Das Modell eines Gehirns vor grauem Hintergrund. © fotolia.com Foto: fergregory

Ohrwurm und andere Gedächtnis-Streiche: Was geht im Gehirn vor?

Stand: 03.05.2022 11:47 Uhr

Manchmal kommen wir einfach nicht auf den Namen eines Menschen, ein bestimmer Geruch weckt Erinnerungen in uns oder wir werden einen Ohrwurm nicht mehr los. Das Gedächtnis spielt uns Streiche. Warum ist das so?

Unser Gedächtnis ist ein riesiges Archiv, das meistens wie eine gut geölte Maschine funktioniert - manchmal aber auch nicht. Dann kommen wir an dringend benötigte Erinnerungen nicht heran und andere überfallen uns, ohne dass wir es wollen - und wieder andere verfolgen uns geradezu. Hier die drei gängigsten Streiche, die uns das Gedächtnis spielt.

Wie entsteht ein Ohrwurm?

Unangenehm kann es sein, wenn wir einen bestimmten Song nicht mehr loswerden. Meistens entsteht ein sogenannter Ohrwurm, wenn wir mit Routinetätigkeiten beschäftigt sind. Denn dann hat unser Arbeitsgedächtnis freie Kapazitäten. Damit keine Langeweile aufkommt, kramt das Gehirn im Archiv - und holt entweder Musik hervor, die wir besonders lieben - oder besonders hassen. 

Wie ein Plattenspieler spielt das Hörzentrum den Song aus unserem Gedächtnis ab - und wir hören die Musik im Kopf. Das wiederum löst einen Reiz aus, der uns zwingt, innerlich mitzusingen. Eine Endlosschleife ist geboren, denn das innerliche Singen führt zu innerlichem Hören, was wiederum das Singen anstößt. Das hilft gegen den Ohrwurm: Forscher empfehlen, den Song einmal bis zum Ende durchzuhören, um ihn danach ganz tief im Gedächtnisarchiv zu vergraben. 

Das Zungenspitzen-Phänomen: Blockade im Gehirn

Wir alle haben es schon mal erlebt: Den Schauspieler kenne ich doch - aber wie war noch gleich der Name? Moment, es liegt mir auf der Zunge.  Das passiert dabei im Oberstübchen: Die Erinnerung an eine Person ist im Gehirn an ganz unterschiedlichen Orten abgespeichert: Das Aussehen im Sehzentrum, der Klang der Stimme im Hörzentrum, die ungefähre Silbenlänge des Nachnamens im Sprachzentrum. 

Um sich an den Namen zu erinnern, muss das Gehirn genügend dieser Merkmale hervorkramen und miteinander verbinden. Und genau dabei lässt es sich leicht blockieren. Zum Beispiel von ähnlich klingenden Namen, die schneller abgerufen werden - und als Störfaktor wirken. Was also tun? Am besten auf andere Gedanken kommen: Das stoppt die Blockade - und der gesuchte Name fällt einem irgendwann wieder ein.

Gerüche und Düfte: Fest im Gedächtnis verankert 

Manchmal überfallen uns Erinnerungen auch ungefragt. Hmmmm, dieser Geruch - Moment mal, da war doch was? Und schon ist sie da: eine uneingeladene Erinnerung. Aber warum ist das so? Ganz einfach: Unser Geruchssinn ist als einziger Sinn durch eine Direktleitung mit dem Emotionszentrum (im Gehirn) verbunden, der Amygdala - und auch mit dem benachbarten Hippocampus, dem Teil des Hirns, der die Erinnerungen formt. Gerüche - und die mit ihnen verbundenen Erinnerungen - sind deshalb besonders fest im Gedächtnis verankert.

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Visite | 03.05.2022 | 20:15 Uhr

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