HNO untersucht Gehörgang eines Ohrs mit Hilfe von Trichter und Vergrößerungsgerät © IMAGO / Wolfgang Maria Weber Foto: Wolfgang Maria Weber

Paukenerguss: Symptome erkennen und behandeln

Stand: 15.03.2024 09:25 Uhr | vom Rundfunk Berlin-Brandenburg-Logo

Bei einem Paukenerguss sammelt sich Flüssigkeit hinter dem Trommelfell im Mittelohr und sorgt oft für Hörprobleme und Drückgefühl. Durch das Belüftungssystem ihrer Ohren sind Kinder häufiger betroffen.

von Lucia Hennerici

Bei einem Paukenerguss sammelt sich durch einen Unterdruck Flüssigkeit im Mittelohr, weil dieses durch Probleme an der Ohrtrompete (Eustachische Röhre) nicht mehr frei belüftet werden kann. Irgendwann drückt diese Flüssigkeit im Mittelohr auch auf das Trommelfell. Das sorgt für ein klassisches Symptom beim Paukenerguss: Hörminderung.

Die Flüssigkeit im Mittelohr ist beim Paukenerguss in den meisten Fällen nicht-eitrig und dann auch nicht ansteckend. Der Paukenerguss ist in der Regel gut behandelbar und auch Übungen können die Heilung unterstützen.

Paukenerguss: Wichtige Fakten auf einen Blick

Ein Paukenerguss entsteht besonders häufig im Zusammenhang mit Atemwegsinfektionen und Mittelohrentzündungen. Hintergrund ist eine gestörte Belüftung des Ohres.

Wie entsteht ein Paukenerguss?

Ein Paukenerguss wird allgemein auch Mittelohrerguss genannt. Flüssigkeit (Sekret) aus den Schleimhäuten des Mittelohrs ergießt sich dabei in die sogenannte Paukenhöhle - also in aller Regel und sofern keine Verletzung des Trommelfells vorliegt - nicht nach außen. Die Paukenhöhle ist ein Teil des Mittelohrs, liegt hinter dem Trommelfell (Innenseite) und ist normalerweise, im gesunden Zustand, gut belüftet. Dafür sorgt die sogenannte Ohrtrompete, auch Eustachische Röhre genannt. Die Ohrtrompete ist eine direkte Verbindung zwischen Mittelohr und Nasenrachenraum. Hier kann im gesunden Zustand auch Flüssigkeit der Schleimhäute problemlos über den Rachen ablaufen.
Ein Paukenerguss entsteht, weil diese wichtige Belüftung des Ohres gestört wird - Mediziner sprechen von Tubenventilationsstörungen.

Meist ist der Paukenerguss Folge von Atemwegserkrankungen oder einer Mittelohrentzündung, die die Belüftung und den "natürlichen Abfluss" des Ohres verstopfen und behindern. Dadurch entsteht ein Unterdruck im Mittelohr und in der Folge wird aus der Schleimhaut an der Paukenhöhle mehr Flüssigkeit produziert (Sekretionsreiz) und eingesogen - die sammelt sich und drückt irgendwann von innen gegen das Trommelfell. Dadurch kann sich das Trommelfell nicht mehr frei bewegen, was zu einer Hörminderung führt.
Außerdem kommt es zu einem Teufelskreis: Das Sekret in der Paukenhöhle behindert die Belüftung des Ohres immer mehr und verstärkt den Effekt der Schleimproduktion.

Die verschiedenen Arten des Paukenergusses

Je nachdem, welche Konsistenz die Flüssigkeit hat, die sich im Mittelohr ansammelt und staut, unterscheiden Ärztinnen und Ärzte grob zwischen zwei Typen von Paukenerguss:

  • Serotympanon (wässriges, dünnflüssiges Sekret, medizinisch auch "serös" genannt, daher der Name)
  • Mukotympanon (schleimiges, dickflüssiges Sekret).

Mischformen der beiden Varianten sind allerdings häufig und die Konsistenz der Flüssigkeit im Ohr schwer einzuschätzen - gerade weil sie beim Paukenerguss ohne Trommelfellverletzung nicht abfließt. Ärztinnen und Ärzte verwenden daher auch oft einen Mischbegriff: Seromukotympanon.

