Stand: 18.05.2010 09:21 Uhr

Adoptionsvermittlung aus Hamburg wegen Kinderhandel angeklagt

von Kathrin Erdmann

Die Staatsanwaltschaft Hamburg hat nach Informationen von NDR 90,3 und NDR Info Anklage gegen drei hauptverantwortliche Mitarbeiter des Hamburger Vereins ICCO erhoben. Sie sollen widerrechtlich Kinder aus Russland nach Deutschland zur Adoption vermittelt haben.

Sergej, Alexandra, Arthur: In 30 Fällen beschuldigt die Staatsanwaltschaft Hamburg die International child´s care organisation, kurz ICCO, des Kinderhandels. Der Verein hat Kinder aus aller Welt an deutsche Paare zur Adoption vermittelt. Dazu war der Verein jedoch nicht berechtigt, sagt der Sprecher der Staatsanwaltschaft Hamburg, Wilhelm Möllers, dem NDR Hörfunk:

"Der Verein ICCO hatte zu keiner Zeit eine behördliche Erlaubnis in Russland, um dort Adoptivkinder an deutsche Eltern vermitteln zu dürfen. "

Um trotzdem den Kinderwunsch vieler Paare zu erfüllen, nutzte der Verein nach Angaben von Möllers einen amerikanischen Zwischenhändler für die Adoptionen. Dafür soll ICCO in Form von Spenden entlohnt worden sein. Die Eltern wussten nichts von der fehlenden Lizenz. Sie müssen jetzt auch nicht den Entzug der Kinder fürchten.
Wegen dubioser Praktiken in verschiedenen Ländern hat ICCO bereits 2006 seine Lizenz für Auslandsadoptionen verloren.
Alle Beschuldigten bestreiten nach Angaben der Staatsanwaltschaft Hamburg die Vorwürfe.
Für gewerbsmäßigen Kinderhandel drohen ihnen zwischen sechs Monaten und 10 Jahren Haft.

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