Tiefes Misstrauen gegenüber Politikern im Wahlkampf - 89 Prozent der Bürger glauben nicht an Wahlversprechen
Wenige Wochen vor der Bundestagswahl stellen die Deutschen ihren Politikern ein niederschmetterndes Zeugnis aus: Die Parteien machen Wahlkampf an den Wählern vorbei. Nur elf Prozent der Deutschen haben sehr großes oder großes Vertrauen in die Aussagen von Politikern im Wahlkampf. 89 Prozent vertrauen den Wahlaussagen hingegen nur wenig oder gar nicht. Das hat eine aktuelle Umfrage des ARD-Deutschlandtrends ergeben, die für die NDR/ARD-Dokumentation von Stephan Lamby "Ich gebe Ihnen mein Ehrenwort - Lüge und Wahrheit in der Politik" durchgeführt wurde. Das Erste zeigt den Film am Montag, 12. August, um 22.45 Uhr.
Der Film untersucht die Gründe für den Glaubwürdigkeitsverlust und zeigt gebrochene Wahlversprechen der jüngeren deutschen Geschichte, aktuelle Lügen von Politikern, aber auch Notlügen während der Finanz- und Eurokrise. In dem Film äußern sich mehrere Politiker zu dem Misstrauen gegen ihren Berufsstand und üben zum Teil harte Selbstkritik.
So kommentiert der Grünen-Politiker Hans-Christian Ströbele die Umfragewerte: "Die Bürger, die so urteilen, haben recht." Doch einige Politiker kontern und kritisieren auch die Wähler: Der langjährige FDP-Chef Wolfgang Gerhardt meint: "Manche Wähler verdrängen die Frage, ob die wohlklingenden Botschaften von Politikern im Wahlkampf überhaupt realisiert werden können. Die Wähler sind mit ihren Erwartungen manchmal mitbeteiligte Täter." Alle für den Film befragten Politiker beklagen den Ansehensverlust ihrer Klasse. Nach der aktuellen ARD-Umfrage halten - abseits des Wahlkampfs - 77 Prozent aller Bürger Politiker für "wenig oder überhaupt nicht glaubwürdig". Nur Banker erhalten aktuell noch schlechtere Noten: 83 Prozent aller Befragten halten sie für "wenig oder überhaupt nicht glaubwürdig".
Für die Umfrage hat Infratest Dimap 1003 repräsentativ ausgewählte Bürger befragt. Auf Anfrage erhalten Journalisten die Umfrageergebnisse im Detail sowie weitere Zitate aus dem Film.
Fotos: ARD-Foto.de
9. August 2013 / RP
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