Stand: 10.05.2013 10:57 Uhr

Top-Noten für Pflegeheime fragwürdig - Medizinischer Dienst distanziert sich von eigener Bewertung

Wer ein Pflegeheim für alte Menschen sucht, orientiert sich häufig an den sogenannten "Transparenznoten" des Medizinischen Dienstes der Krankenkassen (MDK), die im Internet veröffentlicht werden. Nach Recherchen des NDR Fernsehens für die Sendung "Der Pflege-Check" haben diese Noten allerdings wenig Aussagekraft. Im Durchschnitt erhalten die Heime sehr gute Beurteilungen. Der zuständige Abteilungsleiter "Pflegeversicherung" des MDK-Nord, Dr. Martin Schünemann, distanziert sich in der Sendung von den Ergebnissen der zugrunde liegenden Gutachten: "Das System der Benotung bedeutet, dass es nicht die gewünschte Transparenz bietet. Wenn wir uns ansehen, dass der Landes-Durchschnittswert bei der Bewertung von Pflegeeinrichtungen bei 1,4 liegt, dann bleibt natürlich nicht mehr viel Spannweite, um eine gute von einer weniger guten Einrichtung auseinander zu halten."

Noch vor wenigen Jahren lag der Durchschnitt bei einer Note von 3,7. Dr. Martin Schünemann: "Ich glaube nicht, dass die Pflege in dem Maß besser geworden ist, wie die Noten einem suggerieren."

Der MDK-Geschäftsführer betont, dass die Kriterien, nach denen die Noten vergeben werden, nicht vom MDK selbst aufgestellt worden sind. Politiker und Verbände hätten sich auf etwas geeinigt, was die medizinischen Dienste nun umzusetzen haben.

In der Sendung "Der Pflege-Check" (Montag, 13. Mai, 21.00 Uhr, NDR Fernsehen) nimmt NDR Reporterin Susann Kowatsch norddeutsche Heime unter die Lupe: von super-billig bis luxuriös. Und sie geht der Frage nach, wer sich überhaupt einen Heimplatz leisten kann.

"Der Pflege-Check" dokumentiert auch ein deutschlandweit einmaliges Forschungsprojekt des Albertinen-Hauses in Hamburg. Die Studien liefern erstaunliche Ergebnisse über Gesundheit und Beweglichkeit im Alter. "Der Pflege-Check" im NDR Fernsehen zeigt, dass offenbar viele Menschen viel zu früh in Pflegeheimen landen. Neue Erkenntnisse der Altersforscher im Albertinen-Haus lassen den Schluss zu, dass Altern nicht zwingend mit körperlichem Verfall einhergehen muss. "Die Botschaft ist, dass ältere Menschen sich in ihrer funktionalen Kompetenz sogar verbessern können", sagt Professor Wolfgang von Renteln-Kruse, Chefarzt der Geriatrie. Viel zu häufig werden Krankheiten und Schwächen in der Bewegungsfähigkeit bei alten Menschen einfach hingenommen. "Aber Alter ist keine Krankheit", so der Forscher. Es gelte, die Ursachen für Probleme zu erkennen und dann entsprechend zu behandeln. Dafür setzen die Altersmediziner im Albertinen-Haus einen speziellen Diagnose-Teppich ein - vollgestopft mit Computertechnologie und Sensoren. Sogar die 36-jährige NDR Reporterin musste nach dem Gang über den High-Tech-Teppich erfahren, dass sie bereits erste körperliche Defizite hat.

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10. Mai 2013/IB

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