich zur Deutschen Einheit führte, begleiten und dokumentieren, worüber er nachdachte, wie er stritt, und auch, welche literarischen Ideen ihm, oftmals so nebenbei, kamen.

Das Tagebuch des Schriftstellers offenbart das Erstaunen, mit dem Günter Grass eine neue Qualität der Schärfe in der politischen Auseinandersetzung feststellte. Am Hamburger Hauptbahnhof beschimpfte ihn ein junger Mann als "Vaterlandsverräter" und stieß wüste Drohungen aus. "Das waren neue Anzeichen eines unverschämten, aufmüpfigen Rechtsradikalismus", sagt Grass. Wiederholt fragte er sich, ob sein Engagement noch einen Sinn habe, ob ihm überhaupt noch jemand zuhöre, ob er Deutschland verlassen solle - warum er geblieben ist, was er in dieser Zeit über Deutschland erfahren hat und was aus seinen im Tagebuch skizzierten literarischen Plänen geworden ist, darüber spricht er ausführlich mit Ulrich Wickert.

30. Januar 2009 / JS

NDR Logo
Dieser Artikel wurde ausgedruckt unter der Adresse: https://www.ndr.de/der_ndr/presse/mitteilungen/pressemeldungndr3264.html