VIDEO: #NDRfragt: Ihre Meinung zum Bildungssystem (3 Min)

NDRfragt: Mit Quereinstieg Lehrkräftemangel bekämpfen?

Stand: 24.01.2024 09:43 Uhr

An der NDRfragt-Umfrage zum Thema Lehrkräftemangel haben sich 7.923 Menschen aus Niedersachsen beteiligt. 90 Prozent von ihnen gaben an, dass der Lehrkräftemangel das größte Problem an den Schulen ist. Ein Lösungsansatz: den Quereinstieg erleichtern.

von Mandy Sarti

Davon sind zumindest 29 Prozent der 7.923 Menschen überzeugt, die sich an der Umfrage beteiligt haben. Dabei sehen die Befragten durchaus Vorteile darin, Menschen an Schulen einzusetzen, die nicht auf Lehramt studiert haben. 26 Prozent sind überzeugt: Quereinsteigerinnen und Quereinsteiger bringen frischen Wind in die Schulen und kommen mit einem kritischen Blick von außen ins Bildungssystem. Ein Viertel der Befragten denkt, dass so mehr Praxisbezug in den Unterricht gelangt.

Videos
Ein Lehrer und Schülerinnenin in einem Klasseraum. © Screenshot
6 Min

Oldenburg: Referendare am Limit - Kritik am Studienseminar

Die angehenden Lehrkräfte kritisieren den enormen Druck und fordern Studium und Referendariat enger zu verzahnen. (17.01.2024) 6 Min

Befragte haben Bedenken

Aber es gibt durchaus auch kritische Stimmen: Etwas mehr als ein Fünftel ist überzeugt, Quereinsteigerinnen und Quereinsteigern sind wegen der fehlenden Erfahrung unsicher im Umgang mit Schülerinnen und Schülern. 18 Prozent denken, Quereinsteigende machen schlechteren Unterricht, weil ihnen die Ausbildung fehlt.

3,4 Prozent der Lehrkräfte in Niedersachsen Quereinsteiger

In Niedersachsen sind laut Kultusministerium 2.218 Quereinsteigerinnen und Quereinsteiger an den Schulen im Einsatz. Das entspricht einem Anteil von 3,4 Prozent. "Quereinsteigende werden unsere Probleme in Schulen nicht lösen, sind aber ein Baustein. Wir wollen das weiter erleichtern und verbessern", sagt Kultusministerin Julia Willie Hamburg (Grüne) dem NDR Niedersachsen.

Weitere Informationen
Eine Schülerin hält bei einer Demonstration in Erfurt ein Plakat mit der Aufschrift "Lehrermangel" in Händen. © picture alliance/dpa | Martin Schutt Foto: Martin Schutt

Umfrage: Lehrkräftemangel ist größtes Problem an Schulen

In einer #NDRfragt-Umfrage bemängelt die Mehrheit der Befragten fehlendes Lehrpersonal und zu häufigen Unterrichtsausfall. mehr

Es läuft nicht alles rund

Und das Verbesserungspotenzial scheint es zu geben. Der Quereinstieg ist für die neuen Lehrkräfte nicht immer einfach. Und das hat auch mit dem Studienseminar zu tun, das sie parallel zum Unterricht im Klassenzimmer besuchen sollen. Das Ziel des Seminars: Pädagogische Inhalte lernen. Ina Loth, seit vier Jahren Physiklehrerin an der IGS Wedemark, sagt: "Mich hat das nicht besonders gut auf meine berufliche Tätigkeit vorbereitet, ich habe viel mehr von der Erfahrung meiner Kolleginnen und Kollegen hier an der Schule profitiert."

Reicht Vorbereitung nicht aus?

Das Seminar sei vor allem auf Referendarinnen und Referendare zugeschnitten, die viele pädagogische Kniffe schon längst kannten, sagt Loth. Sie hätte viel nachholen müssen. Die Quereinsteigerin fordert deshalb ein besseres Modell für alle, die neu in den Lehramtsberuf starten wollen. "Sicherlich lernt man noch einige pädagogische Inhalte, aber man muss sich trotzdem darauf einstellen, dass der Umgang mit vielen Kindern in einer Klasse auch eine große Herausforderung sein kann", macht Loth deutlich.

Gesamtschulen haben andere Anforderungen

Vor ihrer Zeit im Klassenzimmer hat sie in der Forschung gearbeitet. Ein großer Unterschied zum Alltag in einer Gesamtschule. Man brauchte mehr Geduld und eine einfachere Sprache, weiß die Physiklehrerin. Hinzu kommt eine Besonderheit an Gesamtschulen: Lerninhalte an die Kompetenz der Schülerinnen und Schüler anpassen. Heißt: Unterschiedliche Arbeitsblätter für lernstarke und lernschwache Kinder.

GEW fordert Mentoring-Programm

Je gemischter die Klassen, desto schwieriger kann der Quereinstieg sein, ist Stefan Störmer, Vorsitzender der Bildungsgewerkschaft (GEW), überzeugt. Störmer fordert deshalb ein Mentoring-Programm an den Schulen. Also extra Lehrkräfte, die sich darum kümmern, dass die Quereinsteigerinnen und Quereinsteiger gut in den Schulen ankommen. "Eine bessere Vorbereitung der Quereinsteigenden muss zwingend Teil der Reform der Lehrkraftsausbildung sein", ist der GEW-Vorsitzende überzeugt. Da müsse man umgehend ran. Denn schon jetzt steht fest: Die nächsten 10 bis 15 Jahren fehlen weiterhin Lehrkräfte. Und solange das so ist, wird es weiterhin Quereinsteigerinnen und Quereinsteiger geben.

Weitere Informationen
Schülerinnen und Schüler einer 2. Klasse in der Grundschule Hasselbrook sitzen in ihrem Klassenzimmer. © picture alliance/dpa | Christian Charisius Foto: Christian Charisius

PISA-Studie: Elternräte fordern Leistungsprinzip in Grundschulen

Bund und Land müssten den schlechten Ergebnissen bei der internationalen Leistungsstudie endlich gegensteuern. (19.01.2024) mehr

Eine Lehrerin schreibt eine Mathematikaufgabe auf eine digitale Schultafel im Klassenraum einer 4. Klasse einer Grundschule in der Region Hannover. © picture alliance/dpa | Julian Stratenschulte Foto: Julian Stratenschulte

"Die schlimmste Zeit meines Lebens": Referendare unter Druck

Das Studienseminar Oldenburg steht in der Kritik. Referendare beklagen Überlastung und einen harschen Umgangston. (18.01.2024) mehr

Eine Lehrerin steht in einem Klassenzimmer an einer Tafel. © picture alliance/dpa Foto: Julian Stratenschulte

Trotz Lehrermangels: Fast jede vierte Lehrkraft in Teilzeit

Häufig wird aus familiären Gründen in ein Teilzeitmodell gewechselt. Laut CDU fehlen Anreize für Vollzeitstellen. (04.01.2024) mehr

Dieses Thema im Programm:

NDR Info | 24.01.2024 | 16:00 Uhr

Mehr Nachrichten aus Niedersachsen

Fahrzeuge stehen im Stau auf der Autobahn © Colourbox Foto: PetraD

Himmelfahrts-Wochenende: ADAC rechnet heute mit vielen Staus

Ausflüge an Seen, Küste und andere Naherholungsgebiete können für viel Verkehr auf den Autobahnen im Norden sorgen. mehr