Eine Impfung gegen krebsauslösende Humane Papillomviren. © picture alliance/dpa/dpa-Zentralbild | Patrick Pleul

HPV-Impfung: Oft vernachlässigt in Deutschland 

Stand: 05.09.2022 11:00 Uhr

Bei der Impfung gegen die krebsauslösenden Humanen Papillomviren (HPV) ist Deutschland im internationalen Vergleich weit abgeschlagen - bei Jungen noch mehr als bei Mädchen. Durch die Corona-Pandemie hat sich die Situation verschlechtert.

Bei Frauen können HPV-Infektionen Krebs am Gebärmutterhals, an Vagina und Vulva auslösen, bei Männern am Penis und bei beiden Geschlechtern im Analbereich und im Mund-Rachen-Raum. Glücklicherweise gibt es eine Impfung gegen HPV, die das Krebsrisiko drastisch senkt: Sie schützt zu 94 Prozent vor der Entwicklung von Vorstufen des Gebärmutterhalskrebses und zu 76 Prozent vor Krebs im Analbereich. Übertragen werden die Viren beim Geschlechtsverkehr über kleinste Verletzungen in der Schleimhaut.

Auch bei Krebs im Mund- und Rachenraum wird eine gute Schutzwirkung der Impfung vermutet. Allerdings spielen hier oft noch andere Faktoren wie Rauchen und Alkohol eine Rolle, so dass sich konkrete Zahlen kaum ermitteln lassen.

Impfung für Jungen und Mädchen bis 14 Jahren

Die Ständige Impfkommission (STIKO) empfiehlt eine Impfung für Mädchen und Jungen im Alter zwischen neun und 14 Jahren, idealerweise vor dem ersten Sexualkontakt. Versäumte Impfungen sollten möglichst bis zum Alter von 17 Jahren nachgeholt werden. Wenn die Kinder bei der ersten Impfung jünger sind, reichen zwei Impfdosen aus, bei einer späteren Impfung sind drei Dosen erforderlich, um die volle Schutzwirkung zu erreichen.

Impfrückstand in Deutschland

Während zum Beispiel in Portugal 94 Prozent der 15-jährigen Mädchen im Jahr 2021 vollständig geimpft waren, lag diese Quote in Deutschland gerade einmal bei nur 47 Prozent - weit niedriger als in vielen europäischen Nachbarländern. Bei den Jungen ist der Abstand zu den Vorzeigeländern noch größer: In Deutschland sind nur fünf Prozent der 15-jährigen Jungen gegen HPV geimpft, in Dänemark 66 und in Norwegen sogar 89 Prozent.

Eine mögliche Erklärung für diese extremen Unterschiede liegt in der Zögerlichkeit der Eltern: Während Länder mit hohen Quoten in den Schulen impfen, bleibt die Entscheidung hierzulande den Eltern überlassen. Bei vielen ist das Thema HPV-Infektion aber durch die Corona-Pandemie in den Hintergrund geraten. Zudem schätzen Expertinnen und Experten, dass viele Eltern wollen, dass ihre Kinder möglichst lange Kinder bleiben und deren Sexualleben einfach ausblenden. Zudem wissen viele nicht, dass Jungen und Männer zum einen selbst betroffen sein können, zum anderen aber auch die Infektion auf ihre Partnerinnen und Partner übertragen.

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