Stand: 12.01.2017 17:00 Uhr

HSH Nordbank: Abwicklungsanstalt rechnet mit Milliardenverlusten

von Angela Kleinar

Den von den Ländern übernommenen faulen Schiffskrediten aus der HSH Nordbank droht der Totalausfall.

NDR 1 Welle Nord und Schleswig-Holstein Magazin liegt ein streng geheimer Bericht der hsh portfoliomanagement zum 3. Quartal 2016 vor. Darin heißt es, 98 % der faulen Schiffskredite seien vom Totalausfall bedroht. Die Abwicklungsanstalt hatte der krisengeschüttelten HSH Nordbank für 2,4 Mrd. Euro faule Schiffskredite abgekauft. Nach diesem Bericht sind Abschreibungen in Milliardenhöhe wahrscheinlich. Sie müssen von den Ländern Hamburg und Schleswig-Holstein finanziert werden.

Hintergrund ist die Krise der Schifffahrtsmärkte. Alle 252 Schiffe der hsh portfoliomanagement kämpfen, so der Bericht, "mit einem Einbruch der Charterraten über alle wesentlichen Größenklassen." Deshalb sei nun auch bei den Schuldnern der Abwicklungsanstalt mit "Forderungsverzichten" zu rechnen, also mit Schuldenerlassen für Großinvestoren.

Der finanzpolitische Sprecher der CDU im Landtag, Tobias Koch, sieht darin das Eingeständnis, dass von den Schiffen "nur der Schrottwert bleibt und keine Kreditrückzahlung erfolgen wird". FDP-Fraktionsvorsitzender Wolfgang Kubicki wirft der Landesregierung vor, sie versuche das Ausmaß der Verluste "über den Wahltermin in Schleswig-Holstein hinweg zu verschleiern" und erneuerte seine Forderung nach einem Untersuchungsausschuss.

Finanzministerin Monika Heinold, B 90/Grüne, erklärte, die Schiffskredite der Abwicklungsgesellschaft seien tatsächlich ausfallgefährdet und wegen der negativen Entwicklung der Charterraten schwierig zu bewirtschaften. Wie hoch letztendlich der Verlust sein werde, könne man aber erst in späteren Jahren sagen. Die Finanzministerin verweist darauf, dass die Zweckgesellschaft bereits 340 Millionen Euro Risikovorsorge gebildet habe.

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