Stand: 22.01.2009 14:30 Uhr

Gesundheitsexperte Glaeske in "Panorama": Bayerische Hausärzte bereichern sich durch Gesundheitsfonds

Durch die neuen Regelungen im Gesundheitssystem hat der Bayerische Hausärzteverband bei der AOK eine massive Honorarerhöhung durchsetzen können. Als "Gegenleistung" für die Honorarerhöhung hat der Ärzteverband der Krankenkasse offenbar eine "entsprechende Codierung" versprochen. Dies belegt ein dem ARD-Magazin "Panorama" vorliegendes internes Schreiben des Verbandes vom 17. Dezember 2008.

"Codierung" als "Gegenleistung" impliziert im Zusammenhang mit der Gesundheitsreform, dass die Hausärzte die Diagnose möglichst vieler chronisch Kranker in Aussicht stellen. Auf diese Codierungen sind die Krankenkassen seit Einführung der Gesundheitsreform dringend angewiesen, da von ihnen die Zahlungen aus dem Gesundheitsfonds abhängen. Diese Abhängigkeit der Kassen von den Diagnosen der Ärzte hat der Bayerische Hausärzteverband bei der Aushandlung des Vertrages nach dem so genannten "Hausarztmodell" nun offenbar ausgenutzt. "Insofern bereichern sich die Hausärzte an der Gesundheitsreform", so der renommierte Gesundheitsökonom Prof. Gerd Glaeske zu "Panorama". Der Vorsitzende des Bayerischen Hausärzteverbandes, Wolfgang Hoppenthaller, betont, die Ärzte seines Verbandes würden ausschließlich korrekt codieren.

Während der Verhandlungen hatte der Verband deutlich mit einem Diagnoseboykott gedroht, sollte sich die AOK Bayern nicht auf die Forderungen der Hausärzte einlassen: "Wir werden die AOK erst dann unterstützen, wenn ein Hausarztvertrag (...) neu mit uns unterzeichnet ist." Gesundheitsökonom Prof. Gerd Glaeske hält dies für "Erpressung".

Das Bundesgesundheitsministerium hält solche Absprachen nur für eine Drohung, setzt darauf, dass die Ärzte sie nicht wahr machen, und verlässt sich auf die abschreckende Wirkung von Sanktionen. Sonst, so Staatsminister Klaus Theo Schröder in "Panorama", "könnten Ärzte am Ende gar ihre Kassenzulassung und damit ihre Existenz verlieren."

Wolfgang Hoppenthaller bestätigt, dass sein Verband beim Codieren denjenigen Vertragspartner bevorzugt behandele, "der mir auch einen Vertrag gibt und mein existenzielles Überleben sichert".
Die AOK Bayern wollte sich in "Panorama" nicht zu den Verhandlungen äußern und erklärt ansonsten, Falschcodierungen abzulehnen.

22. Januar 2009 / IB

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