Stand: 05.03.2009 08:49 Uhr

Krankenkasse setzt Ärzte unter Druck

von Jörn Straehler-Pohl

Ärzte unter Druck.

Der Ton im deutschen Gesundheitswesen wird offenbar rauher. Nach Informationen von NDR 90,3 werden Ärzte auch in Hamburg unter Druck gesetzt, ihre Diagnosen zu überprüfen und nachträglich zu ändern. In einem Schreiben der Deutschen BKK droht die Krankenkasse den Ärzten ansonsten mit dem Wirtschaftsprüfer.

Der Brief lässt keine Fragen offen. Uns ist aufgefallen, heißt es in dem Schreiben der Deutschen BKK an einen Hamburger Arzt, dass Sie Diagnosen abrechnen, die nicht auf die entsprechende Krankheit hindeuten. Zum Beleg dafür wird aufgelistet, welcher Kassen-Patient welches Medikament verordnet bekommen hat - ohne, dass eine der dafür typischen Diagnosen vorliegt. Dem Arzt wird deshalb geraten, seine Diagnosen zu überprüfen, um - so wörtlich - eventuellen Schwierigkeiten mit künftigen Wirtschaftlichkeits-Überprüfungen vorzubeugen.

Für Walter Plassmann von der Kassen-Ärztlichen Vereinigung Hamburg ist der Fall klar:"Der Hintergrund ist, dass die von dem Arzt angegebene Codierung offenbar nicht den Kriterien entspricht, nach denen die Krankenkasse Geld aus dem Risiko-Struktur-Ausgleich erhält."Die Kassenärztliche Vereinigung vermutet, dass die Deutsche BKK mit dem Brief ihre Einnahmen aufbessern will, da es für eine Reihe von schweren Krankheiten besonders viel Geld aus dem Finanzausgleich aller Krankenkassen gibt. Das weisst die Kasse zwar zurück - allerdings ohne Erfolg. Das Bundesversicherungsamt hat die Krankenkasse nach Informationen von NDR 90,3 aufgefordert, keine Briefe dieser Art mehr an die Ärzte zu schreiben.

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