NDR 90,3 exklusiv: Große Wut bei Hamburgs Fußballfrauen über Pläne des Hamburger Fußballverbandes
Das Präsidium des Hamburger Fußball Verbandes (HFV) will den vor 50 Jahren gegründeten Ausschuss für Frauen- und Mädchenfußball ab der nächsten Saison abschaffen. Nach Recherchen von NDR 90,3 sorgen diese Pläne für großen Ärger.
Derzeit gibt es im HFV drei Spielausschüsse: einen für Herrenfußball, einen für die männliche Jugend und einen für Frauen und Mädchen. Dieser kümmert sich um die Organisation des Spielbetriebs für alle weiblichen Teams und gibt den Vereinen mit Frauenfußball im Verband eine Stimme.
Die geplante Auflösung sorgt für Unverständnis: "Das ist gegen jegliche Frauenförderung“, sagt die Vorsitzende des 1. Frauen Fußballclubs Elbinsel, Cordula Radtke, zu NDR 90,3. Die große Befürchtung ist, dass mit dieser Reform die Frauen und Mädchen im Fußball auf der Stecke bleiben. Warum der Ausschuss nun wegfallen soll, bleibt für Cordula Radtke völlig unklar. Auch die ehemalige DFB-Vizepräsidentin Hannelore Ratzeburg, die den Hamburger Ausschuss für Mädchen- und Frauenfußball vor 50 Jahren mitgegründet hat, versteht die geplante Strukturreform nicht. Bisher war Hamburg im Bereich Frauenfußball für viele andere Landesverbände immer Vorbild und Vorreiter. "Das, was andere nach und nach auch als richtig und wichtig entdeckt haben, wird bei uns jetzt so in Frage gestellt, dass sogar die Auflösung bevorsteht," so Ratzeburg im Interview." "Wir wurden nicht mitgenommen und wissen überhaupt nicht, auf welchen Erkenntnissen diese Entscheidung fußt," ergänzt Radtke.
Kritik, die HFV-Präsident Christian Okun vehement zurückweist. Schon im vergangenen Jahr seien die Ausschüsse laut Okun über die Idee einer Neustrukturierung informiert worden. "Wir haben festgestellt, dass es Optimierungsbedarf gibt", sagt Okun. Deshalb sollen im Sommer alle drei bisherigen Spielausschüsse aufgelöst und durch nur noch zwei neue Spielausschüsse ersetzt werden: Der neue Ausschuss für den Erwachsenenspielbetrieb soll dann die Spiele der Männer und Frauen organisieren. Der neue Ausschuss für Kinder und Jugendliche ist laut Strukturentwurf für alle Spiele von Jungen und Mädchen zuständig. Zusätzlich sollen noch Fach-Arbeitsgruppen eingerichtet werden.
Für Okun geht es bei der Reform vor allem um Effizienz: bestehende Doppelstrukturen sollen aufgelöst, Synergien geschaffen werden. Die Befürchtung, dass die Frauen-Teams dann im immer noch männerdominierten Fußball untergehen, teilt der Verbandspräsident nicht: "In den neuen Ausschüssen sollen Männervertreter und -Vertreterinnen gleichberechtigt neben Frauen-Vertreterinnen und Vertretern sitzen."
Eine Idee, die in den Vereinen nicht alle überzeugt. Auf dem Verbandstag am 1. Juni soll über eine entsprechende Satzungsänderung abgestimmt werden.
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