Stand: 09.08.2016 10:10 Uhr

"Die Deutschen aus Russland - Leben in zwei Welten"

Sendetermin: Freitag, 12. August, 21.15 Uhr, NDR Fernsehen

"Davai, Vitali", ruft einer. "Los, Vitali!" Beim Verein Atlantik 97 aus Neuallermöhe in Hamburg sprechen sie Russisch auf dem Fußballplatz. Sie alle sind Russlanddeutsche, kamen in den 90er-Jahren aus der ehemaligen Sowjetunion. Vereinsgründer Alexander Gaal wollte vor fast 20 Jahren mit dem Fußball die jungen Spätaussiedler von der Straße holen. "Sie kamen mit der neuen Freiheit nicht zurecht", sagt der 59-Jährige, der 1995 aus Kasachstan nach Deutschland kam. "Ich musste Disziplin reinkriegen." Früher hatte sein Verein einen schlechten Ruf, es gab Prügelleien auf dem Platz. Aber das hat sich geändert.

Viele Jahre war es in Deutschland still geworden um die etwa 2,5 Millionen Russlanddeutschen hierzulande, deren Vorfahren als Handwerker und Bauern ins russische Zarenreich gegangen waren. Aber Ende Januar 2016 machten tausende von ihnen sich bemerkbar und gingen auf die Straße. Auslöser war der Fall Lisa. Das russische Staatsfernsehen hatte berichtet, die 13-jährige Russlanddeutsche aus Berlin sei von Flüchtlingen vergewaltigt worden. Die deutschen Behörden hätten das vertuschen wollen, so der Vorwurf. Dabei hatte Lisa gelogen, wie die Polizei später ermittelte. Sie war bei einem Freund untergetaucht.

Was sind das für Menschen, diese Deutschen aus Russland, von denen viele offenbar den Behörden misstrauen? Die NDR Reportage von Mareike Aden und Jürgen Kreller, die das NDR Fernsehen am Freitag, 12. August, um 21.15 Uhr zeigt, geht auf Spurensuche: In Neuallermöhe, der Heimat des Aussiedlervereins Atlantik 97, wo viele Russlanddeutsche wohnen. Die Zuschauerinnen und Zuschauer lernen den Atlantik-Gründer Alexander Gaal kennen, der sich noch immer nicht ganz zuhause fühlt in Deutschland. Einer seiner Schützlinge ist Vitali Rommel. Der junge Mann kam als Kind nach Deutschland und zu Atlantik 97. Er fühle sich nicht als Russe, nicht als Deutscher, sondern als Mensch, sagt Vitali Rommel. Er wolle sich nicht einordnen. Die Filmemacher porträtieren den politischen Aktivisten Alexander Semjonow, einen Russen geboren im sowjetischen Estland, der in Hamburg lebt. Er hat die Lisa-Demo in Hamburg organisiert und will mit seinem Verein das Russlandbild in Deutschland verbessern. Er glaubt die Russlanddeutschen zu verstehen, glaubt zu wissen was sie umtreibt. Die NDR Reportage taucht in eine russischsprachige Welt ein, mitten in Hamburg.

10. August 2016 / RP

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