Stand: 19.11.2012 06:00 Uhr

Tempolimit: Lebensrettung oder Abzocke?

Durch einen Unfall auf der A 2 bei Lehrte wurde PKW total zerstört. © Nonstop-News
540 Menschen starben 2011 bei Verkehrsunfällen in Niedersachsen.

Die Braunschweiger Autobahnpolizisten bezeichnen ihre Arbeit als "täglichen Wahnsinn". Der Streckenabschnitt der A 2 zwischen Hämelerwald und Helmstedt ist eine der meistbefahrenen Strecken Deutschlands. Mehr als drei Unfälle am Tag hat die Polizeidirektion Braunschweig auf den nur 70 Kilometern im Jahr 2011 gezählt. 149 Menschen wurden dabei verletzt, 61 schwer: doppelt so viele wie im Jahr zuvor. "Das ist schon bemerkenswert, denn es gab gleich viele leicht Verletzte und insgesamt weniger Unfälle als im Vorjahr", sagte Wolfgang Klages von der Polizei Braunschweig zu NDR.de. Auf Niedersachsens Straßen starben im vergangenen Jahr 540 Menschen. Der Grund neben Verkehrsdichte und insbesondere hohem Lkw-Aufkommen: Autofahrer sind häufig zu schnell unterwegs. Brauchen wir also ein generelles Tempolimit? Gerade vor der Landtagswahl im Januar wird diese Frage kontrovers diskutiert.

Je schneller, desto schlimmer die Folgen

Doch ein Tempolimit allein schreckt viele Fahrer nicht ab. So erwischte die Polizei im Oktober 2012 bei einer großen Kontrolle 4.000 Raser. Zur Kontrolle der Geschwindigkeitsbegrenzungen sind im November neue feste Blitzanlagen auf der A 2 installiert worden. Die Braunschweiger Polizisten erhoffen sich davon weniger und vor allem weniger schwere Unfälle. "Je höher die Geschwindigkeit, desto schlimmer die Unfallfolgen. Ein Unfall beim Fahrstreifenwechsel in der Stadt verbeult den Kotflügel. Auf der Autobahn überschlagen Sie sich", so Klages. Doch beim Autofahrer kommt der Blitzer in der Regel nicht gut an - Abzocke, so der Verdacht. Und so ließ Verkehrsminister Jörg Bode (FDP) vor den A-2-Blitzern mit Schildern warnen. Das allerdings erzürnte die betroffenen Landkreise, denn die Warnschilder ließen sie Einnahmeverluste in Millionenhöhe befürchten.

Blitzerstreit: Sicherheit oder volle Haushaltskassen?

Die CDU betont, dass Blitzer nicht dazu dienten, öffentliche Haushalte aufzubessern, sondern verweist - insbesondere in Kombination mit Warnschildern - auf die Entschärfung von Unfallschwerpunkten. Hätten Autofahrer das Gefühl, abkassiert zu werden, würden sie Tempolimits nicht akzeptieren, meint auch die FDP. Wenn es einen Grund für die Geschwindigkeitskontrolle gebe, müsse man dies mit Schildern zeigen, sagte Verkehrsminister Bode. Ohne nachweisbaren Grund brauche es aber auch kein Tempolimit.

Linke will generelles Tempolimit, SPD will es "intelligent"

Für ein generelles Tempolimit auf Autobahnen tritt nur Die Linke ein, denn es gebe zu viele Verkehrstote wegen überhöhter Geschwindigkeit. "Auf Autobahnen sind daher ein Tempolimit und die zuverlässige Kontrolle seiner Einhaltung besonders wichtig", hieß es gegenüber NDR.de. "Nachvollziehbare und intelligente Tempolimits" möchte die SPD einrichten. Besonders auf der A 2 sei eine vorausschauende Verkehrslenkung nötig. Die Sozialdemokraten votieren also genau wie die Grünen nicht für ein generelles Tempolimit. Allerdings fordern Letztere mehr Kontrollen vorhandener Beschränkungen und an einigen Stellen neue Geschwindigkeitsbegrenzungen. Außerdem glauben sie, mit einem Überholverbot für Lkw auf zweispurigen Autobahnen Unfälle verhindern zu können. An der Hälfte der Unfälle auf der A 2 bei Braunschweig sind Lkw beteiligt.

 

Dieses Thema im Programm:

Hallo Niedersachsen | 25.11.2012 | 19:30 Uhr

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