Wirkung von Kurkuma: So gesund ist das goldgelbe Gewürz

Stand: 06.05.2022 12:03 Uhr

Als Gewürz verfeinert Kurkuma jedes Curry. Doch die gelbe Knolle und ihr Wirkstoff Curcumin sollen auch bei Entzündungen und Verdauungsbeschwerden helfen. Warum Kurkuma-Präparate jedoch mit Vorsicht zu genießen sind.

Curcumin, dem Wirkstoff aus der Kurkuma-Wurzel, werden viele positive Einflüsse auf die Gesundheit nachgesagt: Alzheimer, Schlaganfälle, Verdauungsbeschwerden, Krebs, chronische Entzündungen und Gelenkschmerzen soll er lindern können. Kurkuma, auch Gelbwurz genannt, ist als Pulver fester Bestandteil jeder Curry-Mischung und wird in der Ayurvedischen Medizin seit Tausenden von Jahren bei Magen-Darm-Problemen wie Verdauungsbeschwerden, Völlegefühl, Blähungen, Verstopfung und Entzündungen der Darmschleimhaut eingesetzt.

Wirkung trotz schlechter Bioverfügbarkeit

Ob frisch oder getrocknet und zu Pulver gemahlen, enthält die Kurkumawurzel nur etwa sechs Prozent des Polyphenols Curcumin. Da dieses nicht wasserlöslich ist, gelangt nur etwa ein Prozent dieser geringen Menge aus dem Verdauungstrakt ins Blut. Zudem wird Curcumin im Körper durch Enzyme schnell abgebaut. Und trotzdem zeigt Curcumin in der Naturheilkunde eine spürbare Wirkung, zum Beispiel bei Arthrose und Rheuma. Hier kann es die Entzündung lindern und den Bedarf an Schmerzmitteln und Kortison verringern.

Kaum wissenschaftliche Belege für die Wirkung von Curcumin

Beim Einsatz von Kurkuma in der Naturheilkunde verlassen sich Ärztinnen und Ärzte allerdings vor allem auf ihre praktischen Erfahrungen, denn wissenschaftliche Studien, die die Wirkung von Curcumin beim Menschen belegen, gibt es kaum. Das Problem ist, dass das Molekül in Laborversuchen mit allen möglichen Substanzen reagiert. In der Petri-Schale sieht es dann so aus, als würde Curcumin gegen schwere Erkrankungen wirken. Sogar Krebs-Zellen konnte Curcumin in der Petri-Schale ausschalten. Und auch in einigen Tierversuchen zeigt es eine vielversprechende Wirkung. Auf den Menschen lassen sich solche positiven Ergebnisse allerdings nicht übertragen. Hier sind die Effekte von Curcumin bislang nicht einwandfrei belegt. Obwohl zahlreiche klinische Studien die Wirkung von Kurkuma auf den Menschen untersucht haben, waren die meisten nicht aussagekräftig. Entweder war die Zahl der Teilnehmerinnen und Teilnehmer zu klein, es gab keine Vergleichsgruppe oder die Untersuchungen wurden vorzeitig abgebrochen.

Wirkung von Kurkuma bei Verdauungsbeschwerden nachgewiesen

Dass Kurkuma leichte Magen-Darm-Beschwerden wie Blähungen und Völlegefühl lindern kann, ist dagegen wissenschaftlich bewiesen. In Indien wird Kurkuma bereits seit Jahrtausenden erfolgreich bei Magen-Darm-Entzündungen eingesetzt. Über gute Erfahrungen berichten Naturheilkundler auch bei chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen und beim Reizdarm-Syndrom.

Kurkuma-Kapseln: Wirkstoff nicht überdosieren

Wer die frische Kurkuma-Wurzel und das Gewürz nicht mag, kann auch Kurkuma-Extrakte in Form von Kapseln einnehmen. Dabei gibt es allerdings einiges zu beachten: Pro Tag sollte die Dosis nicht mehr als 180 bis 200 Milligramm Curcumin betragen. Um die sogenannte Bioverfügbarkeit, also die Menge des Wirkstoffs im Blutkreislauf, zu erhöhen, werden verschiedene Verfahren eingesetzt, um die Stabilität des Curcumins und seine Löslichkeit zu erhöhen. Dazu zählt zum Beispiel die Zugabe von Piperin (Wirkstoff des schwarzen Pfeffers).

Als besonders bioverfügbar gelten Präparate, bei denen das Curcumin in einer sogenannten Nano-Fett-Emulsion eingebettet ist. Der Fettmantel schließt den nicht wasserlöslichen Wirkstoff ein und sorgt dafür, dass es besser über die Magen-Darm-Schleimhaut aufgenommen wird. So gelangt er besser ins Blut und dorthin, wo er gebraucht wird - zum Beispiel in schmerzende Gelenke. Dennoch ist bei Curcumin-Präparaten in Kapselform Vorsicht geboten, denn eine zu hohe Dosis kann zu Übelkeit und Bauchschmerzen führen.

Warnung vor No-Name-Präparaten aus dem Internet

Von der Einnahme billiger Curcumin-Kapseln unbekannter Herkunft warnen Experten, denn oft ist die Dosierung des Wirkstoffextrakts nicht eindeutig, sie schwankt oder der Wirkstoff fehlt sogar komplett. Auch die sonstigen Inhaltsstoffe sind bei diesen Produkten oft nicht vollständig aufgelistet. Zudem sind Präparate, die nicht den europäischen Richtlinien für Nahrungsergänzungsmittel unterliegen, häufig durch Schwermetalle verunreinigt.

Nebenwirkungen und Risiken von Curcumin

Wer Gerinnungshemmer, Chemotherapeutika oder Medikamente gegen Lebererkrankungen einnimmt, darf keinesfalls auf eigene Faust Curcumin-Präparate verwenden. Denn Curcumin kann die Wirksamkeit von Medikamenten beeinflussen und zu massiven Leberschäden führen. Auch Schwangere, Stillende und Menschen, die unter Gallensteinen leiden, sollten auf Curcuma-Extrakte verzichten, denn diese fördern die Gallensaftproduktion und können im schlechtesten Fall eine Gallenkolik auslösen. Für das Gewürz Kurkuma gilt diese Warnung allerdings nicht.

Prof. Dr. Andreas Michalsen, Charité - Universitätsmedizin Berlin

Institut für Sozialmedizin, Epidemiologie und Gesundheitsökonomie
Charité - Universitätsmedizin Berlin
Chefarzt der Abteilung für Naturheilkunde
Immanuel Krankenhaus Berlin, Standort Berlin-Wannsee
Königstraße 63
14109 Berlin
www.naturheilkunde.immanuel.de

 

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Visite | 10.05.2022 | 20:15 Uhr

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