Stand: 26.06.2022 11:00 Uhr

Wohnungskonzern Adler: offene Rechnungen in Millionenhöhe

Der Immobilienkonzern Adler Group, nach eigenen Angaben eine der führenden deutschen Wohnungsgesellschaften, hat offenbar im großen Stil Rechnungen nicht bezahlt. So liegt den Sendern NDR und rbb eine Liste aus dem April 2021 vor, die Hunderte Rechnungen auflistet, die die Adler-Tochter Consus nicht oder nicht vollständig beglichen hat. Es handelt sich dabei um offene Beträge von insgesamt fast 78 Millionen Euro. Auf der Liste ist vermerkt, welche Rechnungen Priorität haben und welche nicht. Offenbar war es Firmenpolitik, Zahlungen – auch an Handwerkerbetriebe - so lange wie möglich hinauszuzögern. Die Adler Group hat sich auf Anfragen der Sender hierzu nicht geäußert.

Die Recherchen von NDR und rbb sind in der Dokumentation „Immobilienpoker – Die dubiosen Geschäfte eines Wohnungskonzerns“ zu sehen. Der Film läuft am Montag, 27. Juni, um 23.05 Uhr als „Story im Ersten“ und ist in der ARD-Mediathek abrufbar. Die Autoren Michael Richter und Christoph Twickel haben für den Film acht Monate lang fragwürdige Immobiliendeals und Konzern-Übernahmen der Adler Group nachverfolgt, um das komplizierte Firmengeflecht um den Wohnungskonzern zu entwirren und seinem teils aggressiven Geschäftsgebaren nachzugehen. In ihrem Film kommen auch geprellte Handwerker und enttäuschte Immobilienkäufer zu Wort, die seit Jahren auf ihre Wohnungen warten.

Zu dem Thema veröffentlicht der NDR mit anschließender Sendung auf NDR Info zudem einen Podcast, der den Skandal mit der derzeitigen Wohnungsnot in deutschen Großstädten verknüpft. Autor und Host ist Christoph Twickel, die Regie führt Ulrich Lampen. Das Storytelling ist ab dem 27. Juni in der NDR Feature Box zu hören und als Podcast von NDR Info und rbbKultur in der ARD Audiothek.

Der Adler Group gehören u. a. Dutzende teurer Immobilien und Grundstücke in deutschen Großstädten, darunter das Holsten-Areal in Hamburg und der Steglitzer Kreisel in Berlin. Sie ist seit Monaten in den Schlagzeilen. Der im Zuge des Wirecard-Skandals bekannt gewordene Shortseller Fraser Perring hatte dem Unternehmen Betrug und Bilanzfälschung vorgeworfen. Die Adler Group bestritt alle diese Vorwürfe. Eine von Adler beauftragte Untersuchung durch die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft KPMG Ende April brachte jedoch keine vollständige Entlastung. In der Dokumentation „Immobilienpoker – Die dubiosen Geschäfte eines Wohnungskonzerns“ spitzt Perring seine Vorwürfe zu. Er hält mit Adler verbundenen Personen vor, andere Unternehmen übernommen und ihren Wert künstlich „aufgebläht“ zu haben, um sie dann „auszuplündern“.

26. Juni 2022

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