Stand: 13.01.2011 16:33 Uhr

Bilanz Notunterkunft für junge Migrantinnen

von Kathrin Erdmann

Fast 160 junge Zuwanderinnen wollten im vergangenen Jahr in der anonymen Einrichtung Zuflucht unterkommen. Das geht aus der Bilanz hervor, die NDR 90,3 exklusiv vorliegt. Aufgenommen werden konnte letztlich nur ein Drittel. Die Schutzwohnung war vor einem Jahr als Reaktion auf den Mord an der Deutsch-Afghanin Morsal eingerichtet worden. Freiheit - diesen Wunsch haben die Mädchen, die für kurze Zeit in der Zuflucht untergekommen sind, immer wieder aufgeschrieben. Die insgesamt 54 Mädchen, die innerhalb eines Jahres in der Schutzwohnung waren, wünschten sich alle ein selbstbestimmtes Leben. Doch ihre Eltern wollten das nicht zulassen, sagte die Leiterin der Zuflucht Myriam Schrank im Gespräch mit NDR 90,3: "Die Mädchen kamen und kommen weiterhin, weil die Situation zu Hause innerhalb der Familie für sie entweder eskaliert oder so unaushaltbar geworden ist, dass sie sich zu diesem nicht einfachen Schritt entschlossen haben, die Familie zu verlassen." Obwohl die Mädchen oft massiver Gewalt ausgesetzt waren, waren die Eltern oft wenig einsichtig. Im Gegenteil. Über das Jugendamt versuchten sie Druck auf die Mädchen auszuüben, damit sie wieder nach Hause zurückkommen. Die meisten stammten aus afghanischen und türkischen Familien. Dort sei der Druck oft besonders hoch, sagt Mitarbeiterin Tanja Brückmann: "Weil die Mädchen auf der Flucht vor der Familie sind und diese Familie meistens nicht nur aus den Eltern besteht, sondern ein ausgeweitetes Familiensystem ist." Doch bei einem Drittel der Mädchen blieb es nur bei einer Auszeit. Nach der Zuflucht kehrten sie zu ihren Eltern zurück.

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