Stand: 16.04.2012 18:23 Uhr

NDR Info: anonymisierte Bewerbungsverfahren bieten vor allem Frauen bessere Chancen

Achtung Sperrfrist: Dienstag, 17. April, 1.00 Uhr

Bei anonymisierten Bewerbungen haben Frauen im Vergleich zu herkömmlichen Verfahren tendenziell bessere Chancen, zu einem persönlichen Gespräch eingeladen zu werden. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie der Antidiskriminierungsstelle des Bundes, die dem Nachrichtenradio NDR Info vorliegt. Besonders, wenn sich die ausgeschriebene Stelle an Personen mit Berufserfahrung richtet, verbessern sich die Chancen für Frauen gegenüber herkömmlichen Bewerbungsverfahren. Aber auch jüngere Frauen haben bei dem anonymisierten Verfahren Vorteile, z. B., weil sie etwa wegen eines möglichen Kinderwunsches im herkömmlichen Bewerbungsverfahren potentiell benachteiligt würden. Auch bei Bewerbern mit Migrationshintergrund hat sich mit dem anonymisierten Verfahren die Chance verbessert, zu einem persönlichen Gespräch eingeladen zu werden. Hier stößt die Studie allerdings an ihre Grenzen.

An dem Modellprojekt haben Unternehmen und Verwaltungen teilgenommen, die auch schon zuvor sensibel mit dem Thema Chancengleichheit umgegangen sind. Hier empfehlen die Forscher weitere Studien. Das Fazit der Personalverantwortlichen fällt durchweg positiv aus: Anonymisierte Bewerbungsverfahren seien in nahezu allen Beschäftigungsbereichen umsetzbar. Stellen könnten so erfolgreich besetzt werden. Viele Beteiligte gaben an, dass durch die Teilnahme eine Diskussion über die bisherige Rekrutierungspraxis des Unternehmens entstanden sei. Auch bei den Bewerbern kommt das Verfahren gut weg. 41 Prozent glauben, dass sich ihre Chance dadurch verbessert hat, zu einem Vorstellungsgespräch eingeladen zu werden. 54 Prozent gaben an, durch das anonyme Verfahren ihr Potential besser darstellen zu können.

An dem Modellprojekt der Antidiskriminierungsstelle des Bundes hatten sich acht Organisationen beteiligt. Vier weltweit agierende Konzerne (Deutsche Post DHL, Deutsche Telekom, L´Oréal Deutschland, Porcter & Gamble), drei öffentliche Verwaltungen (Bundesfamilienministerium, Bundesagentur für Arbeit Regionaldirektion NRW, Stadtverwaltung Celle) und ein mittelständisches Unternehmen (Mydays). In einem Zeitraum von zwölf Monaten wurden insgesamt 8550 Bewerbungen anonymisiert eingesehen. Das heißt: Name, Geschlecht, Nationalität und Geburtsort, Behinderung, Geburtsdatum bzw. Alter, Familienstand und Foto waren der Organisation in der ersten Bewerbungsrunde nicht bekannt. Erst nach der Entscheidung, ob ein Bewerber zu einem persönlichen Gespräch geladen wird, wurden diese Angaben einsehbar.

Für Rückfragen: Peter Mücke, NDR, ARD-Hauptstadtstudio, Tel.: 030/2288-3540.

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