Häufige Ursachen und Risikofaktoren

Grundsätzlich steckt hinter einem Paukenerguss immer eine verengte oder blockierte Ohrtrompete - also der Eustachischen Röhre, die Mittelohr und Nasenrachenraum verbindet. Die häufigsten Ursachen dafür sind:

Aber auch anatomische Faktoren können das Risiko für häufige oder chronische Paukenergüsse erhöhen, zum Beispiel:

  • kurze Ohrtrompete (typisch bei Kindern, die Ohrtrompete kann aber auch bei Erwachsenen relativ kurz sein)
  • verkrümmte Nasenscheidewand
  • wachstumsbedingt krankhaft vergrößerte Rachenmandel bei Kindern (tritt häufig bei Kindern bis zu sechs Jahren auf, wenn sich das Immunsystem entwickelt)
  • Fehlbildungen des Schädels im Bereich von Nase, Rachen, Kiefer und Ohren (beispielsweise bei der Lippen-Kiefer-Gaumenspalte)

Symptome: Woran erkennt man einen Paukenerguss?

Typische Symptome für einen Paukenerguss bei Kindern und Erwachsenen sind:

  • vermindertes Hörvermögen (dumpfes Hören, Ärztinnen und Ärzte sprechen von Schallleitungsschwerhörigkeit)
  • Druckgefühl im Ohr.

Seltener treten solche Symptome auf:

  • Gleichgewichtsstörungen
  • Schwindel
  • Schmerzen im Ohr und Schläfenbereich (in der Regel verursacht ein Paukenerguss selbst keine Schmerzen, sondern die zu Grunde liegende Mittelohrentzündung)
  • Ohrgeräusche (zum Beispiel Rauschen)
  • Gefühl von Flüssigkeit im Ohr

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Bei Kindern kann Paukenerguss Folgesymptome auslösen

Die Symptome des Paukenergusses - vor allem die Schwerhörigkeit, zu der er oft führt - können bei Kindern weiterreichende Folgen haben:

  • auf die Sprachentwicklung (besonders bei beidseitigem Paukenerguss)
  • auf die Sprachlautstärke
  • auf die Hörentwicklung
  • auf Entwicklung und Gesundheit der Gehörknöchelchen im Mittelohr und des Trommelfells
  • auf schulische Leistungen
  • auf soziales Verhalten.

Weil der Paukenerguss (im Gegensatz zur Mittelohrentzündung) oft keine direkten Schmerzen auslöst, kann er auch länger unentdeckt bleiben. Gerade bei kleinen Kindern, die noch nicht davon erzählen können, dass sie schlechter hören, sind Verhaltensauffälligkeiten wie vermindertes Reaktionsvermögen auf Geräusche oder Ansprache wichtige Indizien dafür, dass das Kind vielleicht Hilfe von einem Hals-Nasen-Ohren-Facharzt (HNO) braucht.

Hausmittel: Was hilft bei Paukenerguss?

Wer unter einem Paukenerguss leidet, muss vor allem die auslösende Grunderkrankung loswerden, beispielsweise die Erkältung oder Mittelohrentzündung. Beim Abschwellen helfen zum Beispiel Hausmittel wie:

  • natürliche oder nur befeuchtende Nasensprays / Nasentropfen
  • Dampfbad
  • Inhalation mit Kamille oder Salzwasser (auch ätherische Öle wie Myrtol, Cineol, also Eukalyptus, können bei Erwachsenen verwendet werden. Bei Kindern, insbesondere unter sechs Jahren, ist eine Rücksprache mit Arzt oder Ärztin erforderlich!)
  • Nasendusche / Nasenspülung mit hypertoner Salzlösung: Dabei liegt die Salzkonzentration der Lösung über der des menschlichen Blutes (0,9 Prozent). Die Salzlösung sollte nicht stärker als dreiprozentig sein, da das Salz sonst die Schleimhäute reizen kann.

Übungen zur besseren Belüftung

Auch ein paar Bewegungen und Übungen können helfen das Mittelohr wieder besser zu belüften, beispielsweise:

  • mehr und intensiver Kauen und Schlucken, um die Kieferbewegung für das Ohr zu nutzen
  • Druckausgleich per Valsalva-Manöver: Dafür Nase zuhalten, Mund fest schließen und versuchen die Luft aus der verschlossenen Nase zu pressen
  • Tubentraining mit Politzer-Ballon: Das ist ein Ballon, der sich über ein Nasenloch aufblasen lässt und so als Übung wirkt (ähnlich dem klassischen Druckausgleich bei der Valsalva-Übung)

Diagnose und Behandlung beim HNO

Bei Verdacht auf einen Paukenerguss sollte man auf jeden Fall einen HNO-Arzt oder eine HNO-Ärztin aufsuchen. Mithilfe eines speziellen Ohrmikroskops kann oft schon eine Diagnose gestellt werden (beispielsweise, weil die Schwellung des Trommelfells leicht zu erkennen ist).
Es kann aber auch die Schwingungsfähigkeit des Trommelfells mit einer Tympanometrie direkt gemessen werden. Darüber hinaus geben Hörtests (Audiometrie) Aufschluss über verminderte Gehörleistung.

