Stand: 15.01.2009 16:46 Uhr

Bischöfin Käßmann entschuldigt sich öffentlich bei misshandelten Heimkinder

Die Landesbischöfin von Hannover, Margot Käßmann, hat sich für die Misshandlung von Kindern und Jugendlichen in Heimen der Evangelischen Kirche entschuldigt. In der Sendung "Menschen und Schlagzeilen" im NDR Fernsehen (14. Januar) sagte sie: "Ich kann öffentlichen sagen, dass ich mich entschuldige, aber ich würde mehr noch sagen, ich schäme mich dafür, dass in unseren Heimen so etwas vor sich gegangen ist und Kinder wirklich auch gebrochen wurden in ihrem Willen und ihre Würde derart verletzt wurde."

Die Bischöfin unterstützt den vom Bundestag im Dezember 2008 beschlossenen runden Tisch, an dem über das Thema Heimkinder gesprochen werden soll. Margot Käßmann: "Wir haben als Evangelische Kirche von Anfang an gesagt: Wir begrüßen, dass es diesen runden Tisch gibt und ich würde auch dem Beschluss des Bundestags so zustimmen. Es sollen ergebnisoffene Prüfungen sein, auch in der Frage der Entschädigungszahlungen." In der Frage der Entschädigung gibt es allerdings Streit. Das federführende Bundesfamilienministerium unter Führung von Ursula von der Leyen will über das Thema Entschädigungen nicht sprechen. Käßmann fordert jedoch: "Ich persönlich denke, dass Menschen, die beispielsweise Zwangsarbeit in diesen Heimen geleistet haben ohne dafür bezahlt zu werden und heute in Notsituationen sind, dass wir hier über Entschädigungen sprechen müssen. Aber auch über therapeutische Begleitung, die ermöglicht das aufzuarbeiten. Wir müssen den einzelnen Fall sehen und prüfen, wie das ehemalige Heimkind heute gefördert werden kann."

In staatlichen, katholischen und evangelischen Jugendheimen wurden in der Bundesrepublik seit den 50er- bis in die 70er-Jahre hinein Hunderttausende Kinder und Jugendliche erniedrigt, geschlagen und eingesperrt. Heute leben vermutlich noch eine halbe Million Heimkinder. Die meisten sind zwischen 40 und 65 Jahre alt.

15. Januar 2009 / RP

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