Kommentar: CDU-Parteitag als Turbozünder im Landtagswahlkampf?
Der CDU-Parteitag in Hannover sollte bestenfalls auch eine Initialzündung für die niedersächsische CDU im Landtagswahlkampf werden. Das Ziel wurde zumindest teilweise erreicht.
Ein Kommentar von Katharina Seiler, Hauptstadtstudio Berlin
Der CDU-Parteitag, der nach fast drei Jahren erstmals wieder in Präsenz stattfand, wollte das Signal setzten: Die CDU ist wieder da - nach dem quälenden internen Führungsstreit und nach dem Wahldesaster bei der Bundestagswahl. Jetzt mit einem neuen Parteichef Friedrich Merz, der eine zerstrittene Partei geeint haben will und sie klar auf Oppositionskurs setzt. Und weil die niedersächsische Landtagswahl nicht mehr weit entfernt ist, sollte der Parteitag auch zum Turbozünder für den Wahlkampf des CDU-Spitzenkandidaten Bernd Althusmann werden. Ich würde sagen: Ziel erreicht - zumindest teilweise.
Verbales Feuerwerk von Merz
Der Oppositionskurs steht. Im Fach Attacke hat CDU-Chef Merz geliefert. Mit einem verbalen Feuerwerk gegen die Bundesregierung hat er der Partei die Seele gestreichelt und für stehende Ovationen gesorgt. Und auch inhaltlich legte ein Leitantrag zur Energiepolitik die Finger in die richtigen Wunden der Ampel-Regierung, zum Beispiel als der Parteitag den Weiterbetrieb der Atomkraftwerke forderte.
Diametrale Ansichten bei Debatten zur Frauenquote
Etwas schwieriger wurde es für die CDU dagegen bei den Debatten zur Frauenquote und zur Gleichstellung der Frau. Da wurde kontrovers und emotional und auch viel länger diskutiert, als es der Parteispitze Recht sein konnte. Und dabei wurde sichtbar, dass die CDU doch nicht ganz so geeint ist, wie sich das der neue Parteichef wünscht. Da prallten die Ansichten diametral aufeinander: Zwischen denjenigen, die eine CDU pur wollen mit einem Schwerpunkt auf wirtschaftsliberalen und konservativen Werten und denjenigen, die mit der CDU dran bleiben wollen an neuen gesellschaftlichen Veränderungen und die damit eben auch wählbar bleiben wollen - und das nicht nur für CDU-Mitglieder.
Gerade nochmal die Kurve bekommen
Am Ende hat die CDU mit knappen Abstimmungsergebnissen für die Frauenquote und die Gleichstellung gerade nochmal die Kurve bekommen. Für Jungwähler dagegen wird die CDU nicht attraktiver werden, wo ihnen doch ein verpflichtendes Gesellschaftsjahr drohen könnte, für das sich die CDU auf dem Parteitag entschieden hat.
Ob das nun der Turbozünder für Wahlkämpfer Althusmann wird? Mal sehen. Zumindest haben ihm die Delegierten keine größeren Knüppel zwischen die Beine geworfen.
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