Bildungsforscher gegen Schulstudie bis 2012
Führende Bildungsforscher sind skeptisch, dass es bis 2012 möglich sein wird, eine aussagefähige Studie über die Primarschule anzufertigen.
Das hat eine Mail-Umfrage von NDR 90,3 unter deutschen Bildungsforschern ergeben. Die Frage der wissenschaftlichen Überprüfung spielt eine zentrale Rolle bei den Mittwoch stattfinden Verhandlungen zwischen Koalition und Schulreformgegnern.
Zuletzt hatten sich die Verhandlungen zur Schulreform an der Frage verhakt, ob ein seriöser Leistungsvergleich der neuen Primarschule schon 2012 vorliegen könnte. Die Wissenschaftler, die NDR 90,3 befragt hat, sind skeptisch. So meint Johannes Bastian von der Universität Hamburg, zugleich Herausgeber der Fachzeitschrift Pädagogik: eine Messung nur der Leistungen in den Klassen 5 und 6 greife zu kurz, zumal die ersten Jahrgänge gar nicht vom Konzept der Primarschule ab Klasse 1 profitiert hätten. Eine seriöse Untersuchung müsste sich nach Ansicht des Hamburger Pädagogik-Professors mindestens auf zwei Jahrgänge stützen und diese sieben Jahre lang begleiten.
Der Bildungsforscher Ulrich Trautwein aus Tübingen meint, dass die Basis für eine Schulstudie bei 20 Starterschulen, die mit der Primarschule begonnen haben, nicht sehr groß ist. Skeptisch äußert sich auch der von der Initiative "Wir wollen lernen" befragte Bildungsforscher Rainer Lehmann: Er hält eine kurzfristige Studie bis 2012 wörtlich für "völlig indiskutabel". Gleichzeitig hat er ein Studienkonzept vorgelegt, dass eine dreijährige Datenerhebung vorsieht. Doch selbst dann, so Lehmann, sei mit Ergebnissen erst 2013 oder 2014 zu rechnen. Fazit: Einig sind sich alle Bildungsforscher, dass eine seriöses wissenschaftliches Urteil über die neue Primarschule bis 2012 nicht möglich ist. Dies scheint also kein gangbarer Kompromiss für die Verhandlung von Koalition und Schulreformgegnern.