Reanimation: So funktioniert Herzdruckmassage zur Wiederbelebung

Stand: 23.10.2023 14:43 Uhr

Bei einem akuten Herz-Kreislauf-Zusammenbruch zählt jede Minute. Eine Reanimation mit Herzdruckmassage kann Leben retten. Wie funktionieren Beatmung und Wiederbelebung? Wie ist der Ablauf?

Jedes Jahr erleiden mehr als 70.000 Menschen in Deutschland einen plötzlichen Herzstillstand. Die Ursachen können sehr unterschiedlich sein: eine koronare Herzerkrankung, Erkrankungen des Herzmuskels oder Herzrhythmusstörungen. Bis der Rettungsdienst eintrifft, vergehen viele Minuten. Deshalb sollten Laien vor Ort bereits lebensrettende Maßnahmen ergreifen. Doch viele Menschen trauen sich nicht zu handeln, aus Angst etwas falsch zu machen. Dabei ist jede Hilfe besser als keine. Eine Herzdruckmassage ist einfach und erhöht die Überlebenschance um das Zwei- bis Dreifache.

Ablauf der Reanimation: Prüfen, rufen drücken

Ist eine Person bewusstlos, besteht die Gefahr eines Herz-Kreislauf-Stillstands. Ist das der Fall, können lebenswichtige Organe nicht mehr ausreichend mit Sauerstoff versorgt werden, innerhalb von drei bis fünf Minuten kommt es zu irreversiblen Schäden im Gehirn. Deshalb sollte jeder den Ablauf einer Reanimation kennen. Bricht jemand plötzlich zusammen oder wird auf dem Boden liegend aufgefunden, sind folgende Schritte zu beachten:

  • Ansprechen: Die Person zunächst ansprechen, dann anfassen. Dafür an den Schultern rütteln. Erfolgt keine Reaktion, ist die Person bewusstlos.
  • Atmung prüfen: Für die Atemkontrolle den Kopf nach hinten beugen, damit die Zunge nicht die Luftröhre blockiert, und den Mund öffnen. Sind keine oder ungewöhnliche Atemgeräusche zu hören oder Brustkorbbewegungen zu sehen, liegt ein Kreislaufstillstand vor.
  • 112 rufen: Wenn die Person nicht atmet oder man sich unsicher ist, den Notruf 112 wählen. Sind Passanten in der Nähe, diese zu Hilfe rufen und bitten, den Notarzt zu alarmieren.
  • Herzdruckmassage: Wenn die Person nicht atmet, sofort mit der Herzdruckmassage beginnen.

Herzdruckmassage: So geht die Wiederbelebung

Um die Herzdruckmassage ausführen zu können, sollte die Person auf dem Rücken und auf einem harten Untergrund liegen. Die Herzdruckmassage so lange durchführen, bis der Notarzt eintrifft und die Versorgung übernimmt. So geht man vor:

  • Neben der Person auf Höhe des Brustkorbs knien
  • Oberkörper der Person freimachen
  • den Ballen einer Hand auf die Mitte des Brustkorbs legen, den Ballen der anderen Hand darauf platzieren
  • Mit der Kraft des ganzen Körpers den Brustkorb mit gestreckten Armen senkrecht von oben 5 bis 6 Zentimeter tief eindrücken und das 100 bis 120 mal pro Minute. Das sind zwei Kompressionen pro Sekunde. Den Takt kann man sich auch gut mithilfe von Liedern merken, etwa "Stayin‘ Alive" von den BeeGees.

Eine Herzdruckmassage ist sehr anstrengend. Deshalb sollten Personen in der Nähe zu Hilfe gerufen werden, damit man sich abwechseln kann.

Können bei der Herzdruckmassage Rippen brechen?

Wichtig ist, bei einer Herzdruckmassage mit viel Kraft zu drücken, damit der Restsauerstoff im Blut bis ins Gehirn gepumpt wird. Dadurch kann es zu Rippenbrüchen kommen, vor allem bei älteren Menschen. Doch von knackenden Geräuschen sollte man sich nicht verunsichern lassen. Eine gebrochene Rippe lässt sich gut überleben - ein Herz, das nicht richtig komprimiert wird, eher nicht.

Soll man die Wiederbelebung mit Beatmung kombinieren?

Grundsätzlich ist bei der Wiederbelebung eine Herzdruckmassage in Kombination mit einer Mund-zu-Mund-Beatmung vorgesehen, im Verhältnis 30 zu 2, also 30 mal drücken und 2 mal beatmen. Doch viele Menschen fühlen sich damit überfordert und machen lieber gar nichts. Seit der Corona-Pandemie gibt es zudem Vorbehalte gegen den Mund-zu-Mund-Kontakt. Deshalb empfehlen Organisationen wie die Deutsche Herzstiftung mittlerweile, dass Laien die Reanimation ohne Beatmung durchführen und sich auf die Herzdruckmassage konzentrieren sollten.

Anders verhält es sich bei der Wiederbelebung nach einem Herz-Kreislauf-Zusammenbruch durch Ertrinken. In diesem Fall kann eine Beatmung für die Überlebenschance wichtig sein.

Wann kommt ein Defibrillator zum Einsatz?

Auch ein Defibrillator lässt sich zur Wiederbelebung nutzen. Er beseitigt Herzkammerflimmern mit einem Elektroschock und funktioniert wie ein Reset des Herzens. An öffentlichen Plätzen wie Einkaufszentren oder Flughäfen finden sich AEDs (Automatisierte Externe Defibrillatoren), die sich auch von Laien bedienen lassen. Ein AED sollte aber nur verwendet werden, wenn mindestens zwei Helfer vor Ort sind und ein Gerät in unmittelbarer Nähe installiert ist. Dann kann eine Person die Herzdruckmassage durchführen, während die andere den AED holt.

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