3D-Produktion für die Ohren: "Aufgehört"

von Birte Runge, Maike Plambeck und Isabelle Schmitt
Der Kunstkopf wird mit einer Mütze vor Windgeräuschen geschützt. © NDR
Der Kunstkopf wird mit einer Mütze vor Windgeräuschen geschützt.

In der Berufsschule wurde uns die Aufgabe gestellt, ein Projekt zu verwirklichen, dass sich hauptsächlich mit Ton beschäftigt. Wir haben uns für ein Hörspiel entschieden. In unseren Hörfunk-Seminaren hatten wir bereits die Gelegenheit, die Kunstkopftechnik kennenzulernen und fanden diese sehr spannend. Dabei entstehen sozusagen 3D-Aufnahmen für's Ohr.

Der Kunstkopf ist ein Nachbau eines durchschnittlichen menschlichen Kopfes. In den Gehörgängen befinden sich zwei Kugelmikrofone. Damit soll das menschliche Hören nachempfunden werden. Man kann also mit einem Stereosignal eine Rundumzuordnung erreichen, also nicht nur links-rechts, sondern auch vorne-hinten sowieso oben-unten, außerdem werden Räume und Entfernungen natürlich dargestellt. Der Effekt kommt allerdings nur mit offenen Kopfhörern zur Geltung, also keine, die das Ohr abschotten und auch keine Ohrstöpsel.

Von der Idee zur Umsetzung

Unsere Grundidee war es, eine Geschichte über eine Blinde zu erzählen, um so einen stärkeren Fokus auf die Tonebene zu legen. Wir begannen mit der Recherche im Blinden- und Sehbehindertenverein Hamburg und entwickelten die Geschichte. Da wir nichts Vergleichbares für die Tonaufnahmen fanden, mieteten wir auch Blindenstöcke für unsere Produktion.

Aufnahme von Blindenstöcken in der Fußgängerzone. © NDR
Aufnahme von Blindenstöcken in der Fußgängerzone.

Als der Aufnahmeplan stand, fingen wir an mit den ersten Atmo-Aufnahmen mit Hilfe des KU80i, der in unserer Ausbildungsabteilung verfügbar ist. Dabei brannte leider ein Verstärkerbauteil durch, so dass wir den Kunstkopf in Reparatur geben mussten. Da im Bestand des NDR nur dieser eine Kunstkopf verfügbar ist, weil diese Technik etwas in Vergessenheit geraten ist, lag unser Projekt erst einmal auf Eis. Glücklicherweise konnte unser Tutor ein Ersatzgerät für uns organisieren. Dieses war der KU100, mit dem wir direkt wieder loslegen konnten.

Wir gingen in Parks, Fußgängerzonen, Wohnungen, Treppenhäuser, Wälder - der Kunstkopf war immer dabei, weil natürlich jede Aufnahme mit dem Kunstkopf gemacht werden musste. Wir waren immer zu dritt unterwegs, da eine den Kopf tragen, eine die Geräusche mit den Blindenstöcken machen und eine die Aufnahmen mit dem Rekorder machen musste. Außerdem hatten wir die Idee, dass sich die am Flügel gespielte Titelmusik um den Kopf dreht. Dafür musste eine von uns sich auf einen Drehstuhl setzen, den Kunstkopf halten und gleichmäßig gedreht werden.

Während der Aufnahme mit dem Kopfhörer prüfen. © NDR
Während der Aufnahme mit dem Kopfhörer prüfen.

Nachdem wir alle Geräusche und Atmos aufgenommen hatten, haben wir uns Sprecher ins Synchronstudio eingeladen, damit sie unseren Figuren ihre Stimmen leihen. Wir haben die Protagonistin von vorne auf den Kopf sprechen lassen, da das Hörspiel aus ihrer Perspektive spielen soll. Somit waren die Aufnahmearbeiten abgeschlossen und es ging in den Schnitt - alles mit Kopfhörern. Aus vier Stunden Rohmaterial wurden zehn Minuten Hörspiel. (Nicht vergessen: offene Kopfhörer! Und besser erst gar nicht auf Lautsprechern anhören, das würde Sie enttäuschen.)

Stabliste:

Emily: Anna Jelica Batarilo
Harry: Andreas Jahncke
Nico: Ronja Reinke
Arzt: Conrad Zelck
Zivi: Daniel Bahr
Pianistin: Johanna Knoth
Story / Regie / Aufnahmen / Schnitt: Birte Runge, Maike Plambeck, Isabelle Schmitt

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