Dank Saliakas und der Super-Serie: St. Pauli fürs Stadtderby gewappnet
Der FC St. Pauli ist nach dem 3:2-Erfolg beim FC Hansa Rostock wettbewerbs- und saisonübergreifend seit 21 Pflichtspielen ungeschlagen. Der sportliche Höhenflug des Hamburger Fußball-Zweitligisten ist eng mit dem Namen Fabian Hürzeler verbunden. Aber nicht nur der Trainer hat in den vergangenen Monaten eindrucksvoll auf sich aufmerksam gemacht.
Wie es so ist, gegen die ganz großen Stars der Fußball-Branche zu spielen, Manolis Saliakas durfte es am vergangenen Dienstag hautnah erleben. In der EM-Qualifikationspartie Griechenlands gegen Frankreich (2:2) wurde St. Paulis Rechtsverteidiger fünf Minuten vor Ultimo eingewechselt und stand plötzlich unter anderem mit den französischen Weltmeistern Antoine Griezmann, Olivier Giroud und Kylian Mbappé auf dem Rasen des Stadions in Athen.
Der aus der Hafenstadt Iraklio stammende Saliakas feierte damit nach über zwei Jahren sein Comeback im Trikot seines Heimatlandes - und kam erstmals in einem Pflichtspiel für die Hellenen zum Einsatz. Die Nominierung fürs Nationalteam war für den 27-Jährigen eine Belohnung für seine starken Leistungen im Jersey des Kiezclubs, mit dem er in der kommenden Saison dann auch auf ein paar große Fußball-Namen treffen könnte.
Denn sollten Saliakas und St. Pauli in der (allerdings noch langen) Restsaison ihr seit Monaten sehr hohes Niveau halten können, dürften die Gegner in der neuen Saison unter anderem FC Bayern München, Borussia Dortmund und RasenBallsport Leipzig heißen.
Saliakas leitet mit Tor und Vorlage Wende gegen Hansa ein
Natürlich nicht nur, aber eben auch auf Saliakas sollten die Harry Kanes, Jamal Musialas und Leroy Sanés dann ein Auge haben, wenn es gegen den Hamburger Stadtteilclub geht. Denn der Grieche kann nicht nur viel und schnell laufen, sondern hat auch einen Zauberfuß, wie er am Sonnabend im Zweitliga-Norduell bei Hansa abermals unter Beweis stellte. Zunächst erzielte der 27-Jährige mit einem Außenrist-Schuss das 1:1, dann bereitete er mit einer präzisen Flanke das zweite St.-Pauli-Tor durch Marcel Hartel vor.
"Vollgas-Saliakas", wie ihn die "Bild" jüngst getauft hat, war also maßgeblich daran beteiligt, dass der Spitzenreiter die komplizierte Partie gegen zu Beginn sehr griffige Rostocker drehte und letztlich mit 3:2 gewann.
Hansa-Boss Marien lobt St. Paulis "unglaubliche Qualität"
Für den mit Ausnahme von wenigen Phasen abermals reifen Auftritt gab es anschließend sogar vom Gegner Lob. "Man muss wirklich sagen, dass St. Pauli eine unglaubliche Qualität in der ersten und auch in den Anfängen der zweiten Halbzeit hier vorgelebt hat und gezeigt hat, warum sie Tabellenführer sind", sagte Hansas Vorstandschef Robert Marien. Auch Coach Alois Schwartz gab unumwunden zu: "Wenn man das Spiel zusammenzählt, kann man schon sagen, dass Pauli dieses eine Tor besser war."
Grieche ein Sinnbild von St. Paulis Entwicklung
Die Hamburger sind aktuell das Maß aller Dinge im Bundesliga-Unterhaus. Ein Umstand, der auch darauf gründet, dass sich Akteure wie eben Saliakas kontinuierlich weiterentwickelt haben. Der 27-Jährige war 2022 aus seiner Heimat vom PAS Giannina auf die Reeperbahn gewechselt. Bereits nach seiner Premieren-Saison für die Hanseaten soll Interesse von anderen Clubs an dem Rechtsverteidiger bestanden haben. Nordrivale Werder Bremen wurde unter anderem als möglicher neuer Arbeitgeber des fleißigen Griechen gehandelt.
Konkrete Verhandlungen mit anderen Vereinen gab es aber wohl nicht. Warum auch? Es lief ja schon mit St. Pauli in der vergangenen Rückrunde richtig gut. Beinahe hätte der in der Winterpause akut abstiegsgefährdete Kiezclub nach einer unglaublichen Aufholjagd noch den Aufstieg geschafft.
Smith: "Beweisen tolle Comeback-Qualitäten"
So sollte es dann in dieser Serie weitergehen. Ging es auch. Wobei: nicht ganz. Denn in der aktuellen Runde tritt die Hürzeler-Mannschaft noch um eine Nuance abgeklärter, fußballerisch reifer und selbstbewusster auf als in der abgelaufenen Rückrunde. So ließen sich die Hamburger am Sonnabend weder von der hitzigen Atmosphäre im Ostseestadion noch einem frühen 0:1-Rückstand beeindrucken. "Wir beweisen in dieser Saison tolle Comeback-Qualitäten und haben auch heute nach diesem Rückschlag schnell drei Tore erzielt", freute sich Defensiv-Spezialist Eric Smith.
Kiezclub geht favorisiert in Derby gegen den HSV
Am kommenden Freitag (18.30 Uhr, im Livecenter bei NDR.de) wartet nun mit dem Stadtderby gegen den HSV die nächste Reifeprüfung auf St. Pauli. Die Favoritenrolle liegt nicht nur wegen der Tabellenführung, sondern auch wegen der insgesamt überzeugenderen Auftritte im bisherigen Saisonverlauf diesmal beim Kiezclub. Aber: "Das Derby wird ein ganz anderes Spiel", sagte Verteidiger Hauke Wahl mit Blick auf die große Rivalität beider Clubs und die zu erwartende knisternde Atmosphäre im Millerntorstadion.
Mit dem Heimvorteil sowie 21 ungeschlagenen Spielen in Serie im Rücken könnte St. Pauli den nächsten kleinen Schritt in Richtung Aufstieg machen - und zudem den HSV im Klassement auf sechs Punkte distanzieren. Und zudem wollen die Hürzeler-Schützlinge noch Revanche nehmen für die 3:4-Pleite im Volksparkstadion am 21. April diesen Jahres. Es war die bis dato letzte Niederlage des Kiezclubs.