Sturmflaute an der Küste: Hansa Rostock hofft auf Ende der Torlos-Serie
Der FC Hansa Rostock ist nach vier Pleiten in den vergangenen fünf Partien auf Platz 17 in der 2. Liga abgerutscht. Die Krise der Mecklenburger beruht primär auf ihren Angriffsproblemen. Mit nur 27 erzielten Treffern stellen die Hanseaten die schwächste Offensive im Bundesliga-Unterhaus.
Ein bisschen Brasilien an der Ostsee - dieses Gefühl bekamen die Zuschauer der Partie des FC Hansa Rostock gegen den FC St. Pauli am 25. November des vergangenen Jahres gleich zweimal vermittelt. Und zwar nach den Treffern zum 1:0 und 2:3 für die Hausherren. Erfolgreich gewesen war zuvor jeweils José Francisco dos Santos Júnior - den Fußball-Fans besser bekannt als Júnior Brumado. Der Welt-Hit "Samba de Janeiro" erklang anschließend aus den Lautsprechern des Ostseestadions.
Es waren bis dato die letzten Male, dass die Torhymne von Brumado in der Rostocker Arena abgespielt wurde. Denn diesem Doppelpack bei der 2:3-Pleite gegen die Hamburger ließ der 24-Jährige lediglich noch einen weiteren Treffer folgen. Am darauffolgenden Spieltag erzielte der Brasilianer auswärts gegen den Karlsruher SC (2:2) sein viertes Saisontor. Seitdem hat die Leihgabe vom FC Midtjylland nicht mehr getroffen - und steht dennoch gemeinsam mit Kai Pröger und Juan-José Perea noch immer auf Rang eins der internen Torschützenliste bei Hansa.
"Stets bemüht": Brumado Sinnbild der Hansa-Krise
Brumado ist so etwas wie ein Sinnbild der Rostocker Krise: Wie das Team startete auch der Stürmer stark in die Saison, um dann noch stärker nachzulassen. Aus dem einstigen Hoffnungsträger wurde ein Sorgenkind, mit dem Trainer Mersad Selimbegovic nun die Geduld verlor. Vor der Auswärtspartie am vergangenen Freitag beim FC St. Pauli kritisierte er Brumado öffentlich, monierte unter anderem, dass der Angreifer zu viele falsche Entscheidungen treffe und sich zu oft in Räumen bewege, in denen er der Mannschaft nicht helfe. Und dann stellte Selimbegovic dem 24-Jährigen auch noch ein wenig schmeichelhaftes Zeugnis aus: "Er ist stets bemüht."
Hieß im Klartext: Die Qualitäten von José Francisco dos Santos Júnior genügen nicht den Ansprüchen des Fußballlehrers Mersad Selimbegovic. Da war es beinahe schon logisch, dass der Trainer Brumado nicht in den Kader für die Partie gegen den Kiezclub nominierte. Ob diese Maßnahme nun nur ein Denkzettel war oder der Brasilianer bei Hansa ausgespielt hat, bleibt abzuwarten. Fakt aber ist: Auch ohne die Leihgabe aus Dänemark blieben die Mecklenburger am Millerntor ohne Tor- und Punkterfolg.
Leistung gegen St. Pauli macht Selimbegovic Mut
Und zum wiederholten Mal in dieser Saison ließen es die Rostocker im Angriff an der nötigen Entschlossenheit vermissen. So vergab Perea, der wie Brumado seine bis dato stärkste Phase im Hansa-Trikot zu Beginn der Spielzeit hatte, im ersten Abschnitt freistehend das 1:0. Mit einer Führung im Rücken wäre gegen den neuen Tabellenführer vielleicht eine Überraschung möglich gewesen. So aber konnten die Gäste ihre überzeugende Leistung in den ersten 45 Minuten im zweiten Abschnitt nicht bestätigen und verloren mit 0:1.
Selimbegovic war trotz der dritten Pleite in Folge zufrieden mit seiner Mannschaft. "Die Reaktion von der Truppe freut mich. Ich glaube, dass die Fans trotz der Niederlage eine Mannschaft gesehen haben, die bereit war, bis zum letzten zu kämpfen, zueinander zu stehen, für die Vereinsfarben alles zu geben. Und das ist das Einzige, was ich jeden Tag fordern darf und kann und das Einzige, was du jeden Tag bringen kannst", sagte der Bosnier.
Einsatz, Wille und Leidenschaft hätten bei seinem Team gestimmt, ergänzte der Coach: "Und den Rest müssen wir nachjustieren."
Hansa empfängt formstarken Karlsruher SC
Mit dem "Rest" sprach der 42-Jährige wohl primär die mangelnde Durchschlagskraft im Angriff an. Wie er diese bis Sonnabend, wenn Hansa den formstarken Karlsruher SC empfängt (13 Uhr, im Livecenter bei NDR.de) beheben will, verriet Selimbegovic nicht. Er könnte wie bereits gegen St. Pauli, als er seine Startelf im Vergleich zur Partie gegen den 1. FC Magdeburg (0:2) auf sechs Positionen veränderte, wieder die Rotationsmaschine anwerfen. Dagegen spricht jedoch die sehr ansprechende Vorstellung der Mannschaft gegen St. Pauli.
Am ehesten müssen wohl noch die glücklosen Stürmer Perea und Nils Fröling um ihre Plätze bangen. Für Linksaußen Fröling stehen Pröger und Christian Kinsombi als Alternativen bereit. Perea könnte durch Winterzugang Sveinn Aron Gudjohnsen ersetzt werden. Aber auch am Isländer hatte Selimbegovic zuletzt Kritik geübt. Er schaffe es nicht, über einen längeren Zeitraum mit hoher Intensität zu spielen, bemängelte der Coach.
Bliebe also noch Júnior Brumado. Sollte der Brasilianer auf seine Nichtnominierung für das St.-Pauli-Spiel mit überzeugenden Trainingsleistungen reagieren, könnte er zurück ins Team rutschen. Und vielleicht platzt dann ja ausgerechnet gegen den Club, gegen den er bis dato sein letztes Tor erzielte, wieder der Knoten beim Stürmer und es gibt nach über fünf Monaten wieder ein bisschen Brasilien an der Ostsee...