Stand: 19.11.2013 17:11 Uhr

Rohstofflager: Behörden verharmlosen Gefahren

von Jörg Hilbert, Alexa Höber, Jan Liebold, Ingo Thöne & Birgit Wärnke

Es war eine nicht vollständig verschlossene Armatur, die es am Wochenende vermochte, die Bewohner rund ums ostfriesische Horsten in Angst und Schrecken zu versetzen. Öl schwamm auf den Wassergräben, sickerte in Wiesen und verunreinigte über sechs Kilometer Gewässer.

Es schien einzutreten, was so viele Anwohner befürchtet haben, denn sie wohnen auf einem der größten unterirdischen Rohstofflager Europas. Unter ihren Häusern, Wiesen und Feldern lagern Millionen Kubikmeter Gas und Erdöl in unterirdischen Kavernen. Kritiker warnen schon lange vor den Risiken dieser Lagerung und nun sah es so aus, als sei der schlimmste Fall eingetreten - ein Leck irgendwo unter der Erde.

Circa 40.000 Liter Öl sind ausgelaufen

Inzwischen ist die Ursache gefunden - eine nicht ganz geschlossene Armatur einer oberirdischen Leitung ließ bis zu 20 Stunden rund 40.000 Liter Öl auslaufen und die umliegenden Gewässer verschmutzen. Man habe das Leck verschließen können, so am Montag die offizielle Verlautbarung, es laufe kein weiteres Öl nach. Doch die Gewässer bleiben verschmutzt und es wird noch sehr lange dauern, bis die kontaminierten Böden gereinigt und das Wasser wieder sauber sind.

Probleme auch an anderen Orten

In Bremen-Farge kennt man solche Pr obleme. Dort betreibt die Bundeswehr seit Jahrzehnten ein großes Tanklager. Und von dort aus ist bleifreies Benzin ins Grundwasser der nahe gelegenen Wohngebiete gelaufen. Zur Ursache der Umweltverschmutzung gibt die Bundeswehr allerdings keine Auskunft. Und auch die Bremer Umweltbehörde konnte keine Angaben dazu machen. Erklärungsversuche, dass der Schaden aus dem 2. Weltkrieg stammt, weil man damals Tankwagen aus Angst vor Bombentreffern gezielt abgelassen habe, können offenbar nicht stimmen.

Im vergangenen Jahr deckten Reporter von Panorama 3 auf, dass die Verschmutzung frühestens in den 80er Jahren passiert sein kann. Die Berichte sorgten damals für große Unruhe bei den Anwohnern und in der Bremischen Verwaltung. Viele Anwohner fühlten sich schlecht informiert von Bundeswehr und Bremer Umweltbehörde. Umweltsenator Joachim Lohse (Grüne) erklärte die Aufklärung und Beseitigung des Umweltschadens daraufhin zur Chefsache.

Behörde warnt vor Grundwasserentnahme

Ein Jahr später ist allerdings noch nicht viel passiert. Die Bundeswehr saniert den Umweltschaden nur zögerlich und die Schadstofffahne breitet sich weiter aus. Mittlerweile warnt die Bremer Umweltbehörde in zwei Wohngebieten vor der Grundwasserentnahme und auch die in der Nähe gelegenen Trinkwasserbrunnen des Wasserwerkes Blumenthal sind gefährdet. Die Mitarbeiter der Wasserwerke sind alarmiert, ziehen regelmäßig in kurzen Intervallen Proben. "Ich denke, ausschließen, dass das irgendwann passiert, das kann kein Mensch im Moment", so Christoph Brinkmann vom Wasserversorger SWB Bremen.

Anwohner fordern endlich Taten

Und so wachsen die Sorgen der Anwohner weiter. Sie wollen von der Bundeswehr und vom Bremer Umweltsenator endlich Taten sehen, fordern eine Lösung und plädieren für die Schließung des Tanklagers. Der Umweltsenator Joachim Lohse verweist auf die nach wie vor gültige Betriebsgenehmigung für das Tanklager. Er meint, ein Weiterbetrieb behindere nicht die Sanierung des Umweltschadens.

"Ich nehme es sehr ernst, diesen Grundwasserschaden zu sanieren, das müssen Sie mir glauben", erklärte er vor drei Wochen vor dem örtlichen Umweltausschuss. Doch wie lange die Sanierung dauern wird und was die Ursache für den Umweltschaden ist, dazu konnte der Senator noch immer so gut wie nichts sagen. Die Anwohner wollen jetzt mit Protestaktionen auf ihre Situation aufmerksam machen. Sie wollen konsequentere Sanierungsmaßnahmen und eine Stilllegung des Tanklagers durchsetzen.

Dieses Thema im Programm:

Panorama 3 | 19.11.2013 | 21:15 Uhr

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