Stand: 30.09.2015 14:57 Uhr

die nordstory Spezial - Einst geteilt. Heute vereint?

Sendung am Sonntag, 4. Oktober 2015 um 13.00 Uhr im NDR Fernsehen

Einst geteilt. Heute vereint? Diese Frage stellt die NDR Dokumentation in der Reihe "die nordstory Spezial", die sich mit Schwierigkeiten und Chancen einer Identitätsbildung in einem vereinigten Land auseinandersetzt.

Jubel, so viele Küsse, so viele Tränen. Selten gab es bei den als eher unterkühlt geltenden Deutschen derartige Gefühlsausbrüche wie in der Nacht des Mauerfalls 1989: Tausende Menschen drängten von Ost nach West über die Grenze. Endlose Trabbi-Schlangen schoben sich durch die geöffneten Schranken. Auf der Westseite gab es Beifall, im Osten Glückseligkeit.

Mit Feuerwerk und Festreden wurde ein Jahr später die Vereinigung der beiden Staaten Deutschlands zelebriert. Dann aber fremdeln viele ehemalige DDR-Bürger damit, jetzt für einen eigenen Lebensentwurf selbst initiativ werden zu müssen. Als Tausende ihre Arbeit verlieren, weil die Riesenbetriebe der DDR geschlossen werden, kommt die Resignation. Und die Wut.

Die Erinnerung der Deutschen an die eigene Geschichte seit 1945 ist zweigeteilt. Westdeutsche blicken zurück auf ein parlamentarisches System mit Pressefreiheit, Politik- und Umweltskandalen, Wirtschaftsflauten, Entlassungswellen, aber auch der 68er-Revolte und Emanzipationsbewegungen. Das Einüben der Demokratie dauert bis heute an.

Ostdeutsche erinnern eine Geschichte als Akteure in einem autoritären System. Mit all der Enge, den Herrschaftsstrukturen und Einschüchterungen, die eine totalitäre Staatsform mit sich bringt. Eine unangenehme Geschichte, die viele in ihrer eigenen Biografie nur ungern wahrhaben wollen, die Scham und Unterlegenheitsgefühle hervorruft.

Die NDR Dokumentation 25 Jahre nach der Wiedervereinigung ist auf der Suche nach einer gesamtdeutschen Identität. Ost- und Westdeutsche unterschiedlichen Alters schildern ihre Gefühle. Denker, Visionäre und Künstler kommen zu Wort, wenden sich ganz ausdrücklich an künftige Generationen.

Mit dabei sind ein ehemaliger DDR-Grenzsoldat, der Intendant des hannoverschen Schauspielhauses Lars-Ole Walburg, die Puhdys, ein Harzranger, der Sozialpsychologe Harald Welzer, Paare, die eine Ost-West-Liebe lebten, Roland Jahn, der heutige Bundesbeauftragte für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der ehemaligen DDR, und viele andere.

Setzt 25 Jahre nach der Wiedervereinigung das Vergessen von DDR, Teilung und Grenze ein? Oder kann die Aufarbeitung vielleicht jetzt erst richtig beginnen?




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