Wegen Denkmalschutz: Aus für Welthaus-Pläne in maroder Mühle
Die Arbeitsgemeinschaft Welthaus will ihr Konzept nicht mehr in der Stockleffmühle in Göttingen umsetzen. Denkmalschutzauflagen stünden dem Raumkonzept entgegen. Die Stadt ist von dem Aus überrascht.
Die denkmalgeschützte Stockleffmühle am Göttinger Leinekanal steht seit rund 20 Jahren leer. Bedeutend ist das Fachwerkhaus wegen des massiven Dachstuhls aus dem 16. Jahrhundert. Eine Göttinger Initiative wollte das Gebäude denkmalgerecht sanieren und als sogenanntes Welthaus nutzen. Als Ort der Begegnung und des Austauschs für zivilgesellschaftliche Organisation. Vergangenen Sommer hatten die Initiative und die Stadt Göttingen gemeinsam eine Realisierungsstudie vorgestellt. Die Stimmung war hoffnungsvoll. Doch nun hat die AG Welthaus verkündet, die Pläne zu beerdigen.
Raumkonzept geplatzt: Denkmalschutz gegen Nutzung des Dachstuhls
Auslöser ist der Denkmalschutz. Die Landesdenkmalpflege hatte Bedenken geäußert, was die Nutzung des Dachbodens angeht. "Das eindrucksvolle Dachtragwerk wäre bei einer geplanten Dachnutzung als technikgeschichtliches Zeugnis von hoher Bedeutung wohl verloren gegangen", sagt Tobias Wolf von den Landesdenkmalpflege auf Anfrage des NDR in Niedersachsen. Das Landesamt habe jederzeit für Beratungsgespräche bereit gestanden, um eine denkmalgerechte Lösung zu entwickeln. Für die Baugenehmigung sei die Stadt Göttingen zuständig.
AG Welthaus wirft Stadt Göttingen Hinhaltetaktik vor
Josef Weßling von der AG Welthaus zeigt sich irritiert von den Einwänden. Vor allem, nachdem die AG in enger Abstimmung mit der Stadt Göttingen die Realisierungsstudie entwickelt hatte. "Unser Konzept war damals aber schon, wir wollen den Dachboden nutzen", sagt Weßling. Sonst funktioniere das Raumkonzept für das Welthaus nicht. "Die Stadtverwaltung hat dann mit allen Mitteln versucht uns auszureden, den Dachstuhl zu nutzen", kritisiert Weßling. Außerdem seien wichtige Fragen seit Monaten nicht beantwortet worden. Die Initiative wirft der Stadt eine Hinhaltetaktik vor. "Da haben wir uns gesagt: Das macht alles keinen Sinn", sagt Weßling. Wenn sie die Flächen nicht nutzen könnten, dann passe es eben nicht.
Stadt ist überrascht von dem Rückzieher und bietet Gespräch an
Die Stadt Göttingen ist überrascht von der plötzlichen Absage. "Die Stadtverwaltung hat Gesprächsangebote gemacht und intensive Gespräche mit der Initiative und dem Architekten geführt", sagt Sprecherin Ute Kretschmann. Auf das Baurecht und das Denkmalrecht habe man immer wieder verwiesen. Die Realisierungsstudie könne nicht automatisch die Grundlage der Umsetzung sein. Oberbürgermeisterin Petra Broistedt (SPD) hat der AG Welthaus ein Gesprächsangebot unterbreitet. Die AG hat aber bereits deutlich gemacht, dass für ihre Idee in der maroden Stockleffmühle mit den vorhandenen Auflagen kein Platz zu sein scheint.