Beruf Computerspielen: Aus dem Alltag einer Twitch-Streamerin

Stand: 31.01.2024 12:10 Uhr

Ronja verdient als "LostKittn" ihren Lebensunterhalt mit Computerspielen. Für viele jüngere Menschen ein Traumberuf. Leicht verdientes Geld sei das aber nicht, sagt die 31-Jährige aus dem Großraum Hannover.

von Gino Egbers

Ronja ist Streamerin. Sie spielt also Computer, während ihre Follower auf der Streaming-Plattform Twitch live zuschauen können. Mittlerweile werden ihre Streams täglich mehrere Tausend Mal geklickt. Wer bei "LostKittn" einschaltet, bekommt eine ordentliche Packung gute Laune um die Ohren gehauen. Während sie Computerspiele spielt, lacht, schreit und entertaint, schauen ihr Tausende dabei zu.

Als Streamerin eine Wochenarbeitszeit von 60 Stunden

Eigentlich ist Ronja gelernte Friseurin. Ihren Job als Angestellte hat sie vor eineinhalb Jahren aufgegeben. Seitdem verbringt sie täglich vier bis sieben Stunden vor der Kamera. Streaming sei genau das Richtige für sie, sagt sie. Aber als Selbstständige sei es mit der Performance vor der Kamera nicht getan. Mit Buchhaltung, Ideen-Entwicklung, Vor- und Nachbereitung komme sie oft auf eine 60-Stundenwoche. "Ich arbeite heute viel mehr als bei meinem vorigen Job", erzählt die 31-Jährige. Im Urlaub war sie seit drei Jahren nicht mehr.

"Ich gehe Umwege, damit mir keiner folgt"

Hinzu kommt, dass sie mit ihren 50.000 Followern mittlerweile eine Art "Promi-Status" besitzt. Sie werde auf der Straße erkannt und angesprochen, sagt sie. Ihren Nachnamen und ihre genaue Wohnadresse hält sie geheim, nur so viel: Sie lebt im Großraum Hannover. "Wenn ich auf der Straße erkannt werde, gehe ich manchmal riesige Umwege nach Hause, um sicherzugehen, dass mir keiner folgt", sagt Ronja.

Die Streamerin "Lostkittn" an ihrem PC. © NDR
Ronja als LostKittn in ihrem kleinen Studio. Zwischen 5.000 und 7.000 Euro hat die Technik gekostet, sagt sie.
Nur 0,06 Prozent aller Twitch-Streamer können davon leben

Unter Jugendlichen gilt Twitch-Streamer dennoch als Traumberuf. Wie ein Leak 2021 offenlegte, verdienen die Top-Streamer Deutschlands wie "MontanaBlack" oder "Knossi" jährlich Millionen. Damit gehören sie aber zu einer kleinen Minderheit unter den Streamern. Wie das Wall-Street-Journal errechnet hat, können nur 0,06 Prozent aller Twitch-Streamer von dem Geld leben.

Was ist Twitch?

Twitch ist mit weltweit etwa 30 Millionen Nutzerinnen und Nutzer pro Tag das beliebteste Live-Streaming-Videoportal der Welt. Jeder, der zusätzlich zu einem Computer über Webcam, Headset und Internet verfügt, kann dort kostenlos streamen. Manche sind darin besonders gut und beeindrucken die Zuschauer. Andere sind aber auch besonders schlecht - und sorgen eher für Lacher. Mittlerweile gibt es ein breites Angebot. Menschen, die kochen, Sport treiben oder aber, wie im Falle der "Marmeladenoma", ganz analog Bücher vorlesen. Sie hat übrigens knapp 83.000 Follower.

Wie verdient man mit Twitch Geld?

Zuschauende können für Geld bei Twitch Bits kaufen, eine Art "Twitch-Währung". 100 Bits kosten 1,59 Euro. Die können sie dann ihren Lieblingsstreamern während des Streams "zuwerfen", also schenken. "Man kann sich das vorstellen wie bei einem Straßenmusiker, dem man Geld in den Hut wirft, weil er einen unterhält", sagt Ronja. Außerdem können Fans für die Kanäle ihrer Streamer Abos abschließen. Sie zahlen dann monatlich einen Festbetrag und können dann als "Premium-Follower" den Stream werbefrei schauen.

Wie viel verdient Ronja als "LostKittn"?

Mehr als 80 Prozent ihrer Einnahmen generiert Ronja so über Twitch. Geschenk-Bits im Wert zwischen 5 und 50 Euro während eines Streams sind keine Seltenheit. Auch 1.000-Euro-Bits habe sie schon bekommen, sagt sie. Die restlichen 20 Prozent generiert die Streamerin über Werbepartnerschaften. Wie viel Ronja als "LostKittn" insgesamt verdient, möchte sie nicht erzählen. Schlecht gehe es ihr aber nicht. Ihre Wohnung in guter Lage sei über 100 Quadratmeter groß. Allein die Technik in ihrem Studio habe zwischen 5.000 und 7.000 Euro gekostet.

Gerade arbeitet Ronja zusätzlich zum Streamen an einem Urlaubskonzept. Sie möchte nach drei Jahren erstmals wieder verreisen. Um ihre Fans bei Stange zu halten, ist aber natürlich umfangreicher "LostKittn-Urlaubscontent" geplant.

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