Stand: 05.03.2014 01:00 Uhr

Kritik an italienischen Ermittlungen: Deutsche Experten inspizieren Wrack der Costa Concordia

Deutsche Unfall-Experten werden am Mittwoch 5. März, das verunglückte Kreuzfahrtschiff Costa Concordia inspizieren. Die Mitarbeiter der Bundesstelle für Seeunfalluntersuchung sollen ihre italienischen Kollegen dabei unterstützen, die Havarie der Costa Concordia aufzuklären. Nach Informationen von NDR Info wird das Vorgehen der italienischen Unfall-Ermittler seit längerem international kritisiert.

Die Bundesstelle für Seeunfalluntersuchung in Hamburg (BSU) bestätigte auf Nachfrage, dass sie sich künftig an den Ermittlungen beteiligen wird. "Aufgrund der hohen Anzahl deutscher Opfer haben wir ein begründetes Interesse an der Untersuchung des Unfalls", erklärte BSU-Direktor Volker Schellhammer NDR Info. Federführend werde der Fall zwar nach wie vor von italienischer Seite untersucht, die BSU-Mitarbeiter würden aber künftig ihre Expertise mit einbringen. "Von dieser Kooperation profitieren beide Seiten", so Schellhammer. Ob und wann ein gemeinsamer Untersuchungsbericht vorgelegt wird, ließ die BSU offen.

Nach Informationen von NDR Info steht die neue Kooperation in direktem Zusammenhang mit einer wachsenden Kritik an dem Vorgehen der zuständigen italienischen Behörden. So wandte sich die Internationale Maritime Organisation der Vereinten Nationen (IMO) bereits im Sommer 2013 an das Deutsche Bundesverkehrsministerium. In ihrem Schreiben bemängelte die IMO, dass auch 15 Monate nach dem Unglück noch kein offizieller Bericht aus Italien vorliege. Zwar wurde dieser kurze Zeit später veröffentlicht, allerdings stieß er international auf Kritik. Aus Kreisen, die unmittelbar mit dem Geschehen vertraut sind, heißt es, der Bericht lasse zentrale Fragen offen. So hätten die italienischen Ermittler bislang nicht ausreichend geklärt, weshalb so viele Opfer in den Fahrstühlen der Costa Concordia ertrunken sind. Auch bleibe unklar, warum die Notstrom-Versorgung auf dem Schiff ausgefallen sei. Genau das seien aber "entscheidende Fragen". Nicht zuletzt wird von unterschiedlichen Stellen bemängelt, dass der Bericht in "schlechtem Englisch" verfasst sei. Auf Nachfrage wollten sich weder die IMO noch die BSU noch die zuständige italienische Untersuchungsbehörde (Organismo investigativo sui sinistri marittimi) zu den Vorwürfen äußern.

Das Kreuzfahrtschiff Costa Concordia war im Januar 2012 vor der italienischen Insel Giglio auf Grund gelaufen und Leck geschlagen. Bei dem Unglück starben 32 Passagiere. Unter den Todesopfern waren auch zwölf Deutsche. Das Wrack der Costa Concordia soll in diesem Sommer abtransportiert und verschrottet werden.

5.März 2014/RC

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