Stand: 27.11.2012 16:04 Uhr

"NDR Kultur kontrovers": Literatur im Dienste der Macht? Der Nobelpreis für den Chinesen Mo Yan

Sendung: Donnerstag, 29. November, 19.00 Uhr, NDR Kultur

Kurztext:
Empörung und Begeisterung gleichermaßen machten sich breit, als die Nachricht von Mo Yan als neuem Literaturnobelpreisträger bekannt gegeben wurde. Wie kommt es zu so entgegengesetzten Einschätzungen? Wie stehen sie in Zusammenhang mit unserem China-Bild? Darüber streiten am Donnerstag, 29. November, ab 19.00 in "NDR Kultur kontrovers" Literaturkritiker, Sinologen und Übersetzer. Hörer können mitdiskutieren.

Langtext:
Empörung und Begeisterung gleichermaßen machten sich breit, als die Nachricht von Mo Yan als neuem Literaturnobelpreisträger bekannt gegeben wurde. Am Montag, 10. Dezember, wird der Preis überreicht. Herta Müller, die selbst 2009 mit dem Literaturnobelpreis geehrt wurde, hat diese jüngste Entscheidung als "Katastrophe" bezeichnet. Der chinesische Schriftsteller Liao Yiwu, der in diesem Jahr den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels bekam, nannte Mo Yan einen "Staatsdiener". Auf der anderen Seite feierte ihn Martin Walser als "den wichtigsten Schriftsteller unseres Zeitalters". Wie kommt es zu so entgegengesetzten Einschätzungen? Wie stehen sie in Zusammenhang mit unserem China-Bild? Wie nah dürfen Literaten der politischen Macht kommen?

Darüber streiten am Donnerstag, 29. November, ab 19.00 in "NDR Kultur kontrovers":

· die Leiterin der FAZ-Literaturredaktion, Felicitas von Lovenberg, für die die Entscheidung des Nobelpreiskomitees völlig inakzeptabel ist;
· die Übersetzerin Martina Hasse, die Mo Yan für einen sehr würdigen Nobelpreisträger hält;
· der Sinologe und Schriftsteller Tilman Spengler, für den die Nähe zur Macht kein literarisches Kriterium ist.

Hörerinnen und Hörer von NDR Kultur können mitdiskutieren: ab sofort per Mail unter NDR.de/ndrkultur, über facebook.com/ndrkultur und am Donnerstag per Telefon ab 6.00 Uhr unter 01805/11 77 57.

Literaturnobelpreise wurden in der Vergangenheit immer wieder mit politischen Erwägungen in Verbindung gebracht. Als vor zwölf Jahren Gao Xingjian als erster chinesischer Schriftsteller mit dem bedeutendsten Literaturpreis geehrt wurde, war dies noch eine große Überraschung. Gao Xingjian lebte schon damals seit vielen Jahren im französischen Exil. Die chinesische Regierung äußerte ihr Unverständnis darüber, warum denn kein in China lebender Autor berücksichtigt worden sei und erklärte Gao Xingjian zur Unperson. Seitdem wurden viele chinesische Schriftsteller, Künstler und Intellektuelle wie Liao Yiwu, Ai Wei Wei, der Friedensnobelpreisträger Liu Xiaobo und jetzt Mo Yan mit internationalen Preisen bedacht. Inwiefern spiegelt sich darin das zwiespältige Verhältnis Europas zu China wider? Bei aller Bewunderung vor der wirtschaftlichen Weltmacht wächst zugleich die Angst vor einem übermächtigen Gegner. Welche Rolle spielt in dieser Auseinandersetzung die Kulturpolitik? Wird durch die Auszeichnung Mo Yans das Ansehen früherer Preisträger geschmälert?

27. November 2012 / RC

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