Außerdem sollten in der HNO-Praxis auch Rachen, Nase und Nasennebenhöhlen untersucht werden, um eventuelle Entzündungsherde und Ursachen für den Paukenerguss aufzuspüren.

Paukenergüsse mit Medikamenten behandeln

Weil die Selbstheilungsrate gut ist, also ein Paukenerguss in den meisten Fällen von selbst abheilt, unterstützt die klassische Behandlung die Selbstheilungskräfte des Körpers, lindert die Symptome und fördert die Belüftung des Mittelohrs.
Das geschieht vor allem durch Medikamente wie:

Die Behandlung von Kindern braucht lange Aufmerksamkeit

Tritt der Paukenerguss bei Kindern auf, wird der Verlauf der Beschwerden in aller Regel über drei Monate hinweg beobachtet, um einem chronischen Paukenerguss entgegenzuwirken, beziehungsweise sofort mit einer Behandlung reagieren zu können - gerade weil ein gesundes Hörvermögen für die Entwicklung des Kindes so wichtig ist. Ein Paukenerguss kann das Hörvermögen schätzungsweise um bis zu 30 dB mindern.

Trommelfellschnitt, Paukenröhrchen und andere OPs

Bleiben diese klassischen Behandlungsmethoden bei hartnäckigen oder chronischen Paukenergüssen wirkungslos, können folgende Therapien in Frage kommen:

  • Trommelfellschnitt (Parazentese), gegebenenfalls mit Absaugen des Sekrets.
  • Einsetzen eines sogenannten Paukenröhrchens als Langzeit-Drainage: Das winzige Röhrchen hält eine Öffnung im Trommelfell offen, durch die die Flüssigkeit nach außen abfließen kann. Paukenröhrchen gibt es in verschiedenen Größen und Längen. Für den Einsatz ist ebenfalls ein kleiner Trommelfellschnitt nötig. Das Röhrchen fällt im Regelfall nach spätestens einem Jahr von selbst heraus, das Loch im Trommelfell wächst wieder zu.
  • Gegebenenfalls Entfernung der Rachenmandel (Adenotomie), falls diese stark vergrößert ist (häufig bei Kindern der Fall). Heutzutage wird die Rachenmandel allerdings zurückhaltender operiert als noch vor der Jahrtausendwende (manchmal wird die Rachenmandel fälschlicherweise auch mit den Begriffen "Rachenmandeln" oder "Polypen" bezeichnet).
  • Eine Tubendilatation kann in selteneren Fällen die Ohrtrompete mechanisch weiten: Bei dieser Behandlung wird in einer OP mit Vollnarkose ein Ballon über die Nase in die Ohrtrompete eingeführt und für wenige Minuten aufgeblasen.

Wie lange dauert ein Paukenerguss?

Ein Paukenerguss kann mehrere Monate dauern. Vor allem kommt es darauf an, die auslösende Grunderkrankung effektiv zu behandeln, beispielsweise eine Mittelohrentzündung. Nur so kann man verhindern, dass ein akuter Paukenerguss (plötzlich auftretend und kurz anhaltend) zu einem chronischen Paukenerguss wird (lang anhaltende Verläufe oder häufig wiederkehrende Paukenergüsse).

Bei Kindern sind chronische Paukenergüsse deutlich häufiger als bei Erwachsenen. Durch den langanhaltenden Verlauf wird das Sekret im Mittelohr häufig auch dickflüssiger und zäher. Es bildet sich so eine gelbe Flüssigkeit im Ohr, die die Schallweiterleitung und das Hören noch mehr stört und behindert.
Ein akuter und leichter Paukenerguss dagegen, wie er nach Infektionen mit Bakterien oder Viren (Erkältungskrankheiten) oft vorkommt, heilt in der Regel nach wenigen Wochen wieder aus - je nachdem, wie gut und wie schnell der Abfluss der Flüssigkeit aus dem Mittelohr durch den Rachen und die Belüftung des Ohrs durch die Ohrtrompete wieder hergestellt werden kann.

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Dieses Thema im Programm:

SWR l Kaffee oder Tee l 26.04.2023 l 17:50 Uhr

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