Stand: 11.03.2013 18:22 Uhr

Deutsche Islamisten in Syrien: Mann aus Kassel ruft zum "Heiligen Krieg" auf

Sendung: Panorama 3, Dienstag 12. März, 21.15 Uhr, NDR Fernsehen

Der Krieg in Syrien zieht immer mehr deutsche Islamisten an. Nach Informationen des NDR-Politikmagazins "Panorama 3" kämpfen bereits einige von ihnen in Städten wie Homs und Aleppo. Dies bestätigte auf Nachfrage das Bundesamt für Verfassungsschutz. Genaue Zahlen gebe es aber derzeit nicht.

Erstmals hat sich nun ein deutschsprachiger Islamist direkt aus dem Bürgerkriegsgebiet gemeldet. In einem Internetvideo ruft Hayan M. deutsche Glaubensbrüder dazu auf, in den Dschihad, den Heiligen Krieg, nach Syrien zu ziehen. "Das hat eine neue Qualität", heißt es in Sicherheitskreisen zu den Bildern. Botschaften wie diese, in deutscher Sprache, verknüpft mit der eindeutigen Intention, Anhänger der Salafisten ins syrische Kampfgebiet zu locken, hat es bisher nicht gegeben.

In dem Video, das "Panorama 3" am Dienstag, 21.15 Uhr, im NDR Fernsehen exklusiv in Ausschnitten zeigt, wird der 38-jährige Hayan M. bei Kämpfen in der syrischen Stadt Homs gezeigt. Der Gotteskrieger mit Flecktarnjacke ist schwer verwundet, sein rechtes Bein wurde amputiert. Trotzdem zieht Hayan M. in den Kampf, seine Kameraden schieben ihn im Rollstuhl an die Front. Geschützfeuer ist zu hören. Gemeinsam mit seinen Gefährten ruft er "Labbayk ya Allah" - Gott zu Diensten. Dann feuert er mit einem russischen Maschinengewehr vom Typ PK, verschanzt hinter einer Mauer aus Sandsäcken, auf Soldaten Baschar Al-Assads.

Bilder von Kampfszenen hat schon oft gegeben während dieses Bürgerkriegs. Doch dann die Überraschung: Hayan M. spricht plötzlich Deutsch: "Jeder Muslim, ich möchte ihm sagen, ihr sollt Dschihad machen! Nach Syrien fliegen! Und warum machst Du das nicht? Warum hilfst du den Leuten hier nicht?"

Zum Beweis, dass er vor seinem Kampf in Deutschland gelebt hat, hält er seinen deutschen Führerschein und seine Krankenversicherungs-Karte der AOK in die Kamera. Zuletzt wohnte er offenbar im hessischen Kassel - mit deutscher Frau und zwei Kindern.

Das Video vom Kampf des Hayan M. in Syrien haben seine islamistischen Kameraden ins Internet gestellt. Sie stilisieren ihn zum Helden, der trotz Beinamputation weiter kämpft und offensichtlich bereit ist, als Märtyrer zu sterben. Bilder, die der Stimmungsmache, der Propaganda dienen. Ziel der Veröffentlichung sei ganz klar die Rekrutierung weiterer Deutscher für den Heiligen Krieg in Syrien, sagt die Islamismus-Expertin Claudia Dantschke vom "Zentrum Demokratische Kultur" (ZDK) in Berlin.

Sie warnt vor der Wirkung solcher Videos auf deutsche Islamisten: "Da wird eine Identität gegeben. Die Identität eines mutigen Mudschahids, eines Kämpfers für den Islam. Das ist eine riesige Aufwertung!" Ein solches Video könne "ganz stark handlungsleitend sein".

Sie im Internet unter NDR.de/panorama3.

11. März 2013 / LL

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