Stand: 01.10.2008 15:13 Uhr

"Ein göttliches Geschenk" - Trägerin des Alternativen Nobelpreises im NDR-Interview

"Das ist ein göttliches Geschenk", freute sich die frischgebackene Trägerin des "Alternativen Nobelpreises", als NDR Korrespondent Kai Küstner vom ARD-Hörfunkstudio Neu Delhi sie in Indien auf dem Handy erreichte. Krishnammal Jagannathan erzählt, sie habe gerade den Plan gefasst, für die Benachteiligten im südindischen Staat Tamil Nadu 5000 Häuser zu errichten. Nur habe ihr das Geld dafür bislang gefehlt. "Also habe ich angefangen zu beten: Bitte, gebt mir eine Einkommensquelle, damit ich die Häuser finanzieren kann", so Jagannathan. "Jetzt habe ich durch meine Gebete dieses Geschenk bekommen." Die Alternativen Nobelpreise sind mit zwei Millionen schwedischen Kronen dotiert, das entspricht rund 200.000 Euro. Krishnammal Jagannathan erhielt den Preis gemeinsam mit ihrem Mann; daneben gibt es zwei weitere Preisträgerinnen.

Ihr Leben hat die über 80-jährige Frau den so genannten Dalits gewidmet, die auch die Unberührbaren genannt werden - also den Menschen, die im indischen Kastensystem ganz unten angesiedelt sind. "Indien ist kulturell ein reiches Land. Aber das Kastensystem gibt es noch immer. Das dient der Ausbeutung der Menschen, die auf dem Land arbeiten, mit ihren Händen auf den Feldern im Dreck wühlen müssen. Die werden wie Tiere gehalten, wie Sklaven", erklärt Jagannathan weiter in Küstners Hörfunk-Reportage, die auf NDR Info und in weiteren Radioprogrammen des NDR und der gesamten ARD ausgestrahlt wurde.

Gemeinsam mit ihrem Mann hat die Preisträgerin 1981 in Südindien die Organisation LAFTI gegründet. LAFTI hilft den Unterdrückten, Kredite zu bekommen, damit sie sich selber ein Stück Land leisten können, und beschafft ihnen Arbeit abseits der Tätigkeit auf den Feldern. Sie versuche, im Geiste Gandhis zu wirken, erzählt Jagannathan. "Ich hatte das Glück, Gandhi 1946 zu treffen und auch eine Weile bei ihm zu sein. Dann habe ich beschlossen, mein Leben der wichtigen Aufgabe zu widmen, die Dalits zu befreien." Der alternative Nobelpreis sporne sie an, damit weiterzumachen, sagt die Geehrte.

1. Oktober 2008 / MG

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