Ein Herz mit Adern leuchtet in einem Oberkörper. © fotolia.com Foto: nerthuz

Herzinfarkt: Bei Symptomen ist schnelles Handeln lebenswichtig

Stand: 15.04.2024 09:45 Uhr | vom Norddeutscher Rundfunk-Logo

Wer typische Symptome eines Herzinfarkts wie Stechen in der Brust, Luftnot oder Übelkeit verspürt, sollte sofort den Notruf 112 wählen. Bei Frauen und Männern sind die Anzeichen oft unterschiedlich. 

Bei einem Herzinfarkt (Myokardinfarkt) kommt es zum plötzlichen und vollständigen Verschluss eines Herzkranzgefäßes. Teile des Herzmuskels werden dann nicht mehr mit Sauerstoff versorgt, Muskelgewebe stirbt ab. Oft entstehen dadurch akute Herzrhythmusstörungen, beim Kammerflimmern pumpt das Herz nicht mehr. Ein Herzinfarkt bedeutet also immer Lebensgefahr.  

Schnelle ärztliche Hilfe ist notwendig 

Viele Todesfälle nach einem Herzinfarkt ereignen sich zu Hause - ohne dass die Betroffenen einen Arzt gerufen haben. Schuld daran ist oft die Hemmung, wegen vermeintlich harmloser Schmerzen gleich den Notarzt zu rufen. Doch die Retter können bei plötzlich auftretenden Komplikationen wie dem Kammerflimmern sofort eingreifen und den Kreislauf stabilisieren.  

2021 wurden in Deutschland nach Angaben der Herzstiftung rund 63.000 Frauen und mehr als doppelt so viele Männer wegen eines akuten Myokardinfarkts stationär behandelt. In der Klinik muss das verstopfte Gefäß schnellstmöglich wieder geöffnet werden. Nur wenn das innerhalb der ersten eineinhalb Stunden nach einem Herzinfarkt gelingt, kann sich das Muskelgewebe erholen. Die Regeneration des unterversorgten Herzmuskelgewebes wird mit jeder Minute schwieriger. Dann besteht die Gefahr einer chronischen Herzschwäche, im schlimmsten Fall versagt das Herz und der Betroffene stirbt.

Was tun bei Verdacht auf Herzinfarkt? 

Wegen der Lebensgefahr sollten Betroffene oder Angehörige keinesfalls zögern, den Rettungsdienst unter 112 anzurufen - auch bei Unsicherheit, ob es wirklich ein Herzinfarkt ist. Unter der Notrufnummer nennen Sie Namen und genaue Adresse sowie die Beschwerden, dabei die Rückfragen der Rettungsleitstelle vollständig beantworten. Bis zum Eintreffen des Rettungsdienstes sind folgende Maßnahmen hilfreich: 

  • Die betroffene Person soll so bequem wie möglich gelagert werden, möglichst mit leicht erhöhtem Oberkörper. 
  • einengende Kleidung öffnen, um die Atmung zu erleichtern 
  • das Fenster öffnen, für Luftzufuhr sorgen 
  • Ruhe bewahren 

Typische Symptome bei einem Herzinfarkt  

Folgende Symptome können auf einen Herzinfarkt hindeuten, insbesondere bei Männern:  

  • schwere, länger als fünf Minuten anhaltende Schmerzen in der Brust ("Vernichtungsschmerz"), die in Arme, Schulter, Hals, Kiefer oder Oberbauch ausstrahlen können 
  • starkes Engegefühl, heftiger Druck, Brennen in der Brust, Atemnot 
  • zusätzlich Übelkeit, Brechreiz, Angst 
  • Schwächegefühl, auch ohne Schmerz 
  • blasse, fahle Gesichtsfarbe, kalter Schweiß 
  • nächtliches Erwachen mit Schmerzen in der Brust 

Herzinfarkt-Symptome bei Frauen 

Frauen haben oft andere Symptome als Männer, verspüren bei einem Herzinfarkt beispielsweise seltener Brustschmerzen und haben nicht das typische Engegefühl. Sie erleben häufig eher vage unspezifische Beschwerden. Mit diesen Anzeichen kann sich ein Herzinfarkt gerade bei Frauen äußern:

  • Oberbauchbeschwerden 
  • Kurzatmigkeit 
  • starke Übelkeit mit Erbrechen, Schwindel 
  • Rücken- und Nackenschmerzen, vor allem zwischen den Schulterblättern 
  • manchmal Zahn- und Kieferschmerzen  

Die Gefahr ist hoch, dass Betroffene solche uneindeutigen Symptome nicht mit einem Herzinfarkt in Zusammenhang bringen und dadurch wertvolle Zeit verstreichen lassen. So kommen Frauen meist erst später in die Notaufnahme: Bei Männern vergehen laut der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie (DGK)im Durchschnitt 76 Minuten vom Auftreten der Symptome bis zur Einlieferung ins Krankenhaus, bei Frauen 90 Minuten. Relativ gesehen sterben mehr Frauen als Männer an einem Herzinfarkt. 

Stummer Infarkt: Diabetiker und Ältere besonders gefährdet 

Bei einigen Betroffenen äußert sich ein Infarkt anders oder bleibt sogar völlig "stumm". Besonders gefährdet sind ältere Menschen und Diabetiker. Ein Grund dafür: Die Zuckerkrankheit kann die Nerven beschädigen, auch am Herzen. Dann entsteht beim Infarkt kein Schmerzsignal. Außerdem verschließen sich bei Menschen mit Diabetes über eine lange Zeit viele kleine Gefäße. Wenn es dann zum Infarkt kommt, bleibt der plötzlich eintretende heftige Brustschmerz oft aus. Auch bei Älteren stehen eher unspezifische Beschwerden im Vordergrund: Kurzatmigkeit, Schwäche und Schmerzen im linken Arm sind typische Signale, die aber aufgrund von Vorerkrankungen oft nicht erkannt oder falsch zugeordnet werden. 

Schnelle Behandlung des Myokardinfarkts steigert Überlebenschance 

Bleibt der Herzinfarkt unbemerkt, drohen schwere Schäden am Herzmuskelgewebe. Die Folgen können Herzschwäche und Rhythmusstörungen sein, schlimmstenfalls Herzversagen und der Tod. Wird ein Infarkt innerhalb der ersten Stunden im Herzkatheterlabor therapiert, steigt die Überlebenswahrscheinlichkeit erheblich. Verschlossene Herzkranzgefäße können zum Beispiel durch spezielle Gefäßstützen (Stents) geöffnet werden, um möglichst viel Herzmuskel zu erhalten. Ein Stent ist ein rohrförmiges Drahtgeflecht, das in das Gefäß implantiert wird und es offenhält.  

 Herzinfarkt-Ambulanzen: Chest Pain Units in vielen deutschen Kliniken 

In vielen deutschen Kliniken gibt es sogenannte Chest Pain Units (CPUs), spezielle Ambulanzen für Erkrankte mit akuten Brustschmerzen. Hier sollen Infarkte besonders schnell erkannt und behandelt werden. Die Ambulanzen sind nach US-amerikanischem Vorbild aufgebaut, dort wurde in Kliniken mit solchen Zentren die Sterblichkeitsrate nach Herzinfarkten um 37 Prozent gesenkt. Die zertifizierten Chest Pain Units sind rund um die Uhr geöffnet und speziell für Herzinfarkt-Patienten vorbereitet. In kürzester Zeit werden EKG- und Laboruntersuchungen durchgeführt, die zeigen, ob sich hinter den Symptomen eine lebensbedrohliche Erkrankung wie ein Herzinfarkt verbirgt, die sofort behandelt werden muss.  

Behandlung: Herzkatheter, Stent und Bypass 

Im Notfall ist eine Herzkatheter-Untersuchung die Standardtherapie. Dabei schiebt der Kardiologe einen dünnen Kunststoffschlauch über die Leiste bis zum Herzen. Spezielle Röntgenverfahren mit Kontrastmitteln machen die Herzkranzarterien sichtbar. Mögliche Engstellen lassen sich genau lokalisieren, aufdehnen und durch (Stents) offenhalten. Reicht dies nicht aus, müssen die riskanten Engen durch eine Bypass-Operation überbrückt werden. Anschließend ist es wichtig, die zugrunde liegenden Erkrankungen zu behandeln, um einen weiteren Infarkt zu vermeiden - beispielsweise die chronische Erkrankung der Koronararterien

Herzinfarkt vorbeugen 

Wie hoch das individuelle Herzinfarktrisiko ist, kann ein Arzt mit Ultraschall, Blut- und Belastungstests klären. Die wichtigsten Ursachen für Verengungen der Herzkranzgefäße sind:  

Zur Vorbeugung empfehlen Ärzte eine gesunde Ernährung, ausreichend Bewegung und Abnehmen bei Übergewicht. Auf Rauchen oder größere Mengen Alkohol sollte man verzichten. 

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Dieses Thema im Programm:

NDR Fernsehen | Visite | 16.04.2024 20:15

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