Stand: 10.07.2012 14:55 Uhr

NDR Info: Früherer AWD-Chef Maschmeyer in Köln als Zeuge vor Gericht

Der langjährige AWD-Chef Carsten Maschmeyer hat im Zusammenhang mit möglicherweise überhöhten Provisionen bei Fondsgeschäften des Finanzdienstleisters AWD erstmals vor einem Gericht ausgesagt. Nach Informationen des Radioprogramms NDR Info wurde Maschmeyer beim Oberlandesgericht Köln als Zeuge befragt. Der ehemalige AWD-Chef konnte sich nach eigenen Angaben nicht erinnern, dass im Fall des Fonds "Fundus 28" mehr als 15 Prozent Provisionen geflossen seien, da die Geschäfte mehr als 20 Jahre zurücklägen. Zudem, so Maschmeyer, sei er nicht unmittelbar für die Höhe der Provisionen zuständig gewesen. Die Kläger, 16 Geschädigte, die von einer Anwaltskanzlei vertreten werden, hoffen auf finanzielle Entschädigung.

Derzeit laufen bundesweit zahlreiche Prozesse im Zusammenhang mit möglicherweise überhöhten Provisionen von Fondsprodukten des AWD. Mit Spannung wird ein Urteil vor dem Landgericht Hannover erwartet. In den Fällen verschiedener IMF-Fonds, mehrerer Falkprodukte sowie einiger DCM-Fonds versuchen die Geschädigten, einen finanziellen Ausgleich für ihre Verluste zu bekommen. In diesem Zusammenhang wird am Mittwoch (11. Juli) ein Urteil in Hannover erwartet.

NDR Info und das ARD-Magazin "Panorama" hatten Ende vergangenen Jahres berichtet, dass der AWD rund um den Börsengang im Jahr 2000 bei rund Dreiviertel seiner Fondsprodukte mehr als 15 Prozent Provisionen erhalten haben soll. Laut geltender Rechtsprechung des Bundesgerichtshofes muss der Kunde in solchen Fällen über die Höhe der Provisionen informiert werden. Dies ist den Informationen zufolge aber nicht geschehen. Möglich wurden die überhöhten Provisionen offenbar, weil ein Teil davon über eine weitgehend unbekannte Tochterfirma namens "Allgemeine Immobilien, Makler & Service GmbH" (AIMS) abgewickelt wurde. Durch diese Aufsplittung war zunächst nicht erkennbar, dass häufig insgesamt mehr als 15 Prozent Provision gezahlt worden sein sollen.

Der AWD selbst bezeichnet es nach wie vor als nicht nachvollziehbar, dass mehr als 15 Prozent an Provisionen geflossen sind - die Geschäfte hätten immer im Einklang mit dem Recht gestanden, so ein Sprecher. Wegen der Prozessrisiken hatte das Unternehmen im vergangenen Jahr Rückstellungen von 47 Millionen Euro vorgenommen.
Rückfragen bitte an: Ilka Steinhausen (040/4156-2868) oder Jürgen Webermann (040/4156-2284), NDR Info Reporterpool.



10. Juli 2012/RP

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