Stand: 22.09.2019 13:23 Uhr

Fragen und Antworten rund ums Tätowieren

Eine junge tätowierte Frau mit Hut und Brille sitzt zwischen den Beinen eines Mannes. © Fotolia | Sobrik Foto: Fotolia | Sobrik
Tätowierungen sind Körperkunst und für viele Menschen ein modischer Hautschmuck.

Früher galten Tätowierungen als etwas Verruchtes, trugen sie doch Seeleute, Fremdenlegionäre, Häftlinge oder Rocker. Heute sind Tätowierungen nichts besonderes und schon lange kein Aufreger mehr: Etwa acht Millionen Deutsche haben irgendwo auf dem Körper ein Tattoo - Tendenz steigend. Doch wie sicher sind die Farben, die beim Tätowieren verwendet werden? Wie bekomme ich die Tattos wieder weg, wenn ich sie nicht mehr möchte? Und seit wann lassen sich die Menschen eigentlich tätowieren? Fragen und Antworten.

Seit wann lassen sich Menschen Tattoos stechen?

Tätowierungen gelten als Körperkunst und haben eine lange Tradition: Schon der mehr als 5.300 Jahre alte Körper der Gletscher-Mumie "Ötzi" wies zahlreicheTätowierungen auf. Überall auf der Welt brachten Urvölker schon vor Jahrhunderten auf verschiedene Weise Farbe unter ihre Haut - von Japan über Island bis Südamerika. Auch in den Adels- und Königshäusern des 19. Jahrhunderts gab es Liebhaber der Körperkunst: Neben Kaiserin Sisi, die einen Anker auf der Schulter trug, waren auch der englische König George V. und der russische Zar Nikolaus II. tätowiert. Die Motive, sich ein Tattoo stechen zu lassen, sind individuell sehr verschieden - und was vor Jahren noch auf viele irritierend wirkte und in den 1980er-Jahren Zeichen einer Protestkultur war, ist längst gesellschaftsfähig geworden.

Was passiert beim Tätowieren?

Beim Tätowieren wird mittels einer feinen Nadel Farbe in die mittlere Hautschicht (Dermis) eingebracht. Die Technik des Tätowierens ist hoch entwickelt: Tausende Farben stehen zur Verfügung und es gibt sogar UV-Tattoos, die unter Schwarzlicht leuchten. Heute wird diese mühsame Arbeit meist von elektrischen Tätowierapparaten erledigt, die ihre Nadeln bis zu 3.000 Mal pro Minute auf und ab bewegen. Wer sich tätowieren lassen möchte, sollte auf Hygiene achten, denn mit jeder Verletzung der Haut geht auch ein Infektionsrisiko einher. Erreger können zum Beispiel über nicht sterile Arbeitsgeräte, die Haut des Tätowierten oder des Tätowierers oder auch über kontaminierte Tätowiermittel in die Wunde eingetragen werden.

Wie sicher sind die verwendeten Tattoo-Farben?

Für Tattoo-Tinte gibt es kaum Regularien. Laut dem Bundesamt für Risikobewertung gibt es bislang mangels aussagekräftiger wissenschaftlicher Daten auch keine Positivliste, die gesundheitlich ungedenkliche Farben auflistet. Verantwortlich für die Sicherheit der Mittel ist der Hersteller. Seit dem Jahr 2009 gilt immerhin die Tätowiermittelverordnung, die regelt, was nicht in der Farbe enthalten sein darf. So ist es zum Beispiel verboten, mit Autolacken zu tätowieren, dennoch kann die Farbe noch immer giftige, krebserregende oder allergieauslösende Substanzen enthalten. Tests zufolge enthalten viele Farben gefährliche Stoffe wie Cadmium oder Nickel, die schwere Allergien verursachen und in höheren Dosen sogar Krebs auslösen können. Schwarze Tinte enthält häufig Ruß, der mit der Farbe in die Haut gelangt. Experten warnen zudem vor polyzyklischen aromatischen Kohlenwasserstoffen, die krebserregend sind.

Wie lassen sich Tattoos wieder entfernen?

Zur Entfernung von Tätowierungen bieten Tattoo- und Kosmetikstudios sowie Hautärzte Laserbehandlungen an: Die Farbe wird dabei mittels Laser zerkleinert und die kleinen Farbpartikel können über die Lymphflüssigkeit abstransportiert und ausgeschieden werden. Die Qualität der Behandlung und der verwendeten Lasergeräte schwankt dabei aber erheblich. Der Bundesrat verabschiedete deshalb 2018 ein Gesetz, nach dem ab Ende 2020 nur noch zugelassene Ärzte mit Lasern und hochenergetischen Lampen Tattoos entfernen dürfen - sofern sie über die nötige Fachkunde verfügen. Die Laserbehandlung ist schmerzhaft und nicht ohne Risiko. Wird sie nicht fachgerecht durchgeführt, kann es zu Verbrennungen, Entzündungen und Vernarbungen der Haut kommen. Schwarze Tinte lässt sich in der Regel besser entfernen als Tinte in bunten Farben. Wird die Farbe nicht vollständig aus dem Körper eliminiert, kann sie sich in den Lymphknoten ablagern. Bislang ist nicht klar, ob sich die Farbe auch in anderen Organen absetzt und ob dadurch gesundheitsschädliche Auswirkungen zu erwarten sind.

Dieses Thema im Programm:

tagesschau24 | 24.09.2019 | 09:20 Uhr

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