Stand: 07.07.2009 16:00 Uhr

Rechtsmedizin- Studie

von Marion Förster

Viele alte Menschen werden in den Jahren vor ihrem Tod stark vernachlässigt. Das geht aus der größten Studie hervor, die bislang in Deutschland zu diesem Thema gemacht wurde und die NDR 90,3 exklusiv vorliegt. Das Institut für Rechtsmedizin des Uniklinikums Eppendorf hat mehr als 8500 Verstorbene untersucht, die älter als 60 Jahre alt waren.

Druckliegegeschwüre, Untergewicht, kaum noch Zähne im Mund - viele alte Menschen sind zum Zeitpunkt ihres Todes körperlich völlig ausgezehrt. So entdeckten die Hamburger Rechtsmediziner bei jedem achten Verstorbenen ein Druckliegegeschwür, bei machen sogar mehrere. Jedes fünfte Geschwür reichte so tief, dass sogar Knochen offen lagen. Besonders erschreckend: Die Zahl der Geschwüre ist trotz groß angelegter Qualitätsoffensiven und Weiterbildungen für Pflegekräfte in den vergangenen Jahren wieder gestiegen. Auch das Körpergewicht der Untersuchten alarmiert Experten. Jeder fünfte der Verstorbenen war untergewichtig, von den Heimbewohnern sogar jeder dritte. Kritisch auch der Zustand des Gebisses: zwei von drei Verstorbenen hatten extrem schlechte oder gar keine Zähne. Die bundesweit umfangreichste Studie dieser Art dokumentiert damit die mangelhafte Versorgung alter Menschen, deren Anzahl in den kommenden Jahren aufgrund der demographischen Entwicklung weiter stark steigen wird. Einen Grund für die schlechten Ergebnisse der Studie sehen Experten in der mangelnden fachärztlichen Versorgung von Pflegebedürftigen.

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