Stand: 22.10.2013 17:50 Uhr

Wenn der Tierschutz auf der Strecke bleibt

von Jan Körner, Pippa Nachtnebel

Börger bei Meppen im Emsland. Hier wohnt Familie Kerssens. Im Wohngebiet der Familie liegt im Sommer ein unerträglicher Gestank in der Luft. Vor allem wenn es heiß wird. Im Juli dieses Jahres macht Familie Kerssens auf einem Nachbargrundstück, als sie ihren Hund wieder einfangen will, einen grausamen Fund.

Auf dem Gelände einer Schäferei liegen massenhaft Schafkadaver voller Fliegen und Dreck, zusammen mit Resten von Eingeweiden und Gebeinen. Entsorgt einfach auf dem Gelände. Die Familie verständigt das Veterinäramt. Vertreter des Amtes sind schnell vor Ort. Der Schäfer bekommt offenbar Auflagen, nach etwa zehn Tagen sind einige Schafkadaver entsorgt.

Die Zustände ändern sich nicht

Dennoch: Die katastrophalen Zustände in dem Stall haben sich nicht nennenswert verbessert. Kontakt zu den Kerssens sucht das Veterinäramt nicht. Hans Kerssens ist über die Arbeit des Veterinäramtes frustriert: "Oft genug Bescheid bekommen haben die. Leider Gottes sind wir nicht diejenigen, die sich darum kümmern müssen. Wir sind diejenigen, die die Augen aufhalten sollten. Und dementsprechend so etwas auch mal anzeigen sollten."

Der ganze Boden voller toter Schafe

Zwei Monate später besucht ein Team von Panorama 3 gemeinsam mit den Kerssens den Schafstall und macht eine grausige Entdeckung: Es liegen nicht nur weiterhin Reste der Schafkadaver auf dem Boden verstreut. Der ganze Boden ist übersät mit toten Schafen. Er besteht förmlich aus einer Mischung aus Mist, Stroh und Kadavern. Familie Kerssens zeigt Panorama 3 die lebenden Schafe des Betriebs. Die Tiere auf einer Weide am Stadtrand sind in einer jämmerlichen Verfassung.

Warum der Schäfer überhaupt noch Tiere halten darf, warum das Amt nicht längst ein Tierhaltungsverbot ausgesprochen hat bleibt unklar. Schließlich sind dem Amt die problematischen Verhältnisse in der Tierhaltung des Schäfers seit Januar 2010 bekannt.

Veterinäramt will die Bilder nicht sehen

Gerne hätte Panorama 3 dem verantwortlichen Veterinäramt die aktuellen Bilder aus dem Stall gezeigt. Deshalb hat sich ein Reporterteam auf den Weg nach Meppen gemacht. Doch dort bei dem zuständigen Veterinäramt möchte niemand die Bilder sehen. Schriftlich erklärt man uns, der Betreib sei "von 2009 bis heute insgesamt 16 Mal kontrolliert" worden: "Die amtlichen Anordnungen sind durch den Tierhalter erfüllt worden."

Dieses Thema im Programm:

Panorama 3 | 22.10.2013 | 21:15 Uhr

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