Stand: 28.04.2009 09:24 Uhr

Viele Verdachtsfälle der Kindeswohlgefährdung in Hamburg

von Joachim Weretka

In Hamburgs Behörden sind im vergangenen Jahr mehr als 9.600 Meldungen über gefährdete Kinder eingegangen.
Die Jugendämter haben daraufhin in 55 Fällen Kinder in staatliche Obhut genommen.

Diese Angaben sind Bestandteil einer Senatsantwort auf eine kleine Anfrage der SPD-Abgeordneten Carola Veith und Thomas Böwer.

Die hohe Zahl von Verdachtsfällen auf Kindeswohlgefährdung täusche, sagt die Sprecherin der Sozialbehörde Jasmin Eisenhut. Denn es handele sich ja nicht um 9660 Kinder. Zu einem gefährdeten Kind würden häufig mehrere Anzeigen bei den Jugendämtern eingehen: Und jede würde in der Statistik auftauchen. Außerdem enthielte die Zahl auch Meldungen der Polizei über Straftaten, an denen Kinder und Jugendliche beteiligt waren. Darauf reagierten die Jugendämter in der Regel aber nicht mit staatlicher Inobhutnahme. Die genaue Anzahl der Polizeimeldungen konnte sie allerdings nicht nennen. Weil eine entsprechende Statistik für das Jahr 2008 fehle, sei eine Abgrenzung nicht möglich.

Den SPD-Abgeordneten Thomas Böwer beruhigt die Antwort des Senates nicht. Es gebe ein auffälliges Missverhältnis, so Böwer. Denn es könne doch nicht angehen, dass bei jährlich 9.660 Verdachtsfällen, nur 55 Kinder in staatlicher Obhut geschützt wurden. Böwer belegt sein Misstrauen mit dem Fall des toten Babys Lara. Auch hier lag eine Verdachtsmeldung auf Kindeswohlgefährdung vor. Das Jugendamt hatte diese aber - wie es heißt aus Überlastung - nicht konsequent verfolgt. Böwer befürchtet nun, dass in diesen Zahlen noch mehr Fälle von akuter Kindeswohlgefährdung stecken könnten.

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