Stand: 07.08.2013 10:17 Uhr

Reeperbahn Festival

von Sina-Felicitas Wende
Der N-JOY Reeperbus © NDR
Der N-JOY Reeperbus

Ring Ring... Ein kurzer Anruf genügte und wir waren dabei: Beim Reeperbahn Festival 2013! Matthias und ich sind auszubildende Kaufleute für audiovisuelle Medien im zweiten Lehrjahr und die Lautesten, wenn es darum geht, wer freiwillig Extraschichten schieben möchte. Somit standen unsere Namen als „Runner /Aufnahmeleitung“ in der offiziellen Dispo des Festivals. Bis kurz vor Dienstbeginn wussten wir selbst nicht, was auf uns zukommen würde.

Es folgt ein Nachbericht und vorab: Das Motto der Band Laing „Morgens müde, abends wach“ fasst die fünf Tage intensiver Arbeit schon sehr gut zusammen.

Büro mit Blick aus dem Fenster © NDR
Büro mit Blick aus dem Fenster

Ein Festival ohne Gummistiefel, Zelt, Bierdosen und hippen Klamotten a la Miley Cyrus ist kein richtiges Mainstream-Festival. Das war meine Meinung bevor ich Teil des Reeperbahn Festivals geworden bin: Vier Tage – vom Mittwoch bis Samstag – zeigten über 400 Künstler der internationalen Musik- und Kreativszene in 70 verschiedenen Locations ihre Bühnenprogramme – ganz ohne Dixi-Klos und Gruppenduschen. Zum achten Mal in Folge präsentierte sich Hamburg Ende September von seiner schönsten Seite und vermittelte seinem internationalen Publikum ein Gefühl von Freiheit und Geborgenheit: Der Jazz-Fan feierte neben dem Hip-Hopper und der langhaarige Rocker tanzte zur Indie-Musik.

Passender konnte Hamburgs erster Bürgermeister Olaf Scholz es nicht sagen: „Die Musik spielt in Hamburg!“ Auf der Kick-Off-Party stieg die Vorfreude und mit ihr die Aufregung. „Moin, moin und herzlich Willkommen beim Reeperbahn Festival 2013!“ Los geht’s.

Eine solch große Veranstaltung in Hamburg wäre nichts ohne den NDR. Und auch in diesem Jahr waren wir wieder besonders gut vertreten: Die Abende von NDR 2 im Schmidts Tivoli (Donnerstag) und N-JOY (Samstag) gehören zu den festen Programmpunkten beim größten Clubfestival Deutschlands. Diesmal dabei u.a. James Blunt und Birdy. Zwei der wenigen wirklich bekannten Stars, die bei diesem Festival auftraten. Auch NDR Info bot an zwei Abenden im Imperial Theater (Freitag) und im Mojo Club (Samstag) Musik abseits des Mainstream. Für die Besucher vor Ort waren die Veranstaltungen ein absolutes Highlight - und nicht nur für die: Mit Hilfe von sieben NDR Übertragungswagen konnten mehrere Konzerte im Livestream online verfolgt werden. Damit begeisterten wir sogar die Couch-Potatoes.

Mittendrin © NDR
Mittendrin

Richtige Muskelkraft wurde bereits in den ersten Arbeitsstunden am Mittwoch (ein Tag vor dem Produktionsstart des NDR) von uns verlangt, denn das Produktionsbüro im 20. Stock der tanzenden Türme (auf St. Pauli) richtete sich nicht von selbst gemütlich ein: Es wurden Tische, Stühle, Kisten gefüllt mit Telefonen und Computern, Obst, Wasserflaschen und ganz viele Süßigkeiten mit hohem Teamgeist geschleppt… Einzige Folge leichter Muskelkater. Doch bei dem Ausblick, der sich von dort oben bot, war jeder negative Einfluss verflogen. Aus acht leeren Räumen wurden fünf Büros, ein Schnittraum, eine Online-Redaktion und ein großer Konferenzraum. Die gute Seele des 20. Stocks war die in der Mitte liegende Küchenzeile, wo wir mit stets warmen und frischen Kaffee, sowie Keksen und Brötchen Glücksgefühle beim gesamten Team auslösten.

 

Bei dem Arbeitspensum, was von jedem einzelnen verlangt wurde, war gute Laune eine Grundvoraussetzung – und eine unserer wichtigsten Aufgaben an den Nachmittagen während des Festivals. Nicht nur im Produktionsbüro, sondern vor allem auf den Ü-Wagen, die nach und nach an ihren Standorten eintrafen, sollte die Stimmung immer perfekt sein. So führten wir kleine Small-Talks, hörten uns mögliches Leid an, verschenkten große Boxen Süßigkeiten und kümmerten uns um einen Falschparker, der von der Polizei abgeschleppt wurde, da er einem Ü-Wagen im Weg stand.

Außerdem sollten wir, wie es unsere Jobbezeichnung verlangte, rennen – und zwar immer von einem Ü-Wagen zum nächsten und dann ins Produktionsbüro. Bereits am Nachmittag rannten wir, denn ab 14 Uhr spielten die ersten Bands beim N-JOY Reeperbus, der seinem Publikum auf dem Spielbudenplatz kleine private Konzerte mit Sonnenschein bot und das alles kostenlos. Die Mitschnitte der einzelnen Auftritte wurden dann auf Tapes und Sticks in den Schnittraum gebracht, dort hübsch überarbeitet und bei n-joy.de für alle User zum Nachhören und -sehen hochgeladen. Am Abend und in der Nacht wurden die Wege länger. Die Tonmitschnitte auf CDs aus den Ü-Wagen mussten direkt nach dem Konzert ins Produktionsbüro, dort wurden sie vervielfältigt und gesichert. Jeder Runner hatte ein bis zwei Locations zu betreuen und versorgte die Kollegen auch um 01:45 Uhr mit Äpfeln und Bananen. Zwischendurch waren wir noch in schicken grünen N-JOY Westen als Fotopromoter unterwegs und hielten die schönsten Momente mit den coolsten Fans fest. Unser Glück: Es war trotzdem immer noch genug Zeit, Konzerte live mit zu erleben, was auch unsere sowieso gute Laune enorm gesteigert hat.

Heimlich und viel zu schnell vergingen die drei intensivsten Arbeitstage und Arbeitsnächte der Produktion. Erschöpft und müde stießen wir auf der anschließenden Aftershow Party gemeinsam an und feierten die großen Erfolge der vergangenen Tage: Die immer gute Laune, der warme Kaffee, die gelungenen Mitschnitte und Live-Streams, die tolle Betreuung der Aufnahme-, Produktions- und Herstellungsleitung und die abgelaufenen Schuhe! Selten gab es ein so harmonisches Team, das auch im Stress und unter Zeitdruck effizient und zielgerichtet gearbeitet hat, um die Basis einer erfolgreichen Festival-Produktion darzustellen.

Natürlich sollte am Ende alles wieder wie vorher sein: Das Büro in den tanzenden Türme wurde wieder mit Muskelkraft in seinen Urzustand gebracht und wir waren dann wieder „Morgens wach und abends müde.“ Vielen Dank für die vielen unvergesslichen und erfahrungsreichen Momente auf der Reeperbahn.

 

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