Stand: 03.04.2013 17:52 Uhr

"Journalisten sind Ziel in Syrien": "ZAPP"-Interview mit Martin Durm über den Angriff auf das ARD-Team in Aleppo

Radio-Reporter Martin Durm (SWR) saß mit Jörg Armbruster im Auto, als dieser in Aleppo in Syrien am vorigen Freitag (29. März) angeschossen wurde. Im Interview mit dem NDR Medienmagazin "ZAPP" äußert sich Durm erstmals vor einer Kamera:

Er freue sich über die mediale Anteilnahme. Das hätte ihm gutgetan. "Auf der anderen Seite spüre ich so etwas wie Bitterkeit, weil es eben zeigt, wie vollkommen gleichgültig uns jedes Schicksal der Syrer geworden ist. Denn, was uns passiert ist, so dramatisch es auch sein mag und so traumatisch es sein mag und gewesen ist, das passiert den Syrern jeden Tag. Jeden Tag werden in den Straßen von Aleppo Leute abgeknallt wie die Hühner."

Als die Kugeln am Karfreitag den Kleinbus des ARD-Teams trafen, hätten Jörg Armbruster und er bereits alle Interviews geführt, so Durm. Der Wagen befand sich nur noch auf dem Weg in ein Krankenhaus in Aleppo, um dort Medikamente und Verbandszeug als Spende eines deutschen Krankenhauses abzugeben. Plötzlich sei die Straße leer gewesen und alle im Auto hätten gemerkt, dass jetzt etwas nicht stimme. Dann kam der Einschlag. Martin Durm über den Schützen: "Dass es westliche Journalisten waren, konnte er überhaupt nicht wissen. Wir hatten unser Auto wohlweislich nicht gekennzeichnet. Für ihn war es wahrscheinlich ein großer Tag gewesen, als er die Nachricht bekam, dass er einen westlichen Journalisten zusammengeschossen hat."

Denn Journalisten seien Ziel in Syrien, egal, aus welchem Land sie stammten und in wessen Auftrag sie unterwegs seien. Trotz aller Bemühungen um die Sicherheit kann es für Journalisten in Syrien, so die Einschätzung von Martin Durm, keine Sicherheit geben. Daran könnten auch z. B. bewaffnete Konvois nichts ändern, denn "wenn Kriegsberichterstattung losgelöst ist von den wirklichen Empfindungen, Ängsten und seelischen Nöten, die die Menschen haben, verliert sie irgendwo ihren Sinn, weil sie dann keine Empathie mehr schafft, weder bei den Zuschauern noch bei den Hörern. Und deshalb würde ich nie mit bewaffneten Konvois unterwegs sein." Die Unterstützung seines Senders, des SWR, bezeichnet Durm als "Rettungsleine", ohne die Jörg Armbruster und er nicht so leicht aus Aleppo herausgekommen wären.

Den Beitrag mit dem Martin-Durm-Interview zeigt "ZAPP" am Mittwoch, 3. April, um 23.20 Uhr im NDR Fernsehen. Das vollständige Interview stellt "ZAPP" im Anschluss an die Sendung online unter NDR.de/zapp


3. April 2013/IB

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