Stand: 30.01.2014 08:28 Uhr

Medizinischer Ethikrat tritt fast geschlossen zurück

von Jörn Straehler-Pohl

In der Hamburger Ärzteschaft zeichnet sich ein folgenschwerer Eklat ab. Nach Informationen von NDR 90,3 tritt fast die gesamte Ethik-Kommission der Ärztekammer zurück
In dem Rücktritts-Schreiben, das NDR 90,3 exklusiv vorliegt, erhebt die Ethik-Kommission schwere Vorwürfe gegen die Ärztekammer und das UKE: Sie fühlt sich vom Universitätsklinikum massiv unter Druck gesetzt, weil sie Forschungs-Anträge zu gründlich und zu genau prüfe - dadurch werde die Forschung behindert. Ziel sei es offenbar gewesen, dass die Kommission auch unzureichend durchdachte Forschungs-Vorhaben am Menschen genehmigen solle. Und die Ärztekammer habe sich dieser Sichtweise des UKE angeschlossen und lasse ansonsten ein hohes Desinteresse an der Arbeit der Kommission erkennen, heißt es weiter. Deshalb würden 21 der 29 Mitglieder der Kommission zum März ihr Amt niederlegen - ein bislang einmaliger Vorgang. Brisant ist das Schreiben auch deshalb, weil Ethik-Kommissionen zu den wichtigsten ärztlichen Institutionen überhaupt zählen: Denn sie beraten Ärzte und genehmigen medizinische Forschung. Dabei haben sie einen Ermessens-Spielraum, ob sie nur nach Papier-Lage entscheiden oder ob sie beispielsweise eine Experten-Anhörung machen. Grundsätzlich gilt es dabei abzuwägen zwischen notwendigem Patienten-Schutz und der Freiheit der Forschung. Ein Vermittlungs-Versuch der Gesundheitsbehörde ist gescheitert - das UKE bedauert die Rücktritte und würdigt gleichzeitig die Arbeit der Kommission.

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