Stand: 07.09.2018 11:44 Uhr

Wilhelmsburg - ein Hamburger Stadtteil im Wandel

Triste Hochhaussiedlungen, hohe Arbeitslosigkeit, verfallene Fabrikgebäude: Jahrzehntelang galt Wilhelmsburg als Problembezirk - von der Politik vernachlässigt und sich selbst überlassen. Mittlerweile befindet sich der Stadtteil, in dem Menschen aus so vielen unterschiedlichen Kulturen zusammenleben wie kaum sonst irgendwo in Hamburg, im Umbruch. Angelockt vom Multikulti-Flair und den meist noch relativ niedrigen Mieten zieht es viele Studenten und Kreative in den Stadtteil südlich der Elbe.

Der "Sprung über die Elbe"

Nach der Sturmflut von 1962, bei der in Wilhelmsburg mehr als 300 Menschen starben, hatte der Senat den Stadtteil quasi aufgegeben und Teilgebiete für eine künftige Hafenerweiterung reserviert. Daraufhin zogen sich Investoren zurück, Gebäude verfielen. Erst 2004 kam die Kehrtwende: Die Stadt entschloss sich zum "Sprung über die Elbe" und rückte die Elbinsel, die mit der S-Bahn in nur wenigen Minuten vom Hauptbahnhof aus zu erreichen ist, in den Fokus der Stadtentwicklung.

Alteingesessene Bewohner befürchten Verdrängung

Im Rahmen der Internationalen Bauausstellung entstanden zwischen 2006 und 2013 rund 1.200 neue, teils exklusive Wohnungen mit hohen ökologischen Standards. Altbauten wurden saniert, neue Schulen gebaut, soziale Projekte angestoßen. Ziel war es unter anderem, den Stadtteil sozial stärker zu durchmischen und auch für junge Familien attraktiv zu machen.

Nach der Internationalen Gartenschau 2013 erhielt der Stadtteil mit dem Inselpark eine weitläufige Grünanlage mit Spielplätzen und Sportmöglichkeiten. Neben einer Basketball- und einer Schwimmhalle entstanden dort etliche moderne Wohn- und Geschäftshäuser. Auch die Behörde für Stadtentwicklung und Wohnen residiert dort in einem vielfarbigen Neubau. Direkt daneben soll das sogenannte Wilhelmsburger Rathausviertel mit mehr als 1.000 Wohnungen entstehen. Teil der Planungen ist die Verlegung der Wilhelmsburger Reichsstraße, die ab 2019 parallel zu der Bahntrasse geführt werden soll.

Stadtteil der Gegensätze

Viele Wilhelmsburger sehen die Veränderungen in ihrem Stadtteil skeptisch. Sie befürchten eine Gentrifizierung, bei der die sozial Schwächeren aus dem Stadtteil verdrängt werden. Doch noch ist Wilhelmsburg geprägt von seiner kulturellen Vielfalt und seinen vielen Gegensätzen: Bunt, trubelig und weltoffen geht es im Reiherstiegviertel zu, grün und idyllisch dagegen im Naturschutzgebiet an der Bunthäuser Spitze im Südosten der Elbinsel. Hafen und Industrie prägen den Stadtteil ebenso wie Hochhaussiedlungen aus den 70er-Jahren, eine historische Windmühle oder ein türkisches Hamam.

Wilhelmsburg mit der Wilden 13 erkunden

Ein Linienbus der Hochbahn hält am Stübenplatz in Hamburg Wilhelmsburg. © NDR Foto: Petra Volquardsen
Die Buslinie 13 ist für viele Wilhelmsburger eine der wichtigsten Verkehrsverbindungen.

Eine gute Möglichkeit, Hamburgs größten Stadtteil zu erkunden, ist die Buslinie 13. Die "Wilde Dreizehn", wie die Bewohner der Elbinsel sie nennen, verkehrt zwischen den S-Bahnstationen Veddel und Wilhelmsburg und kommt dabei an vielen zentralen Orten des Stadtteils vorbei, darunter am Stübenplatz im Reiherstiegviertel, auf dem regelmäßig ein Markt stattfindet, am Energiebunker - einem umgebauten Weltkriegsbunker, der den Stadtteil mit Energie versorgt - und am Inselpark.

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Dieses Thema im Programm:

Rund um den Michel | 12.07.2020 | 18:00 Uhr

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