Stand: 15.08.2011 08:57 Uhr

Ein Jahr Abschiebebeobachtung am Hamburger Flughafen

von Kathrin Erdmann

Vom Hamburger Flughafen wurden im vergangenen Jahr mehr als 750 Ausländer abgeschoben. Das geht aus dem ersten Jahresbericht der Abschiebebeobachterin hervor, der NDR 90,3 vorliegt. Bei der Rückführung soll ihre Anwesenheit für mehr Transparenz sorgen.

Zitternd wird ein syrischer Staatsbürger, der seit sechs Jahren in Hamburg lebt und Frau und Kind hat, zum Flughafen gebracht. Er soll nach Damaskus abgeschoben werden. Er fürchtet dort um sein Leben, doch die Beamten kümmert das wenig: Wenn er jetzt kein Theater mache, würde er das Flugzeug als freier Mann verlassen. Vorfälle wie diesen
schildert die Abschiebungsbeobachterin Astrid Schukat in ihrem ersten Jahresbericht. Insgesamt hat sie 322 Fälle dokumentiert. Das sind 40 Prozent aller Abschiebungen. Schukat beobachtet seit Anfang Januar 2010 für die Nordelbische Kirche das Geschehen. Aus ganz Norddeutschland werden Flüchtlinge nach Hamburg gebracht, um sie entweder in ihre Heimatländer oder in ein europäisches EU-Land zurück zu schicken.

In ihrer Jahresbilanz bemängelt Schukat, dass Menschen oft mittellos ins Flugzeug gesetzt werden und Dokumente unterschreiben müssen, die sie nicht verstehen.

Auch kritisiert sie eine fehlende Sensibilität bei einzelnen Bundesbeamten. Schukat fordert neben einer Schulung für Beamte auch ein Handgeld von 50 bis 100 Euro für die Flüchtlinge. Ein solches geben Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz und das Saarland den Flüchtlingen mit.

Trotz aller Kritik zieht die Abschiebebeobachterin insgesamt ein positives Fazit. Die Zusammenarbeit mit den Behörden verlaufe konstruktiv und schaffe Transparenz.

Die Hamburger Abschiebebeobachtung ist die dritte an einem deutschen Flughafen.

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