Stand: 29.08.2013 15:07 Uhr

"Sportclub History": Aufgeben gibt es nicht - der zweimalige Boxweltmeister Graciano Rocchigiani

Sendetermin: Sonntag, 1. September, 23.35 Uhr, NDR Fernsehen

Als Boxprofi kassierte Graciano Rocchigiani Kampfbörsen in Millionenhöhe. Doch sein Vermögen hat der frühere Weltmeister verprasst - mittlerweile lebt er von Hartz IV. "Alles Schweine und Verbrecher", sagt Graciano Rocchigiani. Er wohnt derzeit in einem Pensionszimmer in Großziethen, weit genug weg von den Kneipen Berlins.

"Sportclub History"-Autor Boris Poscharsky hat Rocchigiani getroffen. Jetzt, mit fast 50 Jahren, will der Ex-Weltmeister wieder einmal von vorne anfangen. Er zeigt, wie er jetzt lebt, wo er und sein Bruder Ralf aufgewachsen sind und spricht offen über schlechte Zeiten im Knast, Schlangestehen im Jobcenter und große menschliche Enttäuschungen. Das NDR Fernsehen zeigt "Sportclub History" mit Graciano Rocchigiani am Sonntag, 1. September, um 23.35 Uhr.

Die Schweine und Verbrecher sind eigentlich alle anderen - Ex-Manager, Verbands-Bosse, und vor allem die falschen Freunde. In den Achtziger- und Neunzigerjahren war Rocchigiani einer der besten Boxer der Welt. Während der Sport in Deutschland salonfähig wurde, blieb er der schroffe Antiheld zu "Gentleman" Henry Maske. Viele Fans liebten seine raue Art dafür umso mehr. Ein Diplomat war der Sohn eines Eisenbiegers aus Sardinien nie: Den "Tiger" Dariusz Michalczewski bezeichnete er bei einer Pressekonferenz mal als "dummen Polen".

Rocchigiani wurde zweimal Weltmeister und lieferte sich denkwürdige Kämpfe. Das erste Gefecht gegen Maske stilisierte er zum Duell "Wessi gegen Ossi", er hatte ihn am Rande der Niederlage, verlor aber durch ein zweifelhaftes Urteil der Punktrichter. Noch umstrittener war 1996 seine Disqualifikation wegen Nachschlagens gegen Dariusz Michalczewski vor 25.000 Zuschauern am Hamburger Millerntor.

Das Gefühl, betrogen worden zu sein, zieht sich durch Rocchigianis ganze Karriere. Als er 1998 den vakanten Titel der WBC gewann, wollte ihn der Verband hinterher nur als Interims-Weltmeister anerkennen. Rocchigiani klagte und bekam vier Jahre später vor Gericht 31 Millionen US-Dollar Schadensersatz zugesprochen. Da dem Verband die Insolvenz drohte, akzeptierte er schließlich einen Vergleich in wesentlich geringerer Höhe. Reichlich Geld war es trotzdem. Teure Uhren, teure Reisen, Lokalrunden in den Kneipen von Berlin-Charlottenburg, alle wollten an sein Geld und er hat es hergegeben. Verliehen, verschenkt, verschwendet.

Mit einem Vertrauten, der ihm geblieben ist, plant er inzwischen wieder die ganz großen Dinger: ein Gym mitten in Berlin eröffnen und eine eigene Modelinie rausbringen. Er ist verbittert nach all den Niederschlägen des Lebens, aber aufgeben, das gibt es nicht für Graciano Rocchigiani.

Weitere Informationen im Internet unter www.ndr.de/sc-history.

29. August 2013/RP